Gefährliche Annäherung am Frankfurter Flughafen

Ein Flieger im Landeanflug auf den Frankfurter Flughafen. Symbolfoto: dpa

Das war knapp. Am frühen Samstagabend sind sich zwei Flugzeuge, eines im Landeanflug, das andere beim Start, gefährlich nahe gekommen. Die zuständigen Behörden halten sich...

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FRANKFURT. Am Frankfurter Flughafen soll es am vergangenen Samstag zu einer gefährlichen Annäherung von zwei Flugzeugen gekommen sein. Der Fall ging glimpflich aus, niemand kam zu Schaden. Wie das Fachmagazin „Aviation Herald“ berichtete, befand sich der Lufthansa-Regionaljet CRJ-900 mit der Flugnummer LH-1015 aus Brüssel im Anflug auf die Nordwest-Landebahn aus östlicher Richtung. Zur selben Zeit startete eine Airbus 340-300 der Lufthansa, Flugnummer LH-780 von der Centerbahn in westlicher Richtung. Ziel: Nanjing, China.

Die Crew des landenden Fliegers aus Brüssel entschied sich, durchzustarten und nach rechts abzudrehen. Der nach China startende Airbus erhielt laut „Aviation Herald“ die Anweisung, links abzudrehen. Doch die Crew habe eine Kollisionswarnung für diese Richtung erhalten und sich dann entschieden, ebenfalls nach rechts abzudrehen. Weil man offenbar das durchstartende Flugzeug spät bemerkte, kam es zu der gefährlichen Annäherung. Der Abstand habe 900 Meter horizontal sowie 15 Meter vertikal betragen.

Die zuständigen Behörden hielten sich noch bedeckt. Eine Sprecherin der Flugsicherung (DFS) erklärte, man prüfe den Vorfall. „Eine Bewertung können wir erst nach Abschluss der Untersuchung vornehmen.“ Auch die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig schaut sich den Vorfall an. Ein Sprecher ließ offen, ob es zu einer formalen Prüfung kommen wird.

Ereignis auf Homepage des „Aviation Herald“ diskutiert

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Der Vorfall fand am frühen Abend statt. Augenzeugen berichten, es habe sich um den Luftraum über Hattersheim-Eddersheim gehandelt. Nach Angaben der BI Fluglärm Raunheim habe es sich um einen klaren Verstoß gegen die Sicherheitsregeln gehandelt. „Die Annäherung war in diesem Fall schon kritisch, aber noch nicht extrem“, so die BI. Problematisch sei es, dass es nicht der einzige Vorfall dieser Art in der Vergangenheit gewesen sei. Darauf verweist auch Frank Wolf von der Bürgerinitiative für Umweltschutz (BfU) Eddersheim. So ähnele der Fall einem A380-Vorfall vom 13. Dezember 2011, der von der Bundesstelle untersucht wurde. Das Vorgehen der Behörden stieß auf Wolfs Unverständnis. So weigere sich die Bundesstelle in Braunschweig, den Vorgang als schwere Störung überhaupt zu untersuchen.

Die Kreuzung von Nordwestabflügen mit Durchstartern sei „politisch hochbrisant“, sagte Wolf. „Das sollte eigentlich durch die Südumfliegung vermieden werden.“ Doch aus Kapazitätsgründen stelle die DFS derzeit Kapazität über Sicherheit. „Das ist kein Einzelfall mehr, sondern bald beunruhigender Regel“, so Wolf.

Auf der Homepage des „Aviation Herald“ wurde das Ereignis diskutiert. Auch dort wurde auf den Zwischenfall vom 13. Dezember 2011 hingewiesen. Damals hatte sich eine A380 der Lufthansa im Landeanflug auf die Südbahn befunden und war durchgestartet. Gleichzeitig war eine Aeroflot A320 auf der Centerbahn gestartet. Die beiden Jets kamen sich gefährlich nahe: Laut BfU betrug die größte Annäherung 1796 Meter horizontal und 61 Meter vertikal. Die A320 habe sich den Wirbelschleppen der A380 bis auf 30 Meter genähert. Grund sei ein Lotsenfehler gewesen, berichtete der „Aviation Herald“. Der Lotse habe das abfliegende Flugzeug angewiesen, eine Kurve in Richtung des durchstartenden Flugzeuges zu fliegen. Allerdings hätten neben menschlichen Fehlern auch „systemische Vorgaben zur Gefährdung der Flugzeuge beigetragen“. Der Vorfall wurde von der BFU als schwere Störung gewertet.

Von Markus Lachmann