Fall Susanna - Mordverdächtiger Ali B. in Frankfurt gelandet...

aus Der Fall Susanna

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Ali B. bei seiner Ankunft am Samstagabend in  Wiesbaden. Foto: Sascha Kopp

Der im Fall Susanna Tatverdächtige Ali B. ist am Samstagabend auf dem Frankfurter Flughafen angekommen. Noch in der Nacht soll er von deutschen Ermittlern vernommen werden -...

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MAINZ / WIESBADEN / FRANKFURT. Der im Mordfall Susanna Tatverdächtige Ali B. ist am Samstagabend auf dem Frankfurter Flughafen angekommen. Wie berichtet, hatten kurdische Sicherheitsbehörden den Verdächtigen in der Nacht auf Freitag festgenommen und ihn am Samstag an die deutschen Ermittlungsbehörden übergeben. Eine Maschine mit dem 20-jährigen Iraker an Bord war am Nachmittag im nordirakischen Erbil gestartet.

Noch am Abend wurde Ali B. von den deutschen Ermittlern ins Polizeipräsidium Westhessen in Wiesbaden gebracht. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft Wiesbaden kurz vor 22 Uhr mitteilten, "wurde der des Mordes tatverdächtige Ali B. am Samstagabend gegen 20.55 Uhr am Frankfurter Flughafen von der Bundespolizei an die Landespolizei Hessen übergeben". Am Flughafen selbst war von der Ankunft des Irakers nichts zu spüren. Nur vereinzelte Kamerateams und Journalisten waren ein kleiner Hinweis. Abgeschirmt von der Öffentlichkeit und in Gewahrsam der Bundespolizei wurde Ali B. aus dem Flugzeug geschleust und noch vom Vorfeld aus weitertransportiert.

Ali B. bei seiner Ankunft am Samstagabend im Polizeipräsidium Westhessen in Wiesbaden.
Ali B. bei seiner Ankunft am Samstagabend in  Wiesbaden.
Ali B. bei seiner Ankunft im Polizeipräsidium Westhessen in Wiesbaden.
Die Ankunftstafel auf dem Frankfurter Flughafen  zeigt unter anderem die Daten des Lufthansa-Linienfluges LH 697 aus Erbil.
Polizei am Ankunftsbereich des Frankfurter Flughafens.
Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen am Polizeipräsidium in Wiesbaden.
Bewaffnete Polizisten am Wiesbadener Polizeipräsidium.
Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen am Polizeipräsidium in Wiesbaden.
Ali Bashar nach seiner Festnahme und Überführung nach Deutschland.
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B. wird am Sonntag Ermittlungsrichterin vorgeführt

Wie Polizei und Staatsanwaltschaft mnitteilten, sei er anschließend mit dem Polizeihubschrauber nach Wiesbaden geflogen und dort im - von bewaffneten Polizisten stark gesicherten - Präsidium einer "erkennungsdienstlichen Behandlung und weiteren polizeilichen Maßnahmen" unterzogen worden. "Es ist vorgesehen, den Tatverdächtigen morgen im Laufe des Tages der Ermittlungsrichterin des Amtsgerichts Wiesbaden vorzuführen", hieß es in der Mitteilung. Zuvor waren am Abend verstärkte Sicherheitsmaßnahmen am Präsidium zu beobachten, gegen 21.30 Uhr ist Ali B. dann ins Präsidium geführt worden.

Nach seiner Verhaftung in der irakischen Stadt Zokha soll Ali B. kurdischen Ermittlern zufolge die Tötung des 14-jährigen Mädchens aus Mainz gestanden haben.

Der Airbus 319 nach Frankfurt hob am Nachmittag um 16.57 Uhr in Erbil ab, in Frankfurt landete der Lufthansa-Linienflug LH 697 leicht verspätet um 20.36 Uhr. Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung reiste Bundespolizei-Chef Dieter Romann selbst in den Irak, um Ali B. abzuholen.

Geständnis vor kurdischem Ermittlungsrichter

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Der 20-Jährige hatte sich in den Nordirak abgesetzt und war dort in der Nacht zum Freitag von kurdischen Sicherheitskräften festgenommen worden. Ali B. steht im Verdacht, die am Mittwoch in Wiesbaden tot aufgefundene Susanna F. in der Nacht vom 22. auf 23. Mai vergewaltigt und anschließend durch Gewalt gegen den Hals getötet zu haben.

Der Verdächtige habe die Tötung Susannas vor dem kurdischen Ermittlungsrichter gestanden, sagte Polizeioffizier Tarik Ahmed. Dem kurdischen TV-Sender Rudaw sagte Ahmed, der Verdächtige und sein Opfer hätten vor der Tat viel Alkohol getrunken und Tabletten geschluckt. Zwischen den beiden sei es zum Streit gekommen. Das Mädchen habe gedroht, die Polizei anzurufen, was Ali B. nach eigener Aussage zu der Tat getrieben habe - er habe die 14-Jährige stranguliert.

Die Mutter des Verdächtigen sagte der Deutschen Welle, ihr Sohn könne sich nicht an die Tat erinnern, weil er betrunken gewesen sei. Demnach erfuhr die Familie erst durch die Verhaftung im Irak und durch Nachrichten im Internet von den Vorwürfen gegen den jungen Mann.

Erstmals hatte am Nachmittag auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sich zu dem Fall geäußert, die Festnahme im Nordirak und die Rückführung des mutmaßlichen Täters nach Deutschland begrüßt. "Das unfassbare Leid, das der Familie und dem Opfer widerfahren ist, bewegt jeden und erfasst auch mich", sagte sie am Samstag am Rande des G7-Gipfels im kanadischen La Malbaie. Sie sprach von einem "abscheulichen Mord" und plädierte für eine entschiedene Ahndung solcher Straftaten. Wenn die Tat bewiesen sei, müsse die Justiz "mit aller Klarheit ein Urteil sprechen". Merkel wertete den Fall als Aufforderung an alle, Integration ernst zu nehmen und für gemeinsame Werte einzustehen. "Wir können nur zusammenleben, wenn wir uns gemeinsam an unsere Gesetze halten", sagte sie.

Unter Verwendung von Material der dpa