Mainz feiert die drei Gründer von Biontech mit der höchsten Würdigung der Landeshauptstadt. So war der Festakt in der Rheingoldhalle.
MAINZ. „Wenn Sie in Mainz jemand nach dem Weg fragt, dann halten Sie an. Bleiben Sie stehen!“ Denn nur, weil die Mainzer das gemacht haben, damals vor zwanzig Jahren, als sich Özlem Türeci und ihr Mann Ugur Sahin zwischen Mainz und München als künftige Wirkungsstätte zu entscheiden hatten, ist die Landeshauptstadt heute die Heimat derjenigen Forscher, die der Welt als Erste den Weg aus der Pandemie geebnet haben. Nur deswegen kann Oberbürgermeister Michael Ebling diesen Appell heute augenzwinkernd in den frisch sanierten Kongresssaal der Rheingoldhalle schicken. 500 geladene Gäste aus Politik und Wirtschaft sitzen hier geimpft, geboostert und frisch getestet mit den beiden verblieben Ehrenbürgern Monsignore Klaus Mayer und Margit Sponheimer zusammen, um mitzuerleben, wie die Universitätsprofessoren und Gründer von Biontech zu Mainzer Ehrenbürgern ernannt werden. Christoph Huber, Özlem Türeci und Ugur Sahin.
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„In Köln“, erzählt Sahin von seiner Heimatstadt, „da zeigen einem die Menschen im Vorbeigehen den Weg. In Mainz, da bleiben sie stehen. Das hat uns beeindruckt.“ Und die Stadt wiederum darf zu recht beeindruckt sein, von diesen drei Menschen, die da in der Rheingoldhalle ganz bescheiden neben Ebling und Gundula Gause auf der Bühne stehen. Die ZDF-Frau führt durch eine Talkrunde, in der es um Biontechs Entwicklung und die Verbindung zum Standort geht. Ein paar Minuten nur, in denen mehr als deutlich wird: Was in den Mainzer Biontech-Laboren passiert, ist bahnbrechend. Diese drei sind im Begriff, die Krebstherapie zu revolutionieren, haben Mainz zu einem international anerkannten Standort für Forschung und Biotechnologie gemacht. Und dennoch, bringt es Ebling auf den Punkt, habe man stets den Eindruck, „dass sie jetzt eigentlich lieber im Labor stehen würden.“
Mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben
Da stehen sie, die neuen Ehrenbürger. Mit beiden Beinen auf dem Boden. Bringen demnächst einen Impfstoff gegen Omikron auf den Markt, haben gerade von ihrer Zuversicht gesprochen, dass sie auch künftig mit der Entwicklung der Pandemie werden Schritt halten können, stehen an der Spitze eines multimillionenschweren Unternehmens – und scherzen mit dem Oberbürgermeister und der Moderatorin über die teils abenteuerlichen Radwege in der Mainzer Innenstadt.
Kein Wunder also, dass Wissenschaftsminister Clemens Hoch den Biontech-Gründern versichert: „Den Platz in unseren Herzen haben Sie.“ Mainz sei keine Nebensächlichkeit auf ihrem Weg gewesen, sondern ein Ort, an dem sie einen Platz zum Wohnen und Forschen gefunden hätten. Und da zeige sich auch, schickt Hoch ein Lob an seine Vorgängerin Doris Ahnen, inzwischen Mitglied des Landtags und Finanzministerin, „dass es sich lohnt, in neue Technologien zu vertrauen und die politischen Weichen dafür zu stellen.“ Biotechnologie sei die Schlüsselwissenschaft des 21. Jahrhunderts und man setze mit Stadt, Land und Bund alles daran, Rheinland-Pfalz zu einem führenden Biotechnologie-Standort zu entwickeln. Biontech habe hierfür die Tür geöffnet, jetzt müssten andere nur noch hindurchgehen. Dafür sei es allerdings nötig, wünscht sich Huber, dass das Vertrauen, dass die Wissenschaft die Macht habe, Probleme zu lösen, in der Gesellschaft wachse.
Krieg in der Ukraine überschattet Festakt
Es gebe für eine Stadt kein größeres Glück, freut sich derweil Ebling, als der Welt ein Geschenk machen zu können, das den Lauf der Geschichte verändern könne. Das einen Keim lege, für die Revolution von Wissenschaft und ihrer Möglichkeiten. Seiner Stadt sei das nach der Erfindung des Buchdrucks jetzt ein weiteres Mal gelungen. Das Unternehmen habe den Menschen Hoffnung geschenkt. Darauf, sich bald wieder mit Freunden und der Familie treffen zu können, aber auch die Hoffnung auf eine Biotechnologie, die Medizin und Forschung grundlegend verändern werde. Und ja, natürlich tragen die drei Biontech-Gründer dazu bei, „dass alles, was sie an unserer Stadt lieben, jetzt aufblühen darf.“ Man sei stolz auf seine drei neuen Ehrenbürger, „und noch stolzer darauf, dass sie Mainz ihre Heimat nennen.“
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Und dann wird es doch noch ernst, auf dieser bis dahin so kurzweiligen und heiteren Veranstaltung. Gause hat gerade nach den persönlichen Wünschen der drei Biontech-Gründer gefragt. „Als wohlerzogene Ehefrau sage ich dann immer: Alles was mein Mann gesagt hat und Weltfrieden“, lange Zeit sei das ein Spaß gewesen, sagt Türeci. Angesichts des Krieges in der Ukraine nicht mehr. „Mainzer haben damit begonnen, Flüchtlinge aufzunehmen, wir gehören zu ihnen. Und wir wünschen uns, dass wir als Stadt auch hier als Vorbild vorangehen.“