Stolze Weinschöffen Glöckner und Schmitt, schlagfertiger Laudator Aki Watzke beim Winzerfest in Nierstein
Von Kirsten Strasser
Reporterin Rheinhessen
Eine strahlende Julia Klöckner wird von Ritter Hundt zur Weinschöffin geschlagen. Mit ihr freuen sich (v.l.) Stadtbürgermeister Thomas Günther, Hans-Joachim „Aki“ Watzke und Adam J. Schmitt, dem die Ehrung kurz zuvor zuteil geworden war. Foto: hbz/Michael Bahr
( Foto: hbz/Michael Bahr)
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NIERSTEIN - Es könnte das ein oder andere Fläschchen Riesling vom Roten Hang im Spiel gewesen sein. Doch womit genau sie ihn rumgekriegt hat, blieb unbekannt. „Dass sie es geschafft hat, zeigt aber: Julia Klöckner ist eine begnadete Networkerin, wenn es darum geht, für Niersteiner Wein zu werben“, sagte ein bestens aufgelegter Hans-Joachim „Aki“ Watzke. Hatte der BVB-Chef doch am Freitagabend den Saisonauftakt seines Vereins „vor 60 000, vielleicht 80 000 Fans im Dortmunder Stadion“ sausen lassen, um die Laudatio auf die CDU-Landeschefin zu halten.
Von Weinliebhabern und Fußballfans
„Ich gratuliere der Stadt zu zwei hervorragenden neuen Weinschöffen“, sagte Watzke – neben Klöckner wurde der Erste Beigeordnete des Kreises Mainz-Bingen, Adam J. Schmitt, geehrt. „Und“, fügte der Westfale mit spitzbübischem Lächeln hinzu: „Ich gratuliere Nierstein zu diesem Bild von einem Bürgermeister – der auch noch einen guten Geschmack hat.“ Thomas Günther, bekennender Borussia-Fan, strahlte übers ganze Gesicht – für ihn muss es so was wie ein BVB-Ritterschlag gewesen sein.
Man ahnt es: Die Weinschöffenzeremonie 2017 im Niersteiner Park war eine äußerst kurzweilige Veranstaltung. Vielleicht nicht vor 80 000 Zuschauern, wie sie Watzke gewohnt ist, aber vor einem sehr gewogenen Publikum. „So viele Honoratioren hier“, staunte der Geschäftsführer des Bundesligisten, bevor er seinen Job machte: ein Loblied auf Julia Klöckner zu singen, mit der er seit Jahren befreundet ist.
MUSIK
Musikalisch umrahmt wurde die Weinschöffenzeremonie von den Kilianos, der dann auch den kleinen Umzug zum Marktplatz begleitete, wo das Winzerfest offiziell eröffnet wurde.
Er hob ihre Affinität zum Wein – geboren im elterlichen Weingut, Deutsche Weinkönigin, Chefredakteurin des Sommeliermagazins – hervor, ebenso ihr Verwurzeltsein in der Region, ihr hohes soziales Engagement. „Die einzige Frage, die sich mir stellt, ist die: Warum ist sie nicht längst schon Weinschöffin?“
Und wenn er nicht schon alle Sympathien auf seiner Seite gehabt hätte, wäre dies spätestens jetzt der Fall gewesen: Zum Schluss seiner Rede kündigte Watzke an, zwei Niersteiner Jugendmannschaften zu einer Bundesliga-Partie nach Dortmund einzuladen. „Auch wenn die höchstens Mainz kennen und dann im großen Signal Iduna Park ein bisschen Angst bekommen könnten ...“
Großes Gelächter, der Konter kam von Julia Klöckner, die als frischgeschlagene Weinschöffin parierte. „Hier schlagen viele Herzen für Mainz 05, meins auch. Was ihr von uns bekommen habt! Den Kloppo, den Tuchel auch. Und nun seht ihr, was ihr davon habt.“
Vom Fußball wieder zum Wein: Julia Klöckner versprach, eine engagierte Botschafterin für die edlen Gewächse zu sein. „Wer nach 17 Uhr in mein Büro kommt, für den habe ich mit Sicherheit ein Gläschen Niersteiner Wein.“ Sie sei sehr stolz auf diese Auszeichnung: „Für eine Schwarze an den Roten Hang zu kommen, das ist schon was Besonderes“, strahlte sie: „Sie sehen mich heute Abend schweben.“
Etwas mehr Bodenhaftung zeigte Adam J. Schmitt – und dazu genauso viel Humor als erfahrener Fastnachter. „Lieber Ritter Hundt, ich fühle mich ausgezeichnet, nicht angeschlagen“, sagte Schmitt nach seinem Schöffenschlag. Dass ihm die Ehrung angetragen worden sei, habe ihn „tief berührt“, sagte der langjährige Kreisbeigeordnete, der in einem knappen halben Jahr in Ruhestand geht. Die Entwicklung der Realschule zu einer „modernen, zeitgemäßen Bildungsanstalt“, die Schaffung von Sportstätten und Busparkplatz seien ihm wichtige Anliegen gewesen, sagte Schmitt.
Dieser sei ein idealer Weinschöffe, betonte sein Laudator, der ehemalige AZ-Redakteur und „Heimatfreund“ Günter Hattemer. Bestens erfülle er beide Kriterien – als Jurist gebe er einen sehr guten Schöffen ab, und in Sachen Wein sei ihm womöglich schon ein Coup gelungen: Wie man sich erzähle, habe Schmitt, als es um die Heiligsprechung der Hildegard von Bingen ging, ein gutes Fläschchen Niersteiner Riesling für Papst Benedikt mit nach Rom gebracht. Eine Räuberpistole? Egal. „Wenn die Geschichte stimmt“, schmunzelte Hattemer, „hat er sich damals schon als sehr guter Weinbotschafter geoutet.“