Violinistin Annette Seyfried und Pianistin Martina Graf spielen Frühlingskonzert in der Selzener Kirche

Martina Graf (Klavier) und Annette Seyfried (Violine) sorgten für einen frühlingshaften Kunstgenuss in der Selzener Kirche. Foto: hbz/Michael Bahr Foto: hbz/Michael Bahr
SELZEN - „Der Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte. Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land. Horch, von fern ein leiser Harfenton! Frühling, ja Du bist’s!“ – so begrüßte Eduard Mörike den Frühling in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Für Rosemarie Grimm vom „Klassikforum an der Selz“ ein gewichtiger Grund, den Lenz 2018 mit einem romantischen „Serenadenkonzert im Frühling“ in der evangelischen Kirche Selzen willkommen zu heißen.
Perfektes Zusammenwirken der beiden Künstlerinnen
Tatkräftige Unterstützung hatte die Erste Vorsitzende durch die Violinistin Annette Seyfried, Leiterin der Jungen Streicherakademie Mainz und die im In- und Ausland tätige Pianistin Martina Graf, die für dieses Ereignis ein beeindruckendes Programm ausgearbeitet hatten. Wie die Klangkörper Violine und Klavier harmonierten, so perfekt war es um das Zusammenwirken der beiden Künstlerinnen bestellt. Blindes Vertrauen in das Spiel der Partnerin und das sich aufeinander verlassen können waren die Garanten für einen musikalisch konzertanten Kunstgenuss voller Professionalität. Sechs Werke von fünf Komponisten aus der Zeit der Romantik im 19. Jahrhundert kamen zur Aufführung. Den Anfang machte Ludwig van Beethoven mit der bekannten
„Frühlingssonate op. 24“. Das um 1800 entstandene Werk rief bei den Zuhörern durchaus frühlingshafte Assoziationen hervor, besonders, wer die Augen geschlossen hielt. Wer die Augen allerdings offen hatte, konnte beobachten, dass Martina Graf mit vollem Körpereinsatz wie in den noch folgenden fünf Musikstücken auch die längsten Klavierläufe und die schwierigsten Doppelgriffe souverän bewältigte, immer im Rhythmus der Sonate mitschwingend. In die Welt der nordischen Volksmusik entführte Max Bruch mit den „Schwedischen Tänzen op. 63“ das Publikum. Darin zeichnete der in Köln geborene Komponist zauberhafte, romantische und musikalische Landschaften unter das Kirchendach. Annette Seyfried begleitete das 1892 entstandene Werk wie die anderen Stücke auch mit präzisem Bogenstrich und ausgeprägter Mimik, einmal verschmitzt lächelnd, dann wieder Spannung aufbauend und einem gelegentlichen Blick gen Himmel.
Das „Wunderkind“ Clara Schumann war eine begnadete Pianistin und machte auch als Komponistin rasch von sich reden. Eines ihrer Werke, die „Romanze op. 22, Nr. 2.“ führte sie mit dem befreundeten Geiger Joseph Joachim in ihren Konzerten wiederholt erfolgreich auf. Für seine Frau komponierte Robert Schumann 1849 sieben Jahre vor seinem frühen Tod drei Romanzen, darunter die „Romanze op. 94 Nr. 2“. Johannes Brahms bildete mit dem lebendig gespielten „Scherzo“ und der „Sonate Nr. 1 G-Dur op. 78“, dem „Regenlied“ den Abschluss. Der Tondichter sagte einmal dazu: „Über Regen musst du nicht klagen. Er lässt sich sehr gut in Musik setzen“.
Als viel bejubelte Zugabe und als Dank für den großen Schlussapplaus wiederholten Martina Graf und Annette Seyfried das ruhig bewegte Adagio aus den „Schwedischen Tänzen Satz 2“. Mit dieser eingängigen und einprägsamen Melodie im Ohr wurde der Heimweg unter blühenden und duftenden Bäumen zum beschwingten Frühlingsspaziergang.