Der Geschichtsverein erhält erneut einen Restaurierungszuschuss in Höhe von 15 000 Euro. Die Akten sind sowohl für die Stadtgeschichte, aber auch überregional von großer Bedeutung.
NIERSTEIN - (red). Der Geschichtsverein Nierstein erhält einen erneuten Zuschuss in Höhe von 15 000 Euro von der Landesstelle Bestandserhaltung in Koblenz (LBE) für die Restaurierung schwer beschädigter Archivalien aus dem Niersteiner Stadtarchiv. Die Fördermittel fließen in die Restaurierung der historischen Gerichtsprotokolle aus dem 18. Jahrhundert, so Dr. Susanne Bräckelmann, Zweite Vorsitzende des Geschichtsvereins und Archivbeauftragte der Stadt. Diese Protokolle liegen über einen Zeitraum von 100 Jahren kontinuierlich vor und stellen sowohl für Nierstein als auch überregional eine bedeutende Quelle dar. Sie bieten detaillierte Einblicke in das Leben der Menschen im 18. Jahrhundert. Die Themen reichen von Auswanderung und Ämterbesetzung über Einquartierungen, Grenzstreitigkeiten und Polizeiverordnungen bis hin zu Zunftsachen.
Bei den Restaurierungsaktionen der Jahre 2020 und 2021 konnte bereits der größte Teil dieser Gerichtsprotokolle bearbeitet werden. Die letzten vier noch fehlenden Akten (rund 1500 Blätter) können nun dank der zugesagten Fördermittel restauriert werden. Seit dem Jahr 2020 wurde die Restaurierung des Niersteiner Stadtarchivs mit insgesamt rund 88 000 Euro vom Land Rheinland-Pfalz (LBE) und vom Bund (KEK) gefördert, ein deutlicher Beleg – so Bräckelmann – für die Bedeutung der aufbewahrten Bestände. Das nächste größere Teilprojekt wird sich mit den Schatzungsunterlagen des 18. Jahrhunderts beschäftigen. Diese Abgabenverzeichnisse erlauben, ein detailliertes Bild der damaligen ländlichen Bevölkerung zu zeichnen und stellen auch für Familienforscher eine wertvolle Quelle dar.
Parallel zur Restaurierung der Gerichtsprotokolle wurden auch Akten zur Niersteiner Kirchengeschichte im 18. und 19. Jahrhundert bearbeitet. Einige daraus gewonnene Erkenntnisse fließen in einen Vortrag Bräckelmanns am Freitag, 15. Juli, ein. Unter dem Titel „Anna Sophia von Haxthausen und ihre Sophienkirche“ geht es um die erste evangelisch-lutherische Kirche in Nierstein, die knapp 100 Jahre bestand. Dort befindet sich heute das Weingut Gustav Strub (Rheinstraße 36). Dort wird auch die Veranstaltung stattfinden. Beginn ist um 19 Uhr. Der Eintritt kostet sieben Euro mit Brezel und einem Glas Wein oder Wasser.