Pusteten beim Klassikforum an der Selz ordentlich den Staub von Georg Philipp Telemann: Lutz Backes (Karikaturist), Petra Fluhr (Oboe), Christian Schmitt-Engelstadt (Cembalo), Dr. Marc Engelhardt (Fagott), Vicente Castello-Sansaloni (Oboe) (von links). Foto: hbz/Michael Bahr
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SELZEN - Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel gehörten zweifellos zu den führenden Komponisten des Barock. Aber einer fehlt noch zum Triumvirat der Musik des 18. Jahrhunderts: Georg Philipp Telemann. Das Klassikforum an der Selz ehrte anlässlich seines 250. Todestages den „barocken Tausendsassa“ mit einem Konzert unter dem Titel: „Telemann – staubfrei“ in der evangelischen Kirche von Selzen.
Der bekannte Karikaturist und Autor Lutz Backes („Bubec“) führte eloquent und mit hochwertigen Portraits der alten Meister durch das Programm. Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen entsandte Vicente Castello Sansaloni (Oboe), Petra Fluhr (Oboe), Prof. Dr. Marc Engelhardt (Fagott) und Christian Schmitt-Engelstadt (Cembalo) zu dieser beeindruckenden Veranstaltung.
Georg Philipp Telemann wurde am 24. März 1681 in Magdeburg geboren und verstarb am 25. Juni 1767 in Hamburg. Er gilt als einer der produktivsten Komponisten der Musikgeschichte überhaupt. 3600 Werke zieren sein Werkverzeichnis, darunter 1000 Instrumentaltitel, 1750 Kirchenkantaten und 850 Vokalwerke. Zu Lebzeiten erreichte der Komponist des Barock ansehnlichen Ruhm, der aber nach seinem Tode schnell verblasste. Seine Werke gerieten im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit, seit der Blütezeit der Hausmusik sogar in Verruf, wurden diese doch von Laien gnadenlos „durch-musiziert“. Zu Beginn wurde die Suite h-Moll TWV 43 h1 in vier Sätzen vom eingespielten Quartett der Philharmonie in beeindruckender Weise zu Gehör gebracht: Wer die Augen schloss, fühlte sich in die Welt des Barock zurückversetzt, bei der die vier Musiker mit Barockperücke die Tänze der in malerische Gewänder gehüllten höfischen Gesellschaft begleiteten. Das Fagott spielte im barocken Orchester bekanntlich eine herausragende Rolle. Seine Klangbreite reicht von sonor in den tiefen Lagen bis zu cantabel – gut singbar – in den Tenorlagen. Als Meister seines Faches erwies sich dabei wieder einmal Marc Engelhardt, der die Sonate e-Moll TWV 14 e5 für Fagott und Basso continuo in fünf Sätzen in hervoragender Weise zelebrierte. Neben dem Fagott war auch die Oboe fester Bestandteil der Barockmusik. Deren musikalischer Rahmen bewegt sich von nasal-hell bis dunkel-samtig. Die opulente Klangfülle des Instruments brachte Vicente Castello Sansaloni mit seinem Spiel bei „Fantasie“ für Oboe solo dem Publikum eindrucksvoll näher, durch seine ausgeprägte Mimik und Gestik noch weiter verstärkt. Bei der anschließenden Sonate C-Dur für Blockflöte und Basso continuo in vier Sätzen bewies Petra Flur ihr außergewöhnliches musikalisches Können. Ihr flinkes Fingerspiel auf der Flöte steuerte die Abfolge der einzelen Töne in bestechender Weise, gepaart mit entsprechend hoher Konzentration.
Bei der abschließenden Tafelmusik d-Moll TWV 43 d1 war das Quartett dann wieder vereint. Perfekt gespielte Läufe mit Oboe und Fagott, blindes Vertrauen in den richtigen Einsatz des Partners waren Ausdruck einer musikalischen Harmonie ohnegleichen, deren Wirkung durch die ausgezeichnete Akustik in der Kirche noch weiter verstärkt wurde.
Mit drei Zugaben verabschiedeten sich die vier Künstler aus Ludwigshafen von Selzen, begleitet vom lang anhaltendem Beifall des Publikums.