Käufer zahlen nicht: Warten am Flughafen Hahn geht weiter

Die im Juni als Käufer präsentierten Investoren des Hunsrück-Flughafens Frankfurt-Hahns haben nicht gezahlt. Die Anspannung bei den Beschäftigten am insolventen Airport wächst.

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Hahn. Die Hängepartie um den Verkauf des insolventen Hunsrück-Flughafens Hahn geht in eine neue Runde. Denn die Käufer des Airports haben trotz einer Frist, die in der Nacht zum Mittwoch ablief, die Kaufsumme nicht bezahlt. Der Frust am Tag danach ist bei Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner klar heraus zu hören: "Der Vollzug des Kaufvertrags verzögert sich leider nochmals", teilte er mit - ohne ins Detail zu gehen.

Er stehe weiter mit dem Käufer, der Investorengruppe Swift Conjoy GmbH, in Kontakt, um den Vollzug zu realisieren. "Gleichzeitig prüfe ich aber weitere Maßnahmen, um schnell Klarheit für den Flughafen Frankfurt-Hahn zu schaffen", schrieb Plathner in einer knappen Erklärung. Die Höhe des Kaufpreises ist weiter geheim.

Die Nachricht über den verzögerten Verkauf löste bei den rund 400 Beschäftigten am Hahn Verunsicherung aus. "Die Arbeitnehmer sind sehr angespannt", sagte der Rechtsanwalt des Betriebsrates am Hahn, Georg Wohlleben, in Trier. Seit das Land Rheinland-Pfalz 2017 seine Anteile (82,5 Prozent) für rund 15 Millionen Euro an den chinesischen Konzern HNA verkauft habe, habe der Flughafen eine "sehr wechselhafte Geschichte" erfahren. "Seit Jahren ist da nie Ruhe drin."

Jurist rechnet nicht mehr mit Kauf

Die Insolvenz der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH wegen finanzieller Schieflage der HNA im Oktober 2021 sei "schon ein Schlag" gewesen, sagte Wohlleben weiter. Nach dem Kaufvertrag mit der Swift Conjoy aus Frankfurt Ende Juni habe man dann gehofft, in ruhigeres Fahrwasser zu kommen. "Und jetzt geht das alles wieder von vorne los." Das Land Hessen hält am Hahn noch einen Minderheitsanteil von 17,5 Prozent.

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Der Jurist geht davon aus, dass Swift Conjoy den Kauf nicht mehr vollziehen wird. "Ich würde keine Wette darauf abschließen, dass dieses Geschäft noch durchgeführt wird mit diesem Käufer." Seine Begründung: Wenn der Käufer das Geschäft hätte abschließen wollen, wären schon längst Maßnahmen angelaufen. "Und dann hätte der Betriebsübergang zum 1. September stattgefunden."

Stattdessen habe es keine größere Kontaktaufnahme der Investorengruppe gegeben mit Betriebsrat, Gewerkschaft oder potenziellen Geschäftspartnern. Wohlleben sagte, er habe mit seiner Kanzlei schon viele Betriebsübergänge und Unternehmensverkäufe begleitet. "Aber das hier haben wir so noch nicht erlebt."

Die gute Nachricht am Mittwoch lautete: "Der Flughafenbetrieb wird in vollem Umfang weitergeführt", sagte Plathner. Und sein Sprecher betonte: "Das steht über allem." Darauf könnten sich die Airlines, die Passagiere und die Mitarbeiter verlassen. Der Flugbetrieb auf dem Airport läuft derzeit normal. Im aktuellen Winterflugplan werden vom Hahn mehr als 30 Ziele angeflogen.

Der Billigflieger Ryanair hat seinen Sommerflugplan 2023 für den Hahn noch nicht komplett bekanntgegeben. Bisher sind nur Strecken nach London-Stansted und Palma de Mallorca buchbar. An anderen Airports in Deutschland, die Ryanair bediene, sei zumindest der erste Teil des Sommerflugplans eingestellt, teilte die Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen Hahn mit. Auf dpa-Anfrage teilte Ryanair mit: "Unser vollständiger Flugplan für den Sommer 2023 wird noch bekanntgegeben."

Betriebsratsvize Karl-Heinz Heinrich sagte, der Hahn sei nach der Entspannung der Corona-Pandemie wieder im Aufwind: "Wir haben immer noch schwarze Zahlen, der Flugbetrieb läuft gut." Weihnachten werde diese Entwicklung noch beflügeln. Plathner und der Chef für das operative Geschäft, Rüdiger Franke, werden den einzigen größeren Airport in Rheinland-Pfalz laut Heinrich vorerst weiter führen.

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Einistiger Militärflughafen seit 1993 im zivilen Betrieb

Der einstige US-Militärflughafen wird seit 1993 zivil betrieben. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres zählte der Hahn nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) gut eine Million Fluggäste inklusive Transit. Das waren 123 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum - aber knapp 200 000 weniger als im 2019 vor Corona. 2007 hatte der Hahn noch über vier Millionen Gäste gezählt.

Der Schwerpunkt am Hahn sei aber das Frachtgeschäft, sagte Wohlleben. Der Flughafen könne mit einer 24-Stunden-Fluggenehmigung punkten, die bundesweit gerade mal eine Handvoll Airports hätten.

Holding des Nürburgringes war wohl interessiert

Bei Swift Conjoy handelt es sich um ein Konsortium zweier Unternehmen. Die Gesellschaft Conjoy Investment Partners ist laut Sprecher des Insolvenzverwalters erst 2021 von englischen und australischen Luftfahrt- und Touristikunternehmern gegründet worden. Die Frankfurter Swift Holding kümmert sich nach eigenen Worten um Immobilienprojekte. Nun könnten wegen der ausbleibenden Zahlung für den Hahn womöglich Schadenersatzansprüche auf Swift Conjoy zukommen, hieß es in Flughafenkreisen.

Wie es nun weiter geht? Insider gehen davon aus, dass Plathner nun auch mit anderen Unternehmen sprechen wird, die bei dem Verfahren dabei waren. Wohlleben sagte: "Ich denke, dass der Insolvenzverwalter jetzt zumindest mal an die Nummer zwei auf der Liste herantritt." Um wen es sich dabei handelte, durfte er nicht sagen. Wichtig für die Beschäftigten sei, dass es jemand sei, der den Flughafen weiter betreibe. "Alles andere wäre wirtschaftlich unklug, keine Frage."

Mit im Rennen um den Hahn ist einst nach eigenen Angaben die NR Holding AG des Nürburgrings gewesen. Neue derartige Verhandlungen hat die Gesellschaft um den russischen Unternehmer Viktor Charitonin kürzlich dementiert. Doch da war die Zahlungsfrist für Swift Conjoy noch nicht abgelaufen. Die weltberühmte Rennstrecke gilt mit zahlreichen Standbeinen vom Motorsport über Firmenevents bis zum Musikspektakel "Rock am Ring" als wirtschaftlich erfolgreich.