Nach jahrelangem Streit ist klar: Die Offroad-Strecke im Rhein-Selz-Park bei Nierstein wird einem Mischgebiet weichen. Das beschloss der Stadtrat am Montagabend mit deutlicher Mehrheit.
NIERSTEIN - Nach jahrelangen Diskussionen hat der Niersteiner Stadtrat das Aus für die Offroad-Strecke im Rhein-Selz-Park besiegelt. Mit 15 zu neun Stimmen beschloss das Gremium am Montagabend, einen neuen Bebauungsplan für das frühere amerikanische Kasernengelände zwischen Nierstein und Dexheim aufzustellen. In diesem wird die Offroad-Strecke durch gemischte Wohn- und Gewerbeflächen ersetzt.
Mit dem Votum endet ein jahrelanger politischer und juristischer Streit um die größte Konversionsfläche in Rheinhessen. Der Mainzer Investor Wolfram Richter, der das 75 Hektar große Gelände 2014 vom Bund erworben hatte, wollte die Offroad-Strecke als Testgelände für Automobilfirmen etablieren. So stand es auch seit der ersten Machbarkeitsstudie in allen Plänen.
Gegen diese Nutzung und damit verbundene befürchtete Lärmbelastungen hatte sich seit Jahren Widerstand formiert. Im Niersteiner Stadtteil Schwabsburg gründete sich eine Bürgerinitiative. Ein Einwohner strengte gegen den alten, im Oktober 2016 beschlossenen Bebauungsplan eine Klage an. Im April 2018 erklärte das Oberverwaltungsgericht Koblenz diesen Bebauungsplan für ungültig, weshalb ein neuer Beschluss gefasst werden musste.
Richter hatte gegen die Proteste immer wieder angeführt, der Lärm durch die Offroad-Strecke werde vernachlässigbar gering sein und sich im gesetzlichen Rahmen bewegen.
Niersteins Stadtbürgermeister Thomas Günther (CDU) hatte die Offroad-Strecke ebenfalls mitgetragen und auf die wirtschaftlichen Chancen der Anlage für die Region verwiesen. Zuletzt hatte Richter Zugeständnisse gemacht, zur Abstimmung standen im Rat die Varianten „Offroad light“ und Mischgebiet. Eine Mehrheit aus SPD, Gruppe NEU, FWG und Teilen der CDU stimmte am Ende für das Mischgebiet.
Viele neue offene Fragen
Der Beschluss markiert nicht nur das vorläufige Ende des zum Teil hitzig geführten Offroad-Streits, er wirft viele neue Fragen auf. Möglicherweise verzögert sich die Entwicklung des gesamten Rhein-Selz-Parks, in dem ein arabisches Ferienresort, eine chinesische Hochschule, eine Wellnesslandschaft mit Hotel und Gewerbe geplant sind, um zwei bis drei Jahre. Entsteht quasi ein neuer Stadtteil, müsste Nierstein auf andere, bereits ins Auge gefasste Neubaugebiete verzichten.
Zudem muss die Stadt um Zuschüsse für den Umbau einer Mehrzweckhalle in der Ex-Kaserne bangen, die sie Ende 2017 gekauft hat. Entscheidend für den Umschwung letztlich, dass Teile der CDU zum Mischgebiet tendierten. Fraktionschef Michael Günther sprach von einem „gewissen Umdenkungsprozess, auch durch Gespräche mit vielen Bürgern.“