Leser spenden - Ortsbesuch in Ahrbrück und Hönningen

Das Drohnen-Foto zeigt die Verwüstung von Ahrbrück.  Foto: Lukas Görlach

Am Oberlauf der Ahr haben die Fluten ebenso heftig wie anderswo gewütet. Hilfe ist dringlich – auch wenn die Schäden am Dorf und an der Seele nicht schnell zu heilen sind.

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AHRBRÜCK/HÖNNINGEN. Die Kanzlerin war in Schuld. Der Bundespräsident in Erftstadt. Die Fernsehkameras übertragen die Katastrophe und die verzweifelten Versuche ihrer Bewältigung regelmäßig auch aus Bad Neuenahr und Ahrweiler. Nach Ahrbrück und Hönningen schaut bisher fast niemand. Das ist der Grund, warum die Leserhilfsaktionen der Zeitungen der VRM entschieden haben, für die Opfer in diesen beiden Eifel-Gemeinden Spenden zu sammeln.

Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Die Leser der Titel der VRM spenden für Opfer der Flutkatastrophe in Ahrbrück und Hönningen. Fotos: Lukas Görlach
Bei dem Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind mindestens 180 Menschen ums Leben gekommen.
Das Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz kostete 130 Menschen das Leben.

Die Verwüstungen an den Häusern und den Seelen sind hier nicht weniger schlimm. Von neun Menschen aus Ahrbrück gilt als sicher, dass sie in den Fluten der Ahr ertrunken sind. Ein halbes Dutzend weitere gelten als vermisst. Eine Woche nach der Katastrophe schwindet auch bei ihnen die Hoffnung. Und von den meisten von ihnen wird nie jemand Abschied nehmen können.

Fünf Häuser haben die Fluten mit sich gerissen

Fünf Häuser sind in Ahrbrück und im benachbarten Hönningen von den Fluten mitgerissen worden. Ein weiteres Dutzend ist schon abgerissen, seit vor ein paar Tagen schwere Bagger und die 40-Tonner in die ehemals so idyllischen Eifeldörfer eingefallen sind. 100 bis 140 Häuser im Tal gelten als unbewohnbar.

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Sieben Brücken sind an der Ahr und am inzwischen wieder friedlichen Kesselinger Bach weggerissen worden. Passierbar ist nur noch die alte Brücke über die Ahr, deren massive Bauweise trotzdem mehreren Menschen zum Verhängnis geworden ist. Dazu später. In Hönningen sind auch der Kindergarten, Sportheim und Sportplatz ein Opfer der Verwüstung geworden. Soweit die Fakten.

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Fast alles andere kann man aus dem Gesicht von Walter Radermacher lesen. In der Katastrophennacht am vergangenen Mittwoch war der Ortsbürgermeister auf der abgeschnittenen Seite von Ahrbrück mit anderen in dem kleinen Bahnhof gefangen, der zugleich als Bürgerhaus diente. Nachdem sie alle ihre Haut retten konnten, ist der 65-jährige ununterbrochen im Kriseneinsatz. Aus seinem Gesicht spricht noch immer der Schock über das Unmögliche, das Leid über die Verlorenen, die Konzentration auf die Entscheidungen, die seit Tagen im Zehnminutentakt zu treffen sind und die große Müdigkeit, für die keine Zeit ist.

„Wir sind am Abend mit der Feuerwehr durch die Ahrstraße gezogen und haben die Menschen aus ihren Häusern geklingelt“, erzählt Radermacher, der sich als ehrenamtlicher Ortsbürgermeister nach der Pensionierung vor einem knappen Jahr um all die Projekte kümmern wollte, die Ahrbrück attraktiver und lebenswerter machen sollten. Die Ahrstraße verläuft parallel zum Bachtal. Mehr als drei Meter hoch stand hier das Wasser, kein Haus ist hier heute mehr bewohnbar. Aber hier konnten zumindest alle Menschen gerettet werden. All jene, die es nicht mehr über die alte Brücke auf die andere Seite des Ortes geschafft hatten, die brachte Radermacher in Sicherheit.

