Seit drei Jahren wird die Selzer Turnhalle von einem Gerüst gestützt, doch endet die statische Freigabe 2020. Dem Verein droht das Aus – es sei denn, eine neue Halle würde gebaut.
Von Torben Schröder
So sah sie im Jahr 2014 aus – die marode Rückseite der Selzer Turnhalle.
(Foto: hbz/Michael Bahr/Archiv)
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SELZEN - 2020 – diesem Jahr geht man in Selzen mit einem gewissen Bangen entgegen. Die Schließung der B 420-Zufahrt in Nierstein droht viel mehr Verkehr als aktuell durch den Engpass in der Gaustraße zu drücken – ein viel diskutiertes Problem, das längst jedem bekannt ist.
Auch ein paar Meter weiter die L 425 entlang Richtung Süden blickt man mit Sorgen auf das übernächste Jahr. Der Grund: Die statische Freigabe der Abstützung an der Rückseite der Turnhalle war anno 2015 für fünf Jahre erteilt worden.
Was ab 2020 sein wird, weiß niemand. Deshalb will der Vorstand des Turnvereins 03 Selzen die Öffentlichkeit und die Kommunalpolitiker nun mit einem offenen Brief an die Problematik erinnern. Am Sonntag ging der Brief an alle Ratsmitglieder.
So sah sie im Jahr 2014 aus – die marode Rückseite der Selzer Turnhalle. Foto: hbz/Michael Bahr/Archiv
Die gleiche Ansicht: Nach drei Jahren ist nichts weiter kaputtgegangen. Doch das Korsett verwittert, die statische Freigabe endet 2020. Und dann? Foto: hbz/Michael Bahr
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„Wir haben den Eindruck, dass die derzeitige Situation des TV 03 Selzen in ihrer Tragweite im Gemeinderat und der Gemeindeverwaltung nicht wahrgenommen wird“, schreibt der Vorstand des 400-Mitglieder-Vereins.
In sieben Sparten biete man ein umfangreiches Breitensportangebot für alle Generationen. „Die Turnhalle ist durch die zahlreichen Aktivitäten voll ausgelastet und die Mitgliederzahlen wachsen noch“, heißt es weiter – „dies steht alles auf dem Spiel!“ 2014 musste die Halle bereits wegen schwerer Mängel geschlossen werden, 2015 wurde sie wiedereröffnet – vorübergehend. 2020 stehe der TV „ohne Heimat da“, betonen die Vorstände, „das bedeutet mittelfristig das Ende des Vereins“.
Der TV will nun mit einer Reihe Aktivitäten mehr Aufmerksamkeit auf seine Lage lenken. Eine Banner-Aktion und eine Homepage, auf der die Lage dargestellt wird, sind nach Auskunft von Schatzmeister Klaus Grundstein geplant, auch der Kreis soll kontaktiert werden, außerdem könnten Flyer bei Festivitäten verteilt werden. Die Lage ist offenbar ernst. „Mittlerweile haben sich weitere Schäden an der Halle ergeben“, berichtet Grundstein. Der Anbau bewege sich von der Haupthalle weg, das Dach lasse an immer mehr Stellen Wasser durch. Und das „Stützkorsett“ am Hallenäußeren ist der Verwitterung ausgesetzt.
Obgleich der TV sich von der Beigeordneten Diana Weber gut unterstützt fühle, müsse mehr geschehen, schreibt der Vorstand weiter: „Das Turnhallenprojekt braucht den gleichen Stellenwert wie andere Großprojekte in Selzen.“ Der Verein wüsste gern, wie es bei der geplanten gemeinsamen Halle der Gemeinden Selzen, Hahnheim und Mommenheim aussieht – und wie die Überbrückung vorgesehen ist, denn dass die interkommunale Halle bereits 2020 steht, sei kaum anzunehmen. „Und wenn daraus nichts wird – können die Gemeinde und der Turnverein gemeinsam aktiv werden?“, fragt Grundstein. Für sich genommen brauche der Verein eine Einfeld-Halle, deren Kosten der Schatzmeister grob auf eine Million Euro beziffert – plus Abriss der vereinseigenen Halle auf dem ebenfalls vereinseigenen Grundstück. „Der Verein kann das auf keinen Fall stemmen“, hält Grundstein fest. Eine Sanierung würde wohl kaum günstiger ausfallen und wäre daher unwirtschaftlich.
Auch eine Beteiligung der VG würde sich der Vorstand wünschen, außerdem könnte das Thema bei der Dorfmoderation berücksichtigt werden. Grundstein verweist auf die interkommunale Sporthalle Uelversheim-Weinolsheim, die nun – nach vielen Jahren – allmählich konkret wird: „Wir wünschen uns dieselbe Unterstützung von der VG.“ Der Vorstand bittet darum, das Thema „zeitnah“ im Gemeinderat zu besprechen. Dass das Jahr 2020 schneller kommt, als man glauben mag, ist mit Blick auf die Lage am Engpass ja längst allen klar.