Über mangelnde Resonanz kann die neu gegründete Bürgerbewegung UFL nicht klagen. Viele Bürger kamen ins Undenheimer Gemeindehaus und machten ihrem Frust über die Ortspolitik Luft.
UNDENHEIM - Marcus Becker, der Vorsitzende der erst kürzlich gegründeten neuen Bürgerbewegung (die AZ berichtete) Undenheimer Freie Liste (UFL), war nach dem ersten Bürgertreff seines Vereins positiv gestimmt. „Ich bin sehr zufrieden, wie unser Meinungsaustausch gelaufen ist, wir können sehr viel für unsere künftige Arbeit mitnehmen.“ Die Resonanz aus der Bevölkerung sei überraschend groß gewesen, und es gab auch erste spontane Vereinseintritte. Der Veranstaltungsraum im evangelischen Gemeindehaus war jedenfalls proppenvoll, unter den Anwesenden waren alt-eingesessene Undenheimer, Neubürger und auch eine Reihe jüngerer Interessenten.
In der rund zweistündigen Diskussion war eine tiefe Verunsicherung über die gegenwärtige Ortspolitik herauszuhören. Zielscheibe der Kritik war mehrmals Ortsbürgermeister Wilhelm Horn (BfU), dem sogar von einer Neubürgerin bei der Beantwortung von Fragen schlichtweg die Verbreitung von Lügen vorgeworfen wurde.
Drei Schlagworte zogen sich wie ein roter Faden durch die Aussprache: Mangelnde Transparenz, mangelnde Informationen und zu wenig Kommunikation. Das sind auch Punkte, die die UFL kritisiert. „Es muss sich was ändern in Undenheim“, lautete denn auch die Forderung von Marcus Becker. Zwei Dinge liegen ihm dabei besonders am Herzen: Im Gemeinderat könne man durchaus kontrovers diskutieren, aber auch bei strittigen Themen müsse man sich später immer noch in die Augen schauen können. Und ganz wichtig sei, dass die Bürger Ratsbeschlüsse nachvollziehen können, also auch schon im Vorfeld besser mit Informationen versorgt werden. Und: Es werde bei der UFL keinen Fraktionszwang geben.
Ein Anfang für die hohen Ansprüche der neuen Wählervereinigung sollte der erste Bürgertreff sein. Und die Anwesenden ließen es regelrecht an Ideen und Vorschlägen sprudeln, aber auch die Unzufriedenheit mit der Ortspolitik wurde immer wieder artikuliert. So zum Beispiel beim Thema „Wiederkehrende Beiträge für den Straßenausbau“. Uwe Bär, stellvertretener UFL-Vorsitzender, hatte selbst bereits 2015 einen entsprechenden Antrag im Rat eingebracht – geschehen sei seit dieser Zeit aber nichts. Bei diesem schwierigen Thema sollte man, so seine Vorstellung, die Bürger in einer Veranstaltung informieren und verschiedene Abrechnungsmodelle vorstellen. Jetzt nach drei Jahren gebe es einen Infoabend für den Gemeinderat, allerdings in nichtöffentlicher Sitzung. „So kann man das nicht machen“, kritisierte Bär. Zu einem heißen Eisen“ scheint sich das schon mehrmals mit Ratsmehrheit praktizierte Vorkaufsrecht der Gemeinde zu entwickeln. Häuslebesitzer, etwa in der Storchengasse, sind erbost darüber, dass im Vorfeld nicht einmal Kontakt mit ihnen aufgenommen worden sei. Und sauer war eine junge Frau über die Vergabe von Bauplätzen: „Es kommen fast nur noch Neubürger zum Zug, ich stehe seit drei Jahren auf einer Warteliste“. Die UFL will aus dem Frust, der sich offensichtlich in weiten Teilen der Bevölkerung breit gemacht hat, Lehren für ihre künftige kommunalpolitische Arbeit ziehen.
Zu weiteren Themen hat die UFL eine Reihe von Zielen definiert (www.ufl-undenheim.de). Am Donnerstag, 20. September, soll um 19 Uhr in der Gaststätte „Zum Bienenkörbchen“ die Aussprache mit den Undenheimern fortgesetzt werden.