Walter Radermacher, Bürgermeister von Ahrbrück.  Foto: Lukas Görlach
Walter Radermacher, Bürgermeister von Ahrbrück. (© Lukas Görlach)

Als das Wasser auch in den Bahnhof eindrang, kam Panik auf. Die Gruppe konnte sich vor den Sturzfluten aber zum Glück in die beiden Mietwohnungen im Obergeschoss des Gebäudes retten. Auf der anderen Seite des Flusses spielten sich die tödlichen Dramen ab. Baumstämme, Wohnwagen und anderer Unrat hatten sich an der historischen Brücke in unglaublicher Menge aufgestaut. In der Mitte hielt das betonsanierte Bauwerk diesem unglaublichen Druck zwar stand. Als es aber die Auffahrrampe zu der Brücke wegriss, brachen sich mit einem Ruck unfassbare Kräfte Bahn. Die ersten beiden Häuser in Brückennähe wurden von den Wassermassen mitgerissen, sogar die Kirche wurde unterspült.

Vater und Kind geborgen – von Glück spricht niemand

Auf dem Dach des einen Hauses eine vierköpfige Familie, in dem anderen Haus eine fünfköpfige. Allein der Vater der Familie auf dem Dach konnte sich mit einem Kind im Arm in die Krone eines Baumes retten. Als die Wassermassen später zurückgingen, wurden sie geborgen. Von Glück mag niemand sprechen.

Heute sind die Ufer der Ahr in Hönningen und Ahrbrück eine einzige Wüstenei. Doch auch jetzt kann man sich die unglaublichen Wassermassen kaum noch vorstellen. In der Geschäftigkeit der Verzweiflung haben die Bürger und die vielen Helfer die Straßen bereits vom Unrat befreit. Ein Ratsmitglied, das bei einer Baufirma beschäftigt ist, hat fast im Alleingang die Auffahrt zur Brücke wieder zugeschüttet, wie man auf dem Drohnenfoto gut sieht. Eine Heldentat. Seither leisten die Abriss- und Schaufelbagger auch auf der zunächst abgeschnittenen Seite des 1200-Seelen-Dorfes ganze Arbeit. Seither hüllen die unaufhörlich hin- und herfahrenden Kippmulden-Laster die Talaue in öde Staubfahnen.

Uta und Winfried Hupperich in den Trümmern seines Elternhauses. Das Wasser stand bis zur Decke. Ob das Haus zu halten ist, muss sich erst noch herausstellen.  Foto: Lukas Görlach
Uta und Winfried Hupperich in den Trümmern seines Elternhauses. Das Wasser stand bis zur Decke. Ob das Haus zu halten ist, muss sich erst noch herausstellen. (© Lukas Görlach)

Uta und Winfried Hupperich gehören zu den wenigen Bewohnern der Ahrstraße, die noch den Anblick der Häuser ertragen, die vor der Flut ihr Heim waren. Die 79-Jährige und ihr 81-jähriger Mann haben sich zwei Plastikstühle in eine Nische gestellt, um zu verfolgen, wie ihr Haus, das sie Ende der 60er gebaut haben, von allem Unrat befreit wird. Die Nische gehört zum Elternhaus von Winfried Hupperich, das schon freigeräumt wurde und in das wir uns für das Gespräch zurückziehen. Dass die Zeitungen der VRM ihre Leser und die Follower auf ihren Online-Kanälen auffordern, für die Menschen in Ahrbrück und Hönningen zu spenden, finden sie großartig. „Solche Zeichen halten uns aufrecht“, sagt Uta Hupperich, „genauso wie die vielen Helfer im Dorf, die einfach von irgendwoher gekommen sind und mit unseren Leuten schuften.“ Eilfertig schiebt sie hinterher, dass sie und ihr Mann nicht zu den Begünstigten dieser Spendenaktion zählen müssen.

Verein übernimmt Spendenvergabe

„Wir haben einen klaren Plan“, sagt Walter Radermacher, der nicht nur Ortsbürgermeister in Ahrbrück ist, sondern auch Vorstandsmitglied im Bürgerverein. Der übernimmt die Vergabe der Spendengelder: „Die Menschen, die von einer kleinen Rente leben, die von Grundsicherung leben, und die alles verloren haben, denen werden wir mit den Spendengeldern vorrangig helfen“.

Zwei Fragen zum Abschied: Erstens: Was hat diesen klaren Kopf in den vergangenen Tagen am meisten gerührt? „Wir hatten hier eine kirchliche Jugendgruppe aus Krefeld, die sich zum Abschied auf unserer Brücke aufgestellt hat und einen Choral angestimmt hat“, berichtet Radermacher. Und wovor hat er Angst? „Vor dem Regen in der kommenden Woche. Wenn es wieder stark regnen sollte, sehe ich hier schon unsere traumatisierten Leute schreiend durchs Dorf rennen – ganz unabhängig von der Bedrohungslage.“