Katrin Lang will das Verständnis für den Beruf des Winzers in der Bevölkerung stärken – und wird dabei von der Rheinhessin Juliane Schäfer unterstützt.
NEUSTADT/WEINSTRASSE. Deutschland hat einen neuen Weinadel gewählt. Katrin Lang aus Ebringen in Baden ist die 74. Deutsche Weinkönigin. Ihr zur Seite stehen die Prinzessinnen Juliane Schäfer aus Rheinhessen und Luise Böhme aus dem Anbaugebiet Saale-Unstrut. Das Trio ist am Freitag in einer Wahlgala, die vom SWR live im Fernsehen übertragen wurde, gekürt worden. Erstmals hat nicht nur die 70-köpfige Jury aus Weinwirtschaft, Politik und Medien darüber entschieden, wer in den kommenden zwölf Monaten Wein und Winzer der 13 deutschen Anbaugebiete vertreten soll, sondern auch das Publikum. Die Menschen im Saal und zuhause an den Bildschirmen konnten über eine digitale Plattform des SWR mitwählen.
Diese Möglichkeit haben 18.000 Menschen genutzt. Das führte allerdings dazu, dass die Plattform zeitweise überlastet war und nicht alle ihre Stimme abgeben konnten. Das sorgte für Kritik in den sozialen Netzwerken. Unter dem Strich überwog jedoch das Lob. Etwa von der Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts (DWI), Monika Reule. „Der neue Modus ist eine Bereicherung“, sagte sie im Gespräch mit dieser Zeitung. In den vergangenen Jahren hätte es immer wieder Rückmeldungen von Fernsehzuschauern gegeben, die die Wahlentscheidung nicht nachvollziehen konnten. „Wenn sie nun mitstimmen können, ist das transparenter“, unterstrich Reule.
Insgesamt präsentierte sich die von Holger Wienpahl gewohnt souverän moderierte TV-Gala an einigen Stellen runderneuert. So erhielten die Kandidatinnen deutlich mehr Raum, ihr fachliches Wissen und ihre Persönlichkeit zu präsentieren. Neu waren auch die von Alexandra Dietz geführten Backstage-Interviews mit den Kandidatinnen.
Spenden für Winzer an der Ahr
Die neue Weinkönigin möchte das von ihrer Vorgängerin Sina Erdrich angestoßene Projekt „Zusammenhalt“ weiterführen. Ein Ergebnis dieses Projekts ist die erste Deutschland-Cuvée mit Grundweinen aus allen deutschen Anbaugebieten. Bei ihrer Verabschiedung überreichte die Badenerin Erdrich mit ihren Prinzessinnen Linda Trarbach (Ahr) und Saskia Teucke (Pfalz) aus dem Verkaufserlös der Cuvée einen Scheck über 28.000 Euro an den SchlAhrVino e.V. zur Unterstützung der flutgeschädigten Winzer. 5000 Euro gehen an die Vereinigung Frauen gegen Gewalt.
Wie Sina Erdrich will sich auch Katrin Lang dafür einsetzen, dass die grünen Berufe mehr Wertschätzung in der Gesellschaft erhalten. „Ich möchte dazu beitragen, dass der Zusammenhalt in der Winzerschaft weiter gefestigt wird und dass die Menschen mehr Verständnis für den Beruf des Winzers haben“, verdeutlichte die 23-jährige Weinbaustudentin. So sei der Winzer nicht nur Weinproduzent, sondern auch Landschaftspfleger, der in und mit der Natur arbeite. Diese Mission will sie zusammen mit ihren Prinzessinnen angehen. „Wir sind eine so coole Truppe“, ist die Studentin am Neustädter Weincampus zuversichtlich, dass das Trio hier etwas bewegen kann.
Zu diesem Trio gehört auch die Flonheimerin Juliane Schäfer. Die 25-jährige Rheinhessin lieferte im Finale wie schon bei der Vorentscheidung vor Wochenfrist eine blitzsaubere Leistung ab. Wortgewandt, kenntnisreich und charmant. Die knifflige Prüfung der Blindverkostung eines Weins meisterte sie souverän, identifizierte den Inhalt ihres Glases fachkundig als Grauburgunder von der Nahe. Die fiktive Rede zur Eröffnung eines Weinfests in Paderborn, in die einige Tücken eingebaut waren, schaffte sie ebenfalls spielend. Nicht nur hier erwies sich der aus Flonheim angereiste Anhang als lautstarke Unterstützung. Bei jedem Auftritt „ihrer“ Juliane verwandelten die rund 70 Rheinhessen den Saalbau in ein Tollhaus. Groß war der Jubel der Rheinhessen, als die Jury in einer Vorauswahl Juliane Schäfer in die Runde der besten Drei wählte. Damit war eine Krone schon sicher. Die Bühne verlassen mussten an dieser Stelle Mariella Cramer von der Ahr und Sophia Hanke aus der Pfalz. Aus dem Verbreitungsgebiet der VRM-Zeitungen waren auch Sophie Semus (Nahe) und Stefanie Kippenhan (Hessische Bergstraße) zur Wahl angetreten, sind aber bei der Vorentscheidung in der Vorwoche ausgeschieden.
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Als am Ende die große Krone nach Baden ging, zeigten sich die Rheinhessen dennoch nicht enttäuscht, sondern feierten ihre Deutsche Weinprinzessin. Die vergoss nach der Entscheidung ein paar Tränen. „Die letzte Woche war so voller Anspannung. Da rollen dann die Tränen“, machte Juliane Schäfer allerdings klar, dass es sich um Freudentränen handelte. Sie freut sich über die Prinzessinnenkrone und darauf, ein Jahr lang „mit einem tollen Team“ für den deutschen Wein zu werben.
Von Thomas Ehlke