Befürworter wie Gegner der Offroad-Strecke im Rhein-Selz-Park versuchen, das Thema Sporthalle für ihre Zwecke zu nutzen. Dabei wird fleißig mit Zahlen jongliert.
Von Ulrich Gerecke
Reporter Politikredaktion
Sanierung mit Nebenwirkung: Die Mehrzweckhalle im Rhein-Selz-Park wurde von der Stadt erworben. Bis 2020 muss sie energetisch erneuert sein, sonst verfallen Fördermittel.
(Archivfoto: Ulrich Gerecke)
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NIERSTEIN - Nierstein. Beim Streit um „Offroad light“ oder Mischgebiet im Rhein-Selz-Park ist die Mehrzweckhalle längst zum beliebten Nebenkriegsschauplatz geworden. Auch am Freitag wurden dort heftig Argumente hin und hergeschoben. Und vor allem viele große Zahlen.
Die Vorgeschichte: Stadtbürgermeister Thomas Günther (CDU) und Investor Wolfram Richter hatten gewarnt, Mischgebiet statt „Offroad light“ bedeute einen so großen Zeitverzug bei der Planung, dass Fördermittel für die Sanierung wegfallen und das Projekt nicht mehr finanzierbar sei. Die Vereine reagierten entsprechend besorgt.
Anhänger des Mischgebiets versuchten, dieses Damokles-Schwert zu relativieren. Klaus Schmitt von der Bürgerinitiative gegen Offroad, dessen erfolgreiche Klage den alten Bebauungsplan gekippt hatte, warf Günther und der CDU eine „kurzsichtige und eindimensionale“ Sichtweise vor. „Nierstein braucht dringend eine Mehrzweckhalle, aber in der Stadt gelegen, damit alle Sporttreibenden zu Fuß oder mit dem Rad die Halle ansteuern können“, sagte er. Die frühere Halle der US-Army könne nicht für moderne Ansprüche saniert werden.
3,1 Millionen Euro künstlich „schöngerechnet“?
Zudem erklärte Schmitt, in der Planung sei die Hallensanierung künstlich „schöngerechnet“ worden, weil der erste Entwurf Kosten von über 3,1 Millionen Euro ausgewiesen habe. Auch die SPD-Fraktion witterte, dass die Sanierung der Halle gar nicht jenes „Schnäppchen“ sei, als das es Günther oft angepriesen habe und mit dem man nun dem Stadtrat ein Votum pro „Offroad light“ schmackhaft machen wolle. Der Eigenanteil der Stadt für die Sanierung liege bei rund 660 000 Euro, sagten die Genossen und reichten einen umfänglichen Fragenkatalog zur Halle für die Stadtratssitzung am Montag ein. In einer gemeinsamen Erklärung warnten SPD, FWG und die Gruppe NEU (die alle für ein Mischgebiet stimmen wollen) vor einem „Millionengrab“ Mehrzweckhalle. Dass es Bedarf für so eine Anlage gebe, sei unstrittig. Gleichwohl müsse sich die Halle langfristig finanziell tragen, auch an einem weit entfernten Standort wie im Rhein-Selz-Park. Der FWG-Beigeordnete und Bürgermeisterkandidat Jochen Schmitt warnte davor, „Lärmgegener und Sportler gegeneinander auszuspielen. Wir müssen unbedingt beiden gerecht werden.“ Ein Hallenbau innerhalb des Ortsgebietes Nierstein sei bisher nie ernsthaft geprüft worden.
Günther sagte auf AZ-Anfrage, bei der Kostendebatte würden Zahlen und Fakten vermischt. Es sei immer klar gewesen, dass zuerst eine aus Bundesmitteln geförderte energetische Sanierung für 1,1 Millionen Euro erfolgt. Diese müsse bis Ende 2020 beendet sein, sonst verfallen die Mittel. Für die folgenden weiteren Ausgaben für Grundstückserwerb, Boden, Empore und weitere Maßnahmen sei ein Zugriff auf den Investitionsstock des Landes geplant. In Summe solle das Projekt 2,1 Millionen kosten, von denen 1,4 gefördert werden. Der Rest verbleibt bei der Stadt – eben jene 660 000 Euro.