Internationales Kulturfest im Niersteiner Stadtpark
Außergewöhnliche Instrumente, Kinderprogramm und Speisen aus aller Welt: Beim Internationalen Kulturfest in Nierstein feierten die Gäste einen musikalischen Höhepunkt des Sommers.
Von Fred Balz
Zu türkischer Tanzmusik und kurdischen Liebesliedern geht es im Niersteiner Stadtpark auf musikalische Weltreise.
(Foto: hbz/Judith Wallerius)
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NIERSTEIN - Nichts gegen Pietro Lombardi: Der (multi)-kulturelle Sommerhöhepunkt Niersteins ist das vom Arbeitskreis Asyl seit 28 Jahren bei freiem Eintritt organisierte „Internationale Kulturfest“. In seiner 26. Ausgabe ist das Fest im bestens besuchten und mit allerlei Ständen versehenen Rund des Stadtparks ein Spaß für Kinder und Erwachsene.
Parteien und Organisationen gestalten Infostände
Ein Programm mit Jonglage, Stelzen, Fußball, Tischtennis, Spielmobil und Schminktipps lädt Kinder zum Spielen und Toben ein. Neben internationalen Essensständen beeindrucken die Infostände, die von Linken und Grünen, von der SPD bis hin zu Antifa, Frauen-, Umwelt- und Flüchtlingsorganisationen gestaltet werden. Auch der Weltladen ist mit fair gehandeltem Kaffee und anderen Produkten vertreten.
Das mit Musikern der Region bestückte Programm setzt jiddische, türkische und kurdische Akzente. Am Ende gibt es eine kubanische Salsa-Tanzshow von „Los 4 del Son“ mit Abstecher zum „Buena Vista Social Club“ sowie zwölf Salsa Tänzern.
Wolfgang Schwerdfeger vom AK Asyl geleitet das Publikum durchs Programm. Ab 15 Uhr starten die Konzerte mit dem türkischen „Gönül Dostlari Ensemble“ aus Frankfurt. Sie spielen traditionelle türkische Tanzmusik. Schade, dass statt des Kanuns (Hackbrett/Harfe) ein Keyboard nebst Perkussion und dem Saiteninstrument Saz zu hören ist. Die Sängerin singt mit großer Freude. Mit „Klezmers Techter“ steht Deutschlands führendes weibliches Klezmertrio auf der Bühne. Da Akkordeonistin Almut Schwab verhindert ist, muss Gitarristin Katrin Zurborg in ihre Fußstapfen treten. Durch ihr Gitarrenspiel im Stile Wes Montgomerys und Django Reinhardts nähert sich die Musik Sinti Swing und Modern Jazz an, was den „Freilechs“ Eleganz und Coolness verleiht. Mit Klarinettistin Gabriela Kaufmann und Kontrabassistin Nina Hacker hat sie kongeniale Mitmusikerinnen.
Für Kinder sind „Die Hochstapler“ die Attraktion des Tages. Ihre Jonglagen sind auch für Erwachsene echte Hingucker, lassen sie doch nicht nur Bälle und Keulen durch die Luft wirbeln. Matthias Wiebel ist Meister des Diabolo. Das sind zwei große Jojos, die er durch die Luft fliegen lässt und wieder auffängt. Alexander Wiebel ist Meister der Bälle und Keulen. Jazzsaxofonist Johannes Lind kümmert sich um die musikalische Bebilderung. Höhepunkt ist die Doppeljonglage mit sechs hin und her wirbelnden Keulen.
Texte übers Weggehen und Ankommen
Auch musikalisch gibt es einen Höhepunkt: das anatolische Quartett um Sängerin und Tenbur-Spielerin Eda Tanses. Musikalität und Spiritualität lassen eine Melange mitreißender Ohrwürmer gespeist aus entspannt fließender kurdischer Volksmusik, Kinder -, Liebes- und Klageliedern entstehen. Tanses bisweilen klagender Gesang entspricht der kurdischen Tradition mit Texten übers Weggehen und Ankommen („Meine Wege“), vergebliche Liebe („Otme bulbul“) und Trennung (Lied aus der Nordtürkei „Ben siderim Batuma“). Darüber hinaus spielt sie mit „Cané Cané“ ein Lied ihres Lehrers Cemil Qocgiri in „Zazaki“, einer aussterbenden kurdischen Sprache. Mit Tabla, Gitarre und dem türkischen Banjo „Saz-Büs“ ist die Band perfekt besetzt und überrascht noch dazu mit spannenden jazzigen und pop-affinen Interaktionen.