Bei der Feier zum 1250. Dorfgeburtstag hatten die beiden Gesangvereine auch einen gemeinsamen Auftritt. Foto: hbz/Judith Wallerius
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UNDENHEIM - Eine akademische Feier hat oft einen Hauch von Hochschulmäßigem und Wissenschaftlichem. Bei den Gästen solcher Veranstaltungen kommt auch mal Langeweile auf, lange Reden tragen ihr Übriges bei. Dass es auch anders geht, zeigte die Feier zum 1250-jährigen Dorfjubiläum in der Goldbach-Halle. Historische Rückblicke wurden mit Zukunftsperspektiven angereichert, Humor und launige Worte versetzten das Publikum in angenehme Stimmung. Der Koordinator der Jubiläumsfeierlichkeiten, Beigeordneter Marcus Becker, strahlte schon zu Beginn: „Das Interesse in der Bevölkerung ist so groß, dass wir noch weitere Tische und Stühle aufbauen müssen.“
Auch Moderator Karl-Heinz Lange freute sich, dass so viele Gäste den Weg in die Selztalgemeinde gefunden hatten. Zur gleichen Zeit fand nämlich auch eine akademische Feier in Nierstein statt, so dass sich die politische Prominenz aufteilen musste. Staatssekretär Professor Salvatore Barbaro vertrat die Schirmherrin und Ministerpräsidentin Malu Dreyer – kein Nachteil, wenn man die Festrede zum Maßstab nimmt. Er blickte in Etappen in die Historie des Dorfes zurück, legte in seinen Ausführungen aber auch Wert auf Gegenwart und Zukunft des Ortes. Der aktuelle Wohlstand sei beileibe nicht immer selbstverständlich gewesen, stellte Barbaro fest. Im Dreißigjährigen Krieg sei Undenheim fast ausgestorben gewesen, in unsicheren Jahren habe insgesamt achtmal die Konfession gewechselt. Die historischen Daten seien „in der großartigen, ausgesprochen sehr gut gemachten Festschrift“ nachzulesen. Undenheim zeichne sich heute durch eine außergewöhnliche Dorfgemeinschaft aus. In der starken Vereinslandschaft seien Menschen tätig, die sich besonders für ihren Ort engagierten. „Undenheim hat sich einen Namen gemacht, die Menschen kommen gerne hierher zum Feiern“, ließ der Staatssekretärwissen.
Gern gesehen ist auch Dr. Elmar Rettinger, der frühere Geschäftsführer des Institutes für Geschichtliche Landeskunde. Er stellte seinen Rückblick unter die Überschrift „Feste feiern oder fest feiern? Undenheim und die historischen Jubiläen“. Denn beim Blick in den Jahreskalender hat Rettinger festgestellt, dass es 88 Festtage in Undenheim gibt, vor allem organisiert über die Vereine. „Wenn es keinen Grund zum Feiern gibt, dann sucht man sich einen“, meinte der Historiker schmunzelnd.
MUSIK UND WEIN
Die beiden Undenheimer Gesangvereine zeigten mit ihren Beiträgen, dass die Sangeskunst einen hohen Stellenwert hat. Unter ihrer Dirigentin Eva Leonardy (GV 1862) und ihrem Chorleiter Andreas Leuck (MGV 1894) trugen beide Chöre mehrere Lieder vor.
Auf den Tischen stand ein besonderes Geschenk der Winzer: der Festwein zum Dorfjubiläum. Jungwinzer Johannes Jung, der gemeinsam mit Christin Stumpf die Idee zu dieser Kreation hatte, erläuterte die Entstehung des edlen Getränkes. Aus Riesling und Müller-Thurgau sei ein süffiger Wein entstanden, den man schon morgens beim Glockenläuten trinken könne – aber natürlich auch abends beim gemütlichen Beisammensein.
Ortsbürgermeister Wilhelm Horn blickte nochmals auf die wechselvolle Geschichte zurück. Zeugen der Vergangenheit gebe es im alten Ortskern noch viele, so die Wehrkirche, aber auch die großen landwirtschaftlichen Gehöfte. Rechte und Freiheiten habe man sich immer hart erkämpfen müssen, heute sei das demokratische Zusammenleben eine Selbstverständlichkeit. Auch Undenheim praktiziere den europäischen Gedanken mit seinen Partnerschaften mit Blaisy Bas und Dolcè. Und im Blick voraus versicherte Horn, dass „wir uns den Aufgaben und der Weiterentwicklung stellen“. Wie die Zukunft von Undenheim aussehen soll, daran sollten sich alle Bürger beteiligen. Für eine Persönlichkeit, die den Ort entscheidend mitgeprägt hat, legte die Festversammlung eine Gedenkminute ein – für den kürzlich verstorbenen Ehrenbürger und langjährigen Ortsbürgermeister Reinhold Sittel.
Die Geburtstagsgrüße des Landkreises überbrachte der Beigeordnete Adam Schmitt, die der VG Rhein-Selz die Beigeordnete Gabriele Wagner. Beide betonten die ausgezeichnete Entwicklung der Gemeinde, die sich aufgrund ihrer guten Infrastruktur zu einem attraktiven Ort entwickelt habe. Die Landtagsabgeordnete Dorothea Schäfer bezeichnete Undenheim als sympathische Gemeinde, in der die „Gemeinschaft lebt“.