Ersatzneubau für alte Nibelungenbrücke bei Worms bis 2028 geplant
Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) will bis 2028 einen Ersatzneubau für die alte Nibelungenbrücke zwischen Hessen und Worms umsetzen. Die ersten Hintergründe wurden am Mittwoch vorgestellt.
Von Roland Keth
Die alte Nibelungenbrücke soll durch einen Neubau ersetzt werden.
(Archivfoto: Karl-Heinz Köppner)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
WORMS - Warum nur wird die historische, 1953 erbaute Nibelungenbrücke abgerissen, obwohl sie doch erst von 2010 bis 2013 für 13,6 Millionen Euro aufwendig saniert worden war? Bernhard Knoop, Leiter des Landesbetriebes Mobilität, brachte diese Frage, die sich bestimmt viele Bürger nach der ersten Meldung dieser Zeitung am Dienstag gestellt hatten, bei der Pressekonferenz am Mittwoch keineswegs in Verlegenheit.
Es sei damals wirtschaftlicher gewesen, das historische Bauwerk noch einmal zu ertüchtigen, weil man die „Lebensdauer“ dadurch um 15 bis 20 Jahre habe verlängern können. Ingenieure gehen bei Brücken dieser Machart von einer Haltbarkeit von etwa 80 Jahren aus. Die Kollegen von „Hessen Mobil“, der hessischen Landesbaubehörde, hätten anschließend zusätzliche Spannglieder und jede Menge Betonstahl eingebaut, um die Brücke wieder fit zu machen für die extrem gewachsenen Belastungen. Knoop verglich die durchgeführten Arbeiten mit einer Haussanierung. „Wir haben für ein neues Dach und einen schützenden Anstrich gesorgt sowie die Dachrinne repariert.“ Damit habe man die Nutzungszeit auf 2028 verlängert. Und das mit Erfolg. „Bislang haben wir keinerlei Risse festgestellt.“ Die Brücke sei momentan absolut sicher, sehr wahrscheinlich auch noch einige Zeit über 2028 hinaus.
Neubau muss nicht in Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden
Um die Brücke jedoch noch länger zu erhalten, hätte man die Statik entscheidend verbessern müssen. „Dazu hätten wir in den Hohlkasten unterhalb der Fahrbahn reinschneiden müssen. Das aber geht nicht, weil darin der Spannstahl liegt.“ Es gebe also keine Alternative zu Abriss und Neubau der Strombrücke. Dass die alte Nibelungenbrücke unter Denkmalschutz steht, ändere daran nichts. Die Zufahrtsrampen auf beiden Rheinseiten sind von der mit 20 Millionen Euro veranschlagten Baumaßnahme nicht betroffen, da sie bereits bei der letzten Brückensanierung dauerhaft ertüchtigt wurden.
Zeitplan
2019: Erste Abstimmungen mit Stadt Worms, Hessen Mobil, Denkmalpflegebehörde, Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd und anderen.
2020: LBM Worms erteilt Auftrag zur Planung des Ersatzneubaues der Strombrücke
ab 2020: Planung und Vorbereitung Baurecht
ab 2025: Baurecht, Ausschreibung und Vergabe, Baustart
2028: Fertigstellung Strombrücke (Bauzeit incl. Abriss rund 3 Jahre)
Auftraggeber ist der Bund als Besitzer der Rheinbrücke. Da das Ministerium in alle bisherigen Entscheidungen eingebunden war, geht Knoop fest davon aus, relativ schnell eine Finanzierungszusage aus Berlin zu erhalten. Der LBM will gerne eine „Zwillingsbrücke“ bauen, die genauso aussehen soll wie die parallel verlaufende zweite Rheinbrücke, die 2008 fertiggestellt wurde. „Denn wir halten diese Brücke für ästhetisch sehr ansprechend.“
OB Michael Kissel bezeichnete die Vorgehensweise der Landesbaubehörde als „plausibel und nachvollziehbar“. Wichtig sei für die Stadt, die sehr früh in die Planungen einbezogen worden sei, dass der Verkehrsfluss in alle Richtungen erhalten bleibt. Kissel geht fest davon aus, dass dies genauso klappen wird wie bei der Sanierung der alten Nibelungenbrücke. Da der Bund alle Kosten zu übernehmen habe, ertrage man dieses neuerliche „Jahrhundertbauwerk“ finanzpolitisch mit großer Gelassenheit, fügte der Stadtchef schmunzelnd hinzu.
Im Gegensatz zu vielen anderen Großbaumaßnahmen muss dieser Neubau nicht in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden, erläuterte Knoop. In der Vergangenheit hatte dies wegen der Vielzahl beantragter Projekte oft zu Verteilungskämpfen und längeren Wartezeiten geführt. „Das Bundesbauministerium weiß, dass es sich um den unausweichlichen Ersatz einer bestehenden, nicht mehr sanierbaren Brücke in gleicher Größenordnung handelt. Ich gehe davon aus, dass wir eine zeitnahe Finanzierungszusage erhalten“, schätzt der LBM-Chef die Lage ein.
Wie stark die Belastung in den letzten Jahren gewachsen ist, machte Knoop an Fakten deutlich: 1960 habe die Zahl zugelassener Autos acht Millionen betragen. 2018 waren es 56,5 Millionen. Sieben Prozent der Fahrzeuge, die über die Rheinbrücke wollen, sind Brummis. Folge: „Ein 40 Tonnen schwerer Laster bewirkt die gleiche Materialermüdung wie 20.000 bis 40.000 Autos.“