Spatenstich für Renaturierung in Undenheim

In Undenheim markiert der Spatenstich den Auftakt zur Renaturierung des Nordelsheimer Bachs. Foto: hbz/Stefan Sämmer
UNDENHEIM - Die Momentaufnahme liefert ein trügerisches Bild: Der Nordelsheimer Bach führt zur Zeit kein Wasser. Aber bei Starkregen könnte er sich durchaus in einen reißenden Fluss entwickeln und im schlimmsten Fall auch die Undenheimer Ortslage überschwemmen. Welche Ausmaße die vermehrt auftretenden Katastrophenereignisse bringen können, zeigte vor wenigen Wochen der Sturm „Fabienne“, der auch in der VG Rhein-Selz wütete.
Um gegen solche Unbilden der Natur besser gewappnet zu sein, sind entlang des Nordelsheimer Baches vor einigen Tagen die Bagger angerollt und haben mit Geländeschiebungen begonnen. Jetzt erfolgte der offizielle Spatenstich für ein „Vorzeigeobjekt“, wie es Verbandsbürgermeister Klaus Penzer nannte.
Mit der Renaturierung auf einer Länge von fast einem Kilometer soll ein Stück Natur zurückerobert werden. Bei der Übergabe des Bewilligungsbescheides an die VG stellte Staatssekretär Thomas Griese vom Mainzer Umweltministerium fest: „Wir geben dem Nordelsheimer Bach ein Stück Lebendigkeit zurück.“ Untermauert wird diese Einschätzung mit der Größenordnung der Maßnahme. Die Renaturierung erstreckt sich über eine Fläche von fast 52 000 Quadratmetern, wovon 27 000 im Besitz der VG sind und knapp 25 000 der Ortsgemeinde als Dauerpacht beigesteuert werden. Die beachtliche Dimension dieses Projektes kostet natürlich auch viel Geld: rund eine Million Euro. 90 Prozent werden über das Ministerium mit der „Aktion Blau“ finanziert, zehn Prozent über die Stiftung „Natur & Umwelt“.
Begradigung in den 70ern wirkt sich heute noch aus
Damit werden auch „Sünden“ aus den 70er Jahren repariert. Denn damals wurde das Gewässer begradigt, es verschwanden die für die Rückhaltung und Reduzierung der Abflussmengen wichtigen Vorländer und flachen Geländemulden entlang des Baches.
Aber nicht nur der Hochwasserschutz genießt Priorität. Es werden auch, so versicherte Bürgermeister Penzer, Feucht- und Blühwiesen angelegt, Stauden und Erlenheiser angepflanzt. Ziel ist es, in Undenheim einen Naturerlebnisraum für Kinder und Erwachsene mit Steinquadern und Informationstafeln entstehen zu lassen. Geplant ist unter anderem ein „Grünes Klassenzimmer“, das von Schule und Kindergarten für die Naturerkundung genutzt werden soll. Im Osten angrenzend an den „Eisweiher“ werden vielfältige Biostrukturen entstehen, die durch einen Fußweg erkundet werden können, sozusagen „mittendrin“ mit Sinnesbank zum Lauschen, Beobachten und Entspannen. Im Westen des Planungsgebietes soll dagegen ein abgegrenzter Bereich entstehen, wo sich die Natur weitestgehend ungestört entwickeln kann. Hier muss der Mensch draußen bleiben.
Ortsbürgermeister Wilhelm Horn dankte vor allem Undenheimer Landwirten, die notwendiges Gelände für die Ausgleichsmaßnahmen an die Kommune veräußert hätten – „nicht selbstverständlich in der heutigen Zeit“.