Designiertes Awo-Vorstandsmitglied verzichtet auf Amt
Gut zwei Wochen vor der Kreisverbandkonferenz der Frankfurter Awo kündigt ein designiertes Vorstandsmitglied Verzicht auf die Führungsrolle an.
Von dpa
Die Awo hat die Entgelte in ihrem Pflegeheim in Bierstadt um 4,3 Prozent erhöht.
(Symbolfoto: dpa)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
FRANKFURT/BERLIN - Der in die Negativschlagzeilen geratene Frankfurter Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) kommt weiter nicht zur Ruhe. Nach der Affäre um undurchsichtige Gehaltsstrukturen und Luxus-Dienstwagen hat das designierte Vorstandsmitglied des Kreisverbandes, Klaus Roth, seinen Verzicht auf eine Vorstandstätigkeit erklärt. "Wir arbeiten gerade intensiv an der Neuaufstellung unseres Verbandes und möchten gestärkt aus der laufenden Krise hervorgehen", sagte Roth in einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme. Er wolle nicht den Entscheidungen der am 18. Januar angesetzten Kreiskonferenz im Wege stehen.
"Die Delegierten sollen ihre Wahl frei von Zwängen innerhalb und außerhalb des Verbandes treffen können", so Roth. Auch er war unter anderem im Zusammenhang mit seinem Dienstwagen in die Kritik geraten. Bereits im vergangenen Sommer hatte sich das für die Vorstandsberufung zuständige Awo-Präsidium für Roth ausgesprochen. Er sollte in den Vorstand kommen, wenn der damalige Geschäftsführer und Vorstand Jürgen Richter in den Ruhestand geht. Richter hatte jedoch im Dezember seinen Rücktritt erklärt.
Der Awo Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt kündigte am Freitag für die kommenden Wochen Gespräche mit der Stadt Frankfurt an, "um gemeinsam an der Aufklärung zu arbeiten und die Situation für diejenigen zu stabilisieren, die vor Ort wichtige Arbeit für die Menschen leisten", wie der Awo-Vorstandsvorsitzende Wolfgang Stadler sagte. "Wir werden alle Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen und die AWO in Frankfurt am Main und Wiesbaden unbelastet auf einen neuen Weg bringen, um das unersetzliche Engagement der Haupt- und Ehrenamtlichen für die Gemeinschaft wieder zu ermöglichen."
Der Frankfurter Kreisverband steht nach Berichten um Luxus-Dienstwagen und ungewöhnlich hohe Gehälter einiger Mitarbeiter massiv in der Kritik. Die Vorgänge bei der Frankfurter Awo sowie im benachbarten Kreisverband Wiesbaden beschäftigen mittlerweile die Staatsanwaltschaften Frankfurt und Wiesbaden sowie das Revisionsamt der Stadt Frankfurt. Dabei geht es um den Verdacht des Betruges und der Untreue mit Geldern der Stadt. Auch das Finanzamt prüft den
Frankfurter Verband.
Der Awo Bundesverband wiederholte am Freitag seine Forderung nach absoluter Transparenz und Übermittlung aller Informationen. Alle Verträge mit ausgeschiedenen Funktionsträgern müssten geprüft, alle Zahlungen aus ungültigen oder nicht rechtswirksam abgeschlossenen Verträgen müssten eingestellt und zurückgefordert werden, hieß es. Der Awo-Bundesverband hatte im vergangenen Jahr keine Fördermittel an die beiden Kreisverbände weitergeleitet. Anfang September begann die Prüfung der Vorwürfe gegen die Kreisverbände Frankfurt und Wiesbaden.
Zudem hatte die Frankfurter Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU) noch vor Weihnachten die Frankfurter Ortsvereine in einem Brief darüber informiert, dass sie das Rechtsamt mit der Prüfung beauftragt habe, "ob und gegebenenfalls zu welchem Zeitpunkt wir Verträge des Awo Kreisverbands Frankfurt mit dem Jugend- und Sozialamt kündigen und Zuwendungen aus dem Sozialetat einstellen können." Sie hoffe allerdings, am Ende nicht zum Mittel der Kündigung greifen zu müssen.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 03.01.2020 um 14:51 Uhr publiziert.