Eine Pfungstädter Familie hofft auf finanzielle Unterstützung für die Behandlung ihrer zweijährigen Tochter. Die Kosten überfordern die Familie.
Von Wolfgang Görg
Jessica Amann sorgt sich um ihre Tochter Sofia. Foto: Dirk Zengel
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PFUNGSTADT - Die Nachricht war für Jessica und Denis Amann ein Schock. Leukämie hatten die Ärzte an der Uniklinik in Frankfurt bei ihrer zweijährigen Tochter Sofia diagnostiziert. Seither hat sich das Leben der Pfungstädter Familie, zu der die Söhne Maurice und Simon gehören, komplett verändert. Zur Sorge um ihr jüngstes Kind kommen finanzielle Belastungen, die kaum zu bewältigen sind. Zu schaffen ist das nur durch Hilfe von außen. Die ist nicht einfach zu erhalten.
Seit sieben Wochen drehen sich die Gedanken der Familie Amann fast nur noch um "unsere Prinzessin", wie Papa Denis erzählt. "Sofia bekam Fieber, mehr als 41 Grad", erinnert sich Mama Jessica Amann. Der Kinderarzt sah zunächst keinen Grund zur Beunruhigung. Trotz Medikamenten verbesserte sich der Zustand der kleinen Sofia jedoch nicht. Also ging es in die Kinderklinik nach Darmstadt. Die überwies die Zweijährige an die Kinderonkologie nach Frankfurt. Sofia musste dort bleiben, es folgten Lumbal- und Knochenmarkpunktionen. Nach Tagen dann die schockierende Diagnose: Blutkrebs.
Kosten für Behandlung, Hort und Anfahrt zu hoch
"Bei uns ist alles zusammengebrochen", erzählt Jessica Amann. Ihr Mann, der bei einem Sicherheitsdienst arbeitet, nahm Urlaub, war jeden Tag in der Klinik. Die beiden sieben und neun Jahre alten Söhne verbrachten die Nachmittage zuerst bei einer Freundin und haben vor Kurzem zwei Plätze in einem Hort bekommen. Der Alltag scheint erst einmal geregelt. Doch die neue Familienorganisation kostet Geld.
AKTION FÜR SOFIA
Für ihre Tochter haben Jessica und Denis Amann im Internet eine Spendenaktion initiiert. Sie ist unter der Adresse "gofundme.com" zu finden. Von der Startseite gelangt man mit dem Suchbegriff "Sofia Amann" zur Aktion. IBAN für die Spenden: DE48 5085 0150 0129 1950 37. (wog)
Zum Beispiel für die Fahrten nach Frankfurt und Parkgebühren während des dreiwöchigen stationären Aufenthalts. "390 Euro sind zusammengekommen", hat Jessica Amann ausgerechnet. Auch der Hortbesuch der beiden Söhne geht ins Geld. 260 Euro kostet die Betreuung, dazu kommen 200 Euro für das Essen im Monat. "Das können wir uns einfach nicht leisten", stellt die 31-jährigen Mutter fest. Auch Windeln benötigt Sofia im Moment wieder. Hinzu kommen Handschuhe, Mundschutz, Desinfektionsmittel und -tücher, denn Sofia darf sich nicht anstecken. Mehr als 90 Euro hat Jessica Lange für die Mittel ausgegeben. "Dabei habe ich günstig eingekauft", sagt sie, und es klingt fast wie eine Entschuldigung. Mit den Kosten ist sie überfordert.
Wo erhält eine Familie Hilfe, die ein solches Schicksal ereilt? Da ist zunächst die Krankenkasse. Es gebe klare Vorgaben, nach denen diese zahlt, sagt der Sprecher der DAK, Rainer Lange. Zuerst müsse allerdings die Pflegebedürftigkeit nachgewiesen werden. In der vergangenen Woche war deshalb der Medizinische Dienst bei Sofia. Mit 30 Euro im Monat für Pflegemittel kann Familie Amann im Monat rechnen. Die Mutter ist skeptisch, ob der Betrag ausreicht. Auch einen Taxischein für künftige Klinikfahrten hat sie inzwischen. "Die bislang aufgelaufenen Kosten werden allerdings nicht erstattet", sagt sie. DAK-Sprecher Lange verweist auf den Sozialhilfeträger, also den Landkreis: "Der hat eine Menge Spielraum."
Keine Hoffnung bei Sozial- und Jugendamt
Amanns haben sich ans Sozialamt gewandt. Doch da machte man ihr wenig Hoffnung. "Wir liegen über der Einkommensgrenze, wurde uns gesagt", erzählt die Pfungstädterin. Auch beim Jugendamt kam sie nicht weiter. Jetzt will sie sich an den Pflegestützpunkt wenden. Dort haben die vier Mitarbeiter einen Überblick über die Möglichkeiten staatlicher Hilfe, wie deren Leiterin Fatma Yilmaz erklärt. Sie verweist auf die familienentlastenden Dienste.
Unbürokratisch hat der Verein für krebskranke Kinder in Frankfurt geholfen, an den sich die Familie wandte. Sechs Monate erhält sie jeweils 300 Euro. Er steht in Kontakt mit dem psychosozialen Dienst in dem Krankenhaus. "Auch wir haben Kriterien, nach denen wir finanzielle Unterstützung leisten. Sie entsprechen dem des Sozialfonds", sagt Vereinssprecherin Susanne Prüfer. "Das hilft schon mal", ist Jessica Amann froh.
In ihrer Not ist die Familie an die Öffentlichkeit gegangen. Auf einem Internetportal "gofundme.com" hat sie eine Spendenaktion gestartet und auch ein Spendenkonto eingerichtet. Es gab einige Spenden. Nicht nur Geld. "Freunde haben auch Windeln gebracht", freut sich Jessica Ammann. Vielleicht kann sich die Familie dann noch einen Wunsch erfüllen: ein Schrankbett. Dann könnten die Eltern nachts ins Wohnzimmer ziehen und Sofia hätte ein eigenes Zimmer, damit sie sich nicht ansteckt, wenn beispielsweise ein Familienmitglied erkältet sein sollte. Für Blondschopf Sofia steht jetzt die nächste Staffel der Chemotherapie an. Die gesamte Familie hofft, dass sie anschlägt.