NIERSTEIN/KORNSAND - Seit Generationen besaß die Gemeinde Nierstein jenseits des Rheines in der Gemarkung Kornsand Eigentum in Form von Äckern, Wiesen, Wald und Fischgewässern als Allmende, zusammen mit Schwabsburg und Dexheim. („Die Allmende ist eine Rechtsform gemeinschaftlichen Eigentums. Als landwirtschaftlicher Begriff bezeichnet Allmende Gemeinschafts- oder Genossenschaftsbesitz abseits der parzellierten, in Fluren aufgeteilten, landwirtschaftlichen Nutzfläche.“ – Wikipedia).
Am 12. Juli 1816 übernahm der in Darmstadt residierende Großherzog Ludwig I. in Mainz aufgrund eines Staatsvertrags zwischen Preußen, Österreich und Hessen im Rahmen des Wiener Kongresses den nördlichen Teil des Département Donnersberg. Damit gehörte ab diesem Zeitpunkt Nierstein zu Hessen, Rheinhessen in seiner heutigen Form war geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Großherzog Ernst Ludwig von Hessen, der nie abdankte, am 9. November 1918 vom Darmstädter Arbeiter- und Soldatenrat abgesetzt. Das Großherzogtum wurde zum Volksstaat Hessen, Nierstein gehörte dadurch (bis 1945) weiterhin zu Hessen.
Alle Bemühungen waren umsonst
Immer wieder versuchte Nierstein seinen Besitz auf dem Kornsand wieder zu erlangen, doch alle Bemühungen waren umsonst. So ist am 25. Februar 1919 in der „Niersteiner Warte“ nachzulesen: „Rechts des Rheins hatte Nierstein bekanntlich vor vielen Jahren großen Grundbesitz, der uns durch den Frieden bei Lunéville am 6. Februar 1801 entzogen wurde. Damals fiel Rheinhessen zu Frankreich und somit ging nicht nur der ganze Besitz, den Nierstein auf der rechten Rheinseite hatte, sondern auch der Privatbesitz der Niersteiner Bürger verloren. Von Rechtes wegen hätte dieser Besitz im Jahre 1816, als Rheinhessen dem Großherzogtum Hessen angegliedert wurde, als wir wieder Deutsche sein durften, auch der Grund und Boden auf der rechten Seite wieder zu Nierstein und an dessen Bürger fallen müssen. Stattdessen machte aber der hessische Staat seine Rechte auf den Besitz geltend und zahlte der Gemeinde als Entschädigung für den Verlust unter dem damaligen Bürgermeister Becker 20 000 Gulden. Die einzelnen Privatbesitzer wurden wieder in ihre Rechte eingesetzt und heute noch sind eine ganze Reihe von Niersteiner Ortsbürgern Besitzer von rechtsrheinischem Land.“
In der Ausgabe vom 28. Juli 1919 berichtet die „Niersteiner Warte“ eindringlich in einem längeren Artikel nochmals über die Vorgänge um den Kornsand: „Besonders war der Kornsand für den Weinbau von dringender Notwendigkeit. Derselbe erforderte von jeher eine besonders reiche Zufuhr von Dünger, wenn anders der Boden trotz seines reichen Vorrats an Nährstoffen sich nicht bald erschöpfen sollte. Künstliche Dünger gab es damals noch nicht und so war eine unbedingte Voraussetzung für den Fortbestand eines gedeihlichen Weinbaus das Halten von größeren Viehbeständen zur Beschaffung des nötigen Düngers für die Weinberge. Die Gras- und Holzfrage waren deshalb für Nierstein Fragen von weittragender Bedeutung und beiden wurde der Kornsand in weitestem Maße gerecht. Aber nicht allein dass er mit seinem üppigen Graswuchs den gesamten Viehstand das ganze Jahr hindurch ernährte, Holz im Überfluss lieferte, warf er noch ansehnliche Beträge an die Gemeindekasse ab. So ergaben die Erträge aus Obst und Feldfrüchten beträchtlichen Gewinn. Allein die Winter- oder Schafweide ergab Beträge von bis zu 1700 Gulden. Der Erlös von Holzversteigerung aus den Eichenbeständen des Kornsandes belief sich auf circa 7000 Gulden. Man wird begreifen, von welcher weittragenden Bedeutung der Kornsand war, wie sein Besitz für Nierstein geradezu eine Lebensfrage bildete und man wird sich auch vorstellen können, welche Bestürzung sich der Einwohner bemächtigte, als sie sich am frühen Morgen eines kalten Dezembertages des Jahres 1803 auf den Kornsand begeben wollten und diesen durch Hessen-Darmstädtische Soldaten besetzt fanden.
„DER RHEIN VERBINDET“
„Der Rhein verbindet“ heißt das erste bundesländerübergreifende Fest am Sonntag, 7. Mai, um 10 Uhr.
Veranstaltungsorte sind die Fähranlegestellen Nierstein und Trebur-Kornsand sowie das Weingut Louis Guntrum.
Eröffnung durch die beiden Bürgermeister Thomas Günther (Nierstein) und Carsten Sittmann (Trebur) sowie die Innenminister Roger Lewentz (Rheinlandpfalz) und Peter Beuth (Hessen) um 12 Uhr in Nierstein und um 12.30 Uhr am Kornsand. (dev)
Vom Landgraf militärisch besetzt
Der Landgraf von Hessen hatte in Ausführung der Regensburger Beschlüsse von dem ihm als Entschädigung übereigneten Kornsand Besitz ergriffen und ihn militärisch besetzt. Mit Gewalt wurden den Niersteinern die mitgebrachten Geschirre, sogar die Fuhrwerke abgenommen. Mit Waffengewalt wurden sie in ihre Nachen getrieben und ihnen bedeutet, dass sie als nunmehrige Franzosen auf deutschem Boden nichts mehr zu suchen hätten.“
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam Nierstein zum neu geschaffenen Bundesland Rheinland-Pfalz. Alle Bemühungen um die Wiedereinsetzung der alten Besitzstände und Rechte, die im Laufe der Zeit erfolgten, brachten keinen Erfolg. So ist bis heute der Kornsand hessisches Gebiet und es besteht keine Aussicht, dass sich das irgendwann noch einmal ändern könnte.