WAS SAGEN DIE MITGLIEDER DES NETZWERKS?
„Die Erfahrungen im NAW haben mich inspiriert, meinen Achtsamkeitsweg im Job mutiger zu gehen.“
„Mir ist klar geworden, dass ich mehr als genug Bedingungen zum Glücklichsein habe.“
„In meiner Firma ermutige ich die Mitarbeiter, ihren Geist zu schulen, ich weiß, dass dies allen nützt.“
„Mir ist bewusst geworden, wie stark Angst und Ärger die Kultur meines Arbeitgebers bestimmen und wie mich das prägt. Etwas muss sich ändern.“
„Für mich ist es wunderbar, zu erkennen, dass Wirtschaft und Ethik vereinbar sind. Ein Übungsweg, der in meinem Alltag beginnt.“
FRANKFURT - Zum Latte Macchiato gibt es zwei kleine Täfelchen Fair-Trade-Schokolade. An der Wand hängen Bilder in beruhigenden Beige- und Orange-Tönen. Auf dem Tisch liegen kleine grüne Postkarten mit Zitaten wie „Die Ökonomie sollte der Gesellschaft dienen und nicht umgekehrt.“ Ein Zitat von Matthieu Ricard.
Christiane Hütte ist eine viel beschäftigte Frau, aber dennoch hat sie Zeit für ein Gespräch in der „Villa Orange“. Die 54-Jährige mit der ruhigen Ausstrahlung ist Inhaberin des einzigen bio-zertifizierten Hotels in Frankfurt und gleichzeitig Vorsitzende des Frankfurter Netzwerks „Achtsame Wirtschaft“ – eine Gruppe aus Frankfurter Unternehmern, Freiberuflern, Angestellten, Studenten und Arbeitslosen, die sich mit angewandter buddhistisch inspirierter Wirtschaftsethik beschäftigen.
„Wir sind Menschen aus allen Feldern der Wirtschaft, die Meditation und Achtsamkeit praktizieren“, sagt Christiane Hütte. Zehn Mal im Jahr treffen sich die Mitglieder zu geleiteten Meditationen, Vorträgen oder Tagungswochenenden. „Jeder kommt zu Wort und jeder Abend hat einen besonderen Schwerpunkt“, erzählt Hütte.
Das Thema habe immer mit Arbeit zu tun. „Wir rennen oft Idealbildern hinterher, dem Traumjob zum Beispiel“, nennt sie ein aktuelles Thema. „Aber gibt es den Traumjob überhaupt? Vieles in der Arbeitswelt hängt von unserem Blickwinkel ab und unsere innere Einstellung beeinflusst, ob wir im Job glücklich sind oder nicht. Das möchten wir vermitteln“, beschreibt Hütte einen Ansatz.
Im Buddhismus gehe es um die Überwindung unnötigen Leidens und um das Erkennen von Wegen, die zu mehr Glück, Freiheit und Zufriedenheit führen, heißt es in der grünen Broschüre, die das Netzwerk Achtsame Wirtschaft herausgegeben hat. „Unsere aktuelle Art zu wirtschaften schafft viele Probleme – sichtbare und unsichtbare. Tagtäglich sehen wir, wie Menschen, Beziehungen, Gemeinschaften und unsere Umwelt durch fehlgeleitetes ökonomisches Denken und Handeln zerstört werden – ob in Form von Burn-Out oder Ausbeutung in den für uns unsichtbaren Fabriken am anderen Ende der Welt“, heißt es da weiter.
„Wir stehen nicht außerhalb der Wirtschaft“
Die Ökonomisierung des Alltags sei in den letzten Jahren rasant fortgeschritten. „Wir arbeiten, konsumieren, kaufen und verkaufen. Wir können nicht außerhalb der Wirtschaft stehen, aber wir können bis zu einem gewissen Grad unseren eigenen Weg gehen und mit anderen zusammen neue Wege bahnen“, sagt Hütte. Die Geschäftsfrau versucht das im täglichen Geschäft. In ihrem Hotel ist ihr ein ehrlicher, wertschätzender und respektvoller Umgang mit Mitarbeitern und Kunden wichtig. „Neuen Kollegen das Leben leichter machen, fair zu Lieferanten sein und achtsam konsumieren“, nennt Hütte weitere Beispiele, wie sie buddhistische Prinzipien im Alltag lebt.