„Meeting of Styles“ in Mainz-Kastel: Brückenkopf wird zur Mega-Galerie
„Between the lines“ lautete das Moto des Graffiti-Festivals „Meeting of Styles“ unter dem Kasteler Brückenkopf. Ein Jahr lang - bis zum nächsten Festival - sind nun die neuen Bilder von 130 Künstlern zu bewundern.
Von Björn Schneider
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WIESBADEN - Ein überdimensionaler Affe auf einer Banane, ein grinsender und surreal anmutender Totenkopf und Angela Merkel beim Debattieren mit anderen Politikern – nur einige der neuen Motive, die seit dem Wochenende die Wände unter dem Brückenkopf zieren. Und die Kasteler Unterführung damit zu einer der größten Open-Air-Galerien in Deutschland machen.
Von Donnerstag bis Sonntag traf sich unter der Theodor-Heuss-Brücke beim „Meeting of Styles“ wieder die Elite der internationalen Graffiti-Szene. Rund 130 Künstler aus der ganzen Welt kreierten dutzende neuer Graffiti-Kunstwerke. Neben der Graffiti-Kunst gab es zahlreiche DJ-, Rap- und Hip-Hop-Sessions, Partys sowie Stände mit Hip-Hop-Utensilien, Bildern und Textilien.
Tausende Interessierte kommen
„Between the lines“ lautete Motto des Festivals, das das gesamte Wochenende über tausende Interessierte anlockte. Unter den Besuchern befanden sich auch etliche Vertreter aus der Lokalpolitik, die sich ein eigenes Bild von der Atmosphäre bei einem der größten Kultur-Ereignisse der Region machen wollten. Stadtverordnetenvorsteherin Christa Gabriel und AKK-Stadtrat Rainer Schuster schauten am Samstagnachmittag ebenso vorbei wie Oberbürgermeister Sven Gerich, der Stammgast beim „Meeting of Styles“ ist. Seit vielen Jahren schon komme er immer wieder sehr gerne vorbei, so Gerich. „Die Stimmung und das Miteinander beim Festival sind einmalig.“
Seit dem Wochenende kann man am Brückenkopf neue Kunst im Großformat erleben. Foto: hbz/Kristina Schäfer
Gerich und die anderen Besucher wollten den Künstlern über die Schulter schauen und hautnah dabei sein, wenn auf den gut 4.000 Quadratmetern Wandfläche auch wieder politische Kommentare zu unserer Zeit und ihren Problemen entstehen. Dabei arbeiteten die Sprayer auf teils meterhohen Gerüsten und Leitern, manchmal auch über Kopf, um an die entlegensten Stellen der Wände zu gelangen. An manchen Motiven waren bis zu 25 Künstler gleichzeitig beschäftigt und jeder ließ seine eigenen, ganz individuellen Ideen einfließen.
Crews und Indivualisten
Einige Sprayer vermengten ihre Gemälde, oft nur sehr subtil durch kleine Details oder winzige Elemente in den Motiven, mit zielgerichteten politischen Botschaften. Oder Anspielungen auf das diesjährige Motto. Wie zum Beispiel die Künstler-Crew „Friendly Fire“, die versuchte, das Motto wortwörtlich in ihr Gemälde zu übersetzen. „Unsere Grundlage sind Geraden und Linien, die wir spielerisch einsetzen und erweitern“, sagte einer der Sprayer.
In der Szene gibt es viele solcher Gruppen, die gemeinsam ein Kunstwerk schaffen. Oder Individualisten, die allein an einem Motiv arbeiten.
Doch egal ob „Crew“ oder Individualkünstler: Die einzelnen Bestandteile der Motive lassen sich am Ende immer zu einem Gesamtkunstwerk zusammenfassen. Eines zeigt etwa einen aus einer Art futuristischem Prisma herausragenden kleinen Jungen. Neben ihm ist ein moderner Düsenjet zu sehen. Farblich sind die beiden Elemente in ihrem lilafarbenen, warmen Grundton stimmig und harmonisch aufeinander abgestimmt. Genau so, wie es auch bei den anderen, ebenso fantasievollen wie ästhetisch hochwertigen Werken der Fall ist und die nun ein Jahr lang die Wand unter dem Kreisel schmücken werden.