In Taunusstein wird ein Aprilscherz flauschiger Ernst
Eigentlich war die Ankündigung eines Klopapier-Lieferdiensts nur als Aprilscherz gedacht. Doch die Idee der Taunussteiner Stadtverwaltung entwickelte eine ungeahnte Eigendynamik.
Von Mathias Gubo
Redaktion Rheingau-Taunus
Aus dem Aprilscherz wird Ernst. Abwischen für einen guten Zweck.
(Foto: Stadt Taunusstein)
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TAUNUSSTEIN - Ein Aprilscherz wird flauschiger Ernst. Oder wie es der Taunussteiner Rathauschef Sandro Zehner formuliert: „Sie dachten, es wäre ein Aprilscherz – wir auch“. Denn der Aprilscherz der Stadtverwaltung, die einen Lieferservice für Klopapier angekündigt hatte, hat eine eigene Dynamik entwickelt. Jetzt macht die Stadt aus dem Spaß Ernst: Das Antragsformular „WC 38a“ ist jetzt online.
Statt des scherzhaft angekündigten Lieferdienstes gibt es die mit dem Stadtlogo bedruckten Klorollen zum Vorbestellen – für einen Spendenbeitrag von fünf Euro zugunsten der „Tafeln“ in Taunusstein. Das Bestellformular ist unter www.taunusstein.de/klopapier zu finden.
Offenbar einen Nerv getroffen
„Das war tatsächlich nur als spontaner Aprilscherz geplant“, so Zehner. „Aber die Resonanz war so positiv, wir haben hier offenbar einen Nerv getroffen.“ Daraus sei dann die Idee entstanden, tatsächlich Klopapier bedrucken zu lassen und gegen eine Spende abzugeben. „Gerade jetzt sind viele Menschen auf Hilfe angewiesen, weil die etablierten Initiativen und Vereine selbst ihre Arbeit anpassen müssen.“
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Zur Erinnerung: Die „Tafeln“ mussten die Lebensmittelausgaben schließen und versuchen nun, die Hilfsbedürftigen auf andere Weise zu unterstützen. „Wir sind in engem Kontakt mit unseren bisherigen Empfängern und versenden jetzt beispielsweise Gutscheine von Supermärkten“, so Ulrike Gürlet, Leiterin des Diakonischen Werks Rheingau-Taunus. Das sei natürlich nicht die Idee der „Tafeln“, schließlich wolle man verteilen, statt wegzuwerfen. „Aber wir arbeiten auch im Krisenmodus und an erster Stelle steht die Unterstützung der Menschen, die jetzt in Not sind“, so Gürlet. Dafür seien die „Tafeln“ aber dringend auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Die Aktion der Stadt Taunusstein komme da genau richtig.
Die Kosten für die Produktion der Taunussteiner Sonderedition teilen sich die Eswe Versorgungs AG, die VR Bank Untertaunus und die Stadt. Die beiden Unternehmen hatten sich spontan bereit erklärt, die Aktion der Stadt finanziell zu unterstützen, damit alle Spenden auch tatsächlich den „Tafeln“ zugutekommen. Insgesamt werden 3000 Stück der limitierten Sonderedition bestellt.
Das Klopapier sei nicht nur für den A....
„Wir hoffen, dass die Taunussteiner hier ebenso gut zugreifen wie aktuell bei den Supermarkt-Rollen“, sagt Zehner im Hinblick auf das Phänomen des Klopapier-Hamsterns seit Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland. Er vermutet, dass so manche Haushalte jetzt einen Vorrat bis zum Jahr 2023 haben. „Unser Klopapier ist erstens etwas ganz Besonderes und zweitens nicht nur für den Allerwertesten. Denn damit kann man ja tatsächlich anderen helfen – ganz im Gegenteil zum Großeinkauf im Laden, der wenig von Solidarität zeugt.“
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Geliefert werden die Taunusstein-Rollen voraussichtlich Ende Mai. Aktuell arbeiten alle Klopapier-Hersteller unter Hochdruck, um die hohe Nachfrage in den Märkten zu erfüllen. Ein Sonderdruck ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. „Alle, die eine Rolle der 3000 Stück bestellt haben, bekommen sie, sobald sie bei uns eintreffen und sobald die Reglungen und Umstände eine sichere Abgabe zulassen“, so Zehner. Die Käufer werden per E-Mail über das genaue Vorgehen informiert.
Maximal können fünf Rollen bestellt werden – aber da es für den guten Zweck ist, dürfe natürlich so viel überwiesen werden wie jeder bereit ist, zu spenden. „Wir planen, die Spenden einmal wöchentlich an die Tafeln zu überweisen, damit das Geld schnell da ankommt, wo es gebraucht wird“, sagt Zehner. Die Aktion geht bis zum 30. April.