Überraschende Wende in Nierstein: Der Geldgeber für das arabische Ferienresort schließt den Rechtsweg aus. Und auch mit dem Aus für die Offroad-Strecke kann er leben.
Von Ulrich Gerecke
Reporter Politikredaktion
Neue Lage: In die früheren Soldatenwohnungen sollen Feriengäste aus der Golfregion einziehen. Auf die Offroad-Strecke kann der Investor nach eigenen Worten gut verzichten.
(Archivfoto: hbz/Henkel)
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NIERSTEIN - Beim Thema Rhein-Selz-Park kommen die Paukenschläge mittlerweile im Wochentakt. Jüngste Wendung in der Saga um die frühere Kaserne: Die Investoren für das geplante kuwaitische Ferienresort wollen nach eigenen Angaben wegen der verzögerten Bauleitplanung nun wohl doch keine Schadenersatzforderungen erheben – entgegen früheren Aussagen und Darstellungen. Houssam Dawood, Technischer Berater des kuwaitischen Investors Mansour Alhomoud, sagte der AZ: „Eine Schadenersatzklage ist nicht unser Ziel. Unser Ziel ist es, das Projekt weiterzuentwickeln. Darauf liegt unser Hauptaugenmerk.“
Zur Erinnerung: Am 11. Februar hatte der Niersteiner Stadtrat beschlossen, die seit Jahren umstrittene Offroad-Strecke im Rhein-Selz-Park durch ein Mischgebiet zu ersetzen. Weil dafür ein neuer Bebauungsplan erstellt werden muss und das mindestens zwei Jahre dauert, hatten Stadtbürgermeister Thomas Günther (CDU) und andere frühzeitig vor Schadenersatzforderungen gewarnt. Diese kamen auch – vom Eigentümer der Ex-Kaserne, Wolfram Richter, dessen Geschäftspartner Ottmar Knußmann und (schriftlich) vom Anwalt der Alhomoud-GmbH. Die wandelt die früheren Soldatenwohnungen in eine Ferienanlage für Gäste vom Golf um. Die Arbeiten hatten schon begonnen, mussten aber wegen eines vom Kreis verhängten Baustopps beendet werden.
Und jetzt? Haben die Kuwaitis das Damoklesschwert Schadenersatz offensichtlich weggesteckt. Man habe mündlich einen Klageverzicht erklärt und werde das auch noch schriftlich tun, sagte Dawood. Mehr noch: Die Kuwaitis haben ihren Anwalt mittlerweile gewechselt, lassen sich nun vom Mainzer Büro Rohwedder & Partner vertreten. Die geplante Anlage wird umbenannt – von „Rhein-Main Resort“ in „Nierstein Resort“, um Verbundenheit mit der Stadt zu signalisieren.
Neue Lage: In die früheren Soldatenwohnungen sollen Feriengäste aus der Golfregion einziehen. Auf die Offroad-Strecke kann der Investor nach eigenen Worten gut verzichten. Archivfoto: hbz/Henkel
Neue Lage: In die früheren Soldatenwohnungen sollen Feriengäste aus der Golfregion einziehen. Auf die Offroad-Strecke kann der Investor nach eigenen Worten gut verzichten. Archivfoto: hbz/Henkel
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Vor allem aber sagt Dawood: „Wir haben anzuerkennen, dass es in Nierstein Probleme mit der Offroad-Strecke gibt. Wir können auch ohne diese Strecke leben – und unsere Gäste auch. Deshalb haben wir unser Konzept angepasst.“ Bisher war immer wieder erklärt worden, Offroadstrecke und Ferienanlage seien eng miteinander verknüpft.
Bis jetzt, sagte Dawood weiter, habe Alhomouds GmbH rund 70 der 218 Wohneinheiten (hundert Häuser, 118 Wohnungen) verkauft. Gleichwohl, gestand der Sprecher zu, sei die GmbH durch Baustopp und verzögerte Planung „unter Druck“ und deshalb an einer zügigen, einvernehmlichen Lösung interessiert.
An der neuen Entwicklung hatte die CDU-Fraktion im Stadtrat großen Anteil. Bei der Sitzung am 11. Februar hatte Dawood Stadtrat Carsten Ahr, stellvertretender Vorsitzender der Niersteiner Union, kontaktiert. Es folgten Beratungen unter Beteiligung von Alhomoud und CDU-Chef Matthias Stubbe. Am Ende stand der Konsens, dass man „die verfahrene Situation lösen und das Resort retten will“, wie Ahr sagte. „Das liegt in unserem gemeinsamen Interesse. Das Konzept der Kuwaitis passt.“ Schadenersatzforderungen brächten nichts, das wüssten auch die Investoren. „Mit dem Kopf durch die Wand hat noch nie zu einem Erfolg geführt“, schreibt Ahr in einer Mitteilung, die am Wochenende veröffentlicht werden soll.
STATEMENT
Auch Thomas Jimmerthal (parteilos), der für die CDU in Nierstein als Bürgermeisterkandidat antritt, äußert sich erstmals öffentlich zur Problematik Rhein-Selz-Park: „Ein erster Schritt ist gemacht! Das große Hindernis – die Drohung der kuwaitischen Investoren auf millionenschwere Schadenersatzforderungen gegenüber uns Niersteinern und Schwabsburgern – konnte durch intensive Hintergrundgespräche der CDU Nierstein aus dem Weg geräumt werden. Ich finde, ein Weg in die richtige Richtung. Das zeigt, dass wir die richtigen Werkzeuge haben, um dicke Bretter zu bohren.“
Runder Tisch auch mit der Bürgerinitiative
Unter den neuen Vorzeichen sehen Ahr und Stubbe gute Chancen, im Rat eine parteiübergreifende Linie zu finden, mit der das Konversionsprojekt fortgesetzt werden kann. Stubbe regte als Forum dafür den Runden Tisch an, den SPD, FWG und Gruppe NEU vorgeschlagen hatten. Daran sollte auch die Bürgerinitiative beteiligt werden, die den alten Bebauungsplan auf dem Klageweg zu Fall gebracht hat. „Wir müssen jetzt zuerst eine politische Mehrheit für das Projekt herstellen“, sagten Ahr und Stubbe. Danach gehe es daran, die baurechtlichen Voraussetzungen zu schaffen. „Das wird eine Aufgabe der neuen, ab Sommer amtierenden Verwaltung.“ Das Wichtigste sei, dass die Millionenklage vom Tisch ist. Zumindest dieses eine Damoklesschwert.