Einst haben sie gemeinsam studiert, jetzt präsentieren die Mitglieder des Künstlerkreises „KunstWaggon“ eine gemeinsame Ausstellung im Weingut Fritz Reichert I.
Von Wolfgang Höpp
Der Künstlerkreis „KunstWaggon Mainz“ vor dem Gemälde „The lost Gardens of Heligan“ von Renate Moschinski: (v.l.) Simone von Stockhausen-Taufenbach, Stefan Kniffka, Renate Moschinski, Dorothee Rübel, Irmela Hess, Beate F. Mertel, Elisabeth Wirsch-Kling, Mehrnosh Käcker und Sabine Graf.
(Foto: Thomas Hammel-Scheibner)
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NIERSTEIN - „Der Maler ist das Auge der Welt“, stellte der Maler und Grafiker Otto Dix einst fest. Genau so dachte auch der 2017 von Simone Stockhausen-Taufenbach und Stefan Kniffka gegründete Künstlerkreis „KunstWaggon Mainz“. Dieser präsentiert sich bei der ersten gemeinsamen Ausstellung mit dem Titel „Weltsicht – Weitsicht“ im Weingut Fritz Reichert I. in den drei Gasträumen und im Eingangsbereich. Dort zeigen neun Kunstschaffende aus dem Mainzer Raum bis zum 28. Juli mit 32 Exponaten ihre höchst individuellen Sichtweisen in und auf die Welt.
Werke zum Motto „Weltsicht – Weitsicht“
Die Ärztin und freischaffende Künstlerin Sabine Graf arbeitet mit Zeichnungen rund um die Themen Mensch und Natur in Aquarell-, Acryl- und Öltechnik und probiert auch gerne einmal Techniken wie „Mixed Media“ aus.
Die Journalistin Irmela Hess beschäftigt sich mit dem, was sie sieht, vermittelt Stimmungen und spiegelt die Wirklichkeit durch Verfremdung und Abstraktion. Sie fokussiert sich auf strandnahe Meereslandschaften, die sie in fließenden Farben darstellt.
Der Akt- und Porträtmalerei hat sich die Kommunikationsdesignerin Mehrnosh Käcker verschrieben. Davon zeugen die im Jahr 2018 entstandenen „Nackenheimer Köpfe“, die im Ortsmuseum Nackenheim, dem „Muxum“, zu bewundern sind.
Beate F. Mertel präsentiert in der Ausstellung die Arbeiten „1964“ und „1984“ und stellt ihre Sicht der Dinge dar: „Wie hat sich die Welt seit diesen Jahren weiter entwickelt oder ist die Entwicklung stagniert?“ Sie lässt dem Betrachter dabei Raum für eigene Interpretationen und arbeitet mit starken Farben auf Holztafeln ebenfalls in der „Mixed Media“-Technik.
Einst gemeinsam in Mainz Kunst studiert
Die in der Vergangenheit für die Europäische Union in Brüssel tätig gewesene Juristin Simone von Stockhausen-Taufenbach arbeitet überwiegend mit der Collagetechnik. Mit verschiedenen Materialien, eigenen Texten und Fotografien hinterfragt sie sozialkritisch unsere etablierte Wertekultur und unsere selbst auferlegte Perfektionierung. Zurzeit arbeitet die Kunstschaffende in ihrem Atelier in Mainz-Mombach an einer großen Kunstinstallation, die in der ersten Juliwoche im Hotel Adlon Kempinski am Brandenburger Tor in Berlin zu sehen ist.
Die meisten Aussteller kennen sich vom Kunststudium in Mainz. Daher bereitete es allen eine riesige Freude, sich für ein „Klassentreffen“ vor dem 120/160 Zentimeter großen symbolträchtigen Bild „The lost Gardens of Heligan“ von Renate Moschinski fotografieren zu lassen. Die Mainzerin versucht, sich mit Erfolg an die Maltechnik der „alten Meister“ anzulehnen und diese auf Themen der heutigen Zeit schöpferisch anzuwenden.
Elisabeth Wirsch-Kling lebt und arbeitet ebenfalls in Mainz. Für die Palette vielfältiger Motive, von denen ihre Bilderwelt bestimmt ist, greift sie meist auf eigene Reiseskizzen zurück, die in Öl, Aquarell oder Acryl einen neuen Ausdruck finden. Das in leuchtend kräftigen Farben gehaltene Bild „Post Alley“ erinnert an eine unvergessliche Reise in die USA.
Als Innenarchitektin ist Dorothee Rübel in genauer Zeichnung und perspektivischer Darstellung geschult. Ihr künstlerischer Schwerpunkt liegt in der Landschaftsdarstellung und besonders im Einfangen von Licht- und Wolkenstimmungen, was im Bild „Genfer See“ besonders gut zum Ausdruck kommt.
Einen Hang zum Urban Sketching hat Stefan Kniffka, malt und zeichnet vorzugsweise mit Pastell, Aquarell, Gouache und Acryl. Als Autodidakt experimentiert der geborene Kellinghusener gerne auch mal abstrakt und bevorzugt Menschen und städtische Motive. Die zahlreichen Besucher waren nach dem obligatorischen Austellungsdurchgang von der Schaffensvielfalt und dem großen Engagement der Künstler tief beeindruckt. Wurde bei manchen vielleicht sogar der heimliche Wunsch geweckt, es ihnen gleich zu tun?