Jetzt ist der Rat der Radler gefragt

Viel Platz für Autos, wenig Raum für Radfahrer und Fußgänger. Das mag ein Grund dafür sein, dass in Wetzlar nur wenige Wege mit eigener Muskelkraft bewältigt werden. Die Bürger bekommen am 12. September die Chance, Vorschläge für Verbesserungen zu machen.  Archivfoto: Reeber

Über das miserale Wegenetz in Wetzlar meckern ist das eine – nun erhalten Radler und Fußgänger die Chance, ihre Vorschläge und Ideen für Verbesserungen der...

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Wetzlar. Über das miserale Wegenetz in Wetzlar meckern ist das eine – nun erhalten Radler und Fuß;gänger die Chance, ihre Vorschläge und Ideen für Verbesserungen der Situation einzubringen.

Mit einem Bürger-Workshop am 12. September (siehe Kasten) beginnt gewissermaß;en die zweite Phase in der Erstellung des ersten Rad- und Fuß;wegekonzeptes für die Stadt.

Seit dem Start ihrer Arbeit am 1. Juli haben Alexander Gardyan und seine Mitarbeiter vom Planungsbüro IKS aus Kassel vor allem eine Bestandsaufnahme gefertigt. Wo gibt es Probleme im Rad- und Fuß;verkehr in der Stadt? Wo liegen Konfliktpunkte? Solche Fragen wurden abgearbeitet. Unfallzahlen wurden ausgewertet, die Stadt mit Rad und Kamera abgefahren. "Wir haben daraus den Entwurf eines Konzepts erstellt, das wir beim Bürgerworkshop vorstellen wollen", sagt Gardyan.

Die Wegeführung an den Ein- und Ausfallstraß;en wird ein Schwerpunkt des Workshops sein

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Das Ziel ist klar: Im Workshop soll sich zeigen, ob die von den Planern ermittelten Problemstellen auch von den Nutzern so wahrgenommen werden. Zudem wolle man weitere Anregungen aufnehmen. "Der Workshop ist ergebnisoffen", betont Manfred Schieche von der Stadtverwaltung.

Zu den bisher ermittelten Konfliktstellen im Netz will Gardyan auf Nachfrage nicht zu viel verraten. Nur so viel steht bereits fest: Die Radwegeführung an den Ein- und Ausfallstraß;en wird ein Schwerpunkt, ebenso die Abstellmöglichkeiten für Räder. Der Planer vertritt die Ansicht, dass Radwege gerade an den wichtigen Hauptstraß;en am besten auf Fahrbahnniveau geführt werden, nicht gemeinsam mit Gehwegen. Als Negativbeispiel gilt die Braunfelser Straß;e.

Bei Umweltdezernent Norbert Kortlüke (Grüne) rennen die Planer damit quasi offene Türen ein. Er begrüß;t die gleichrangige Führung mit dem Autoverkehr. Kortlüke spricht auch Fahrradampeln und separate Aufstellspuren vor Autos als Neuerungen in Wetzlar an.

Doch wie gesagt: Viel von dem, was als Wohltat auf Wetzlars Radler und Fuß;gänger zukommen wird, soll sich im Zusammenspiel mit den Bürgern ergeben. Im ersten Workshop geht es dabei um grundlegende Anregungen statt um Details. Um diese Grundlagen mit Daten anzufüttern, hat IKS Verkehrszählungen durchgeführt, zuletzt wurde am Dienstag an acht wichtigen Straß;en und der Radverkehr erfasst. "Die Ausfallstraß;en sind auf jeden Fall ein Knackpunkt in Wetzlar. Es wäre schön, wenn uns das durch die Rückmeldungen der Bürger bestätigt würde", sagt Gardyan.

Das fertige Konzept soll dem Parlament Mitte 2019 zur Beratung vorgelegt werden

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Wie geht es weiter? Nach Workshop und Radspaziergängen ist im Frühjahr ein zweiter Workshop geplant, bei dam IKS dann ein detailliert ausgearbeitetes Konzept vorlegen will, in dem sich Ideen der Bürger wiederfinden sollen. Geplant ist, das fertige Konzept im Sommer den städtischen Gremien zur Beratung vorzulegen.

"Das langfristige Ziel ist eine durchgehende Führung der Radfahrer durch die Stadt", sagt Gardyan und bezieht ausdrücklich auch die acht Stadtteile und das Umland mit ein. So wurde zum Beispiel der Verkehr auf dem Lahntalradweg erfasst. Auch die Verbindung für Pendler in Richtung Gieß;en steht auf der Agenda. Das fertige Konzept werde kurz-, mittel- und langfristige Maß;nahmen enthalten, sagt der Planer.

Umgesetzt werden sollen diese Stück für Stück – je nachdem, wie viel Geld das Stadtparlament pro Jahr zur Verfügung stelle, erläutert Kortlüke. Mit Vorlage des Konzeptes ergebe sich also kein Automatismus, zumal die Maß;nahmen, je nachdem, ob zum Beispiel ein neuer Weg gebaut oder nur ein Schutzstreifen markiert werden muss, sehr unterschiedlich teuer werden.

Ziel aller Maß;nahmen ist, mehr Autofahrer zu Radfahrern und Fuß;gängern zu machen. In Wetzlar entfallen, so Gardyan, aktuell nur drei Prozent des Verkehrs aufs Rad – auf Wegen bis zu einem Kilometer nur vier Prozent. Das sei deutlich ausbaufähig.

Termine:

Die Arbeit am Rad- und Fuß;verkehrskonzept der Stadt geht im September mit zwei öffentlichen Veranstaltungen weiter, bei denen sich die Bürger einbringen sollen. Am Mittwoch, 12. September, 17 Uhr, findet ein Bürger-Workshop im Sitzungssaal der Stadtverordneten im Neuen Rathaus statt.

Auf die Straß;e geht es dann am Samstag, 29. September. Um 10 und 14 Uhr sind zwei geführte Rad-Spaziergänge geplant, bei denen neuralgische Punkte zu Fuß; und mit dem Rad besucht werden. Die 10-Uhr-Tour führt durch die Innenstadt, Treffpunkt Bahnhofstraß;e/Buderusplatz. Um 14 Uhr geht es in die Wohnstadt und nach Büblingshausen. Treffpunkt hier: Ecke Friedenstraß;e/Bergstraß;e.

Beide Touren dauern etwa 90 Minuten. (pre)