Niersteiner Weltladen-Verein feiert 2017 sein 30-jähriges Bestehen
Von Beate Nietzel
Editorin Rheinland-Pfalz-Desk
17 Mitarbeiter packen im Weltladen aktiv mit an, darunter auch die Zweite Vorsitzende Elisabeth Riedel. Fotos: hbz/Michael Bahr
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NIERSTEIN - Bunte Vögel aus Stoff und Filz hängen von der Decke. „Von den Philippinen“, erklärt Elisabeth Riedel. Der asiatische Inselstaat war diesmal das zentrale Land beim Weltgebetstag im März. Denn auch daran beteilige sich der Weltladen Nierstein e.V., so dessen Zweite Vorsitzende.
Tee, Kakao und Kaffee – „der Klassiker“ –, Gewürze und Schokolade, Knabberzeug, Rohrzucker und Honig – die ganze rechte Regalwand in dem voriges Jahr generalsanierten Geschäft, dem früheren Ladenlokal einer Dachdeckerei gegenüber dem Wein- und Parkhotel an der Kaiserlinde, ist fair gehandelten Köstlichkeiten vorbehalten.
An der gegenüberliegenden Wand finden sich vietnamesische Schalen aus Recycling-Papier, niedliches Kindergeschirr aus Thailand, Schmuck aus Indien, alles zu sehr überschaubaren Preisen. „Wir bauen auf enge Verbindungen zu unseren Lieferanten“, erklärt Andrea Fath-Lill, seit 2016 Erste Vorsitzende des Vereins. Gerechte Arbeitsbedingungen der Männer und Frauen, Sozial- und Krankenversicherung, keine Kinderarbeit, fairer Anbau – darum gehe es bei der Herstellung der Waren.
17 Mitarbeiter packen im Weltladen aktiv mit an, darunter auch die Zweite Vorsitzende Elisabeth Riedel. Fotos: hbz/Michael Bahr Foto:
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Dabei steht Afrika nicht mehr so im Mittelpunkt, wie man denken könnte. Klar gibt’s die leuchtend bunten Bolga-Körbe aus Ghana, „der Weltladen-Klassiker“, wie Elisabeth Riedel sagt. Doch finden sich auch Fußmatten aus Indien, Blechspielzeug aus Madagaskar, Möbelknöpfe und Türstopper aus Keramik, „ein Renner“, oder nachhaltig gefertigte Gartenhandschuhe aus Naturkautschuk und Bio-Baumwolle: „Die halten was aus“, lobt die Zweite Vorsitzende, die ihr Paar schon im dritten Jahr nutzt. Auch Ledertaschen, Geschenkschachteln, Halstücher, Deko-Tiere aus Palmblättern oder Rasseln und Trommeln.
Seit 20 Jahren am heutigen Standort zu finden
ÖFFNUNGSZEITEN UND WELTLADENTAG
Weltladen Nierstein, An der Kaiserlinde 6, geöffnet Dienstag bis Samstag 10 bis 13 Uhr sowie Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag auch 15 bis 18 Uhr.
Am 13. Mai ist Weltladentag: Von 10 bis 13 Uhr lädt der Weltladen zum fairen Frühstück ein; zudem gibt’s Aktionen mit Blick auf die Bundestagswahl.
Und passend zum „Internationalen Jahr der Hülsenfrüchte“ machen im Schaufenster rote und schwarze Bohnen aus Ecuador, Bulgur aus dem Libanon, roter Reis aus Kambodscha und Quinoa aus Bolivien Appetit, mal neue Rezepte auszuprobieren.
In der zweiten Septemberhälfte wird der Weltladen Nierstein mit seinem „Fachgeschäft für fairen Handel“ den 30. Gründungstag des Vereins feiern. Heute gehören dem Verein, in dem Klaus Weber als Dritter Vorsitzender fungiert, rund 50 Mitglieder an; 17 Mitarbeiter „schmeißen“ den Laden, der sich seit 20 Jahren am jetzigen Standort befindet und zuvor am Marktplatz angesiedelt war, ehrenamtlich – nicht nur im Verkauf, auch in Sachen Bestellungen, Deko, Buchhaltung, Öffentlichkeitsarbeit oder bei der Vorbereitung von Aktionstagen und den monatlich stattfindenden Teamsitzungen. Einmal im Jahr wird in der Mitgliederversammlung der Vorstand gewählt, bei Regionaltreffen zweimal im Jahr werden anstehende Inhalte transportiert. Der Verein ist Kooperationspartner von Kirchen und Schulen, engagiert sich beim Kulturfest im Park und anderen Aktionen. „In der Spendenpraxis unterstützen wir vor allem Projekte in Sachen Natur, Umwelt und Nachhaltigkeit“, erläutert Andrea Fath-Lill.
Hervorgegangen aus der seit Anfang der 80er in Nierstein betriebenen Dritte-Welt-Arbeit, wie man damals noch sagte, fanden sich engagierte Aktive 1987 zusammen: „Aufgabe und Ziel des Vereins ist die Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens sowie die Förderung aller Maßnahmen, die eine wirksame Hilfe für die Bevölkerung in den Ländern der Dritten Welt bedeuten“, besagt die Satzung als „Zweck des Vereins“.
Bewusstsein der Bevölkerung soll geschärft werden
Mit dem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb sozialintegrative oder genossenschaftliche Initiativen in Entwicklungsländern fördern und hierzulande mit Seminaren und anderen Veranstaltungen das Bewusstsein der Bevölkerung für die Zusammenhänge zwischen Industrie- und Entwicklungsländern fördern, das schrieben sich die Gründungsmitglieder seinerzeit auf die Fahnen.
Und dies gilt bis heute – so etwa am alle zwei Jahre stattfindenden Weltladentag am kommenden Samstag (siehe Kasten), bei dem dieses Mal der Blick auf die Bundestagswahl gerichtet wird. „Das Forum Fairer Handel und der Weltladen-Dachverband haben Visionen formuliert, etwa zu fairen Arbeitsbedingungen weltweit, zu einer bäuerlichen Landwirtschaft, die alle ernährt, und zu einem menschenwürdigen Umgang“, erläutert Vorsitzende Andrea Fath-Lill. Deshalb können sich alle interessierten Mitbürger am Samstag an einer Kampagne beteiligen, als „treibende Kraft zur Erneuerung der Gesellschaft“ beitragen, so Andrea Fath-Lill, indem sie ihre Visionen und Kernforderungen mittels vorbereiteter Postkarten artikulieren. An diesem Samstag sollen diese Karten zunächst eine bunte Installation an der Kaiserlinde bilden und dann im Zuge der „fairen Woche“ im September und damit kurz vor der Bundestagswahl den örtlichen Politikvertretern übergeben werden.