Ein Schiff wird zur Bühne: Nierstein plant Kulturwoche 2018 auf und vor der „Cassian Carl“
Von Kirsten Strasser
Reporterin Rheinhessen
Die 70 Meter lange „Cassian Carl“ liegt derzeit vor Nierstein. Im Handumdrehen wird sie zur schwimmenden Bühne. Im Inneren ist sie mit moderner Veranstaltungstechnik ausgestattet. Dieses Jahr soll sie bei „Wein am Rhein“ zum Einsatz kommen, 2018 wird sie dann eine Woche lang bespielt. Foto: hbz/Michael Bahr
( Foto: hbz/Michael Bahr)
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NIERSTEIN - Alles fing einmal ganz klein an. Mit einem kleinen Jungen, der vor Jahrzehnten weit weg vom Rhein aufwuchs, in Wachenheim, an der Grenze zwischen Rheinhessen und Nordpfalz. Weit und breit kein Strom also, aber die Pfrimm, die floss ein paar Meter entfernt am Elternhaus vorbei. „Und ich habe mir immer die kleine alte Zinkbadewanne geklaut, die war dann mein Boot, und damit bin ich rein in die Pfrimm“, lacht Karl Strack heute. Die ältere Schwester musste den kleinen Kapitän auf Geheiß der Mutter stets retten, und obwohl Karl Strack sich erst einmal auf Bagger verlegte und Bauunternehmer wurde, ist die Liebe zu Wasser und zu Schiffen geblieben. Ein gutes Dutzend nennt er mittlerweile sein eigen, eines davon ist die „Cassian Carl“ – und die ankert derzeit vor Nierstein.
Der Rhein als Veranstaltungsort
Denn die Stadt hat mit der „Cassian Carl“ Großes vor – noch bevor die Festivitäten zur 1275-Jahr-Feier so richtig angelaufen sind (los geht es im Mai), planen Stadtbürgermeister Thomas Günther und Mitstreiter bereits eine Großveranstaltung für 2018. Eine ganze Kulturwoche soll es im Sommer nächsten Jahres geben, mit Musik, (Klein-)Kunst, Wein und Weltmeisterschaft. Und dem Kultur-Kahn: Sämtliche Veranstaltungen sollen auf oder in der „Cassian Carl“ spielen.
„Nierstein zeichnet aus, dass es direkt am Rhein liegt – mit diesem Pfund müssen wir wuchern“, sagt Stadtbürgermeister Günther. „Die Idee mit dem Schiff als Veranstaltungsort, die ist schon lange in den Köpfen drin.“ Den letzten Anstoß habe die Einweihung des Patton-Denkmals am letzten Samstag im März gegeben. Während die Reden am Rheinufer gehalten wurden, saßen die Ehrengäste auf dem Deck der „Cassian Carl“. „Das war einfach eine prima Sache“, schwärmt Günther.
DIE PROTAGONISTEN
Hinter der Kulturwoche 2018 stehen neben dem Stadtbürgermeister Günther und Schiffseigner Strack etliche Köpfe, die Ideen und Engagement einbringen.
„Die Kulturwoche wird sich als weiteres Highlight etablieren“, sagt der Zweite Beigeordnete Tobias Bieker, „sowohl die Zahl der Tagesgäste als auch der Übernachtungen wird steigen.“
Gernot Ebling, Vorsitzender des Verkehrsvereins, freut sich, dass das Vorhaben endlich Wirklichkeit wird. „Wir haben schon viele Ideen für Veranstaltungen.“
„Von den Winzern gibt es ein positives Echo, es ist eine gute Idee, hier als Zusatzangebot die Riesling-Lounge zu realisieren“, betont Jochen Schmitt, Beigeordneter und Vertreter der Winzer vom „Roten Hang“.
Ein Kinderkino schwebt dem Kulturbeauftragten Uwe Stapf vor. „Und ein Kabarett kann ich mir gut vorstellen, ich habe mal eines auf dem Schiff gesehen, das hat mich begeistert.“
Demnächst geht es für die „Cassian Carl“, die als unter anderem als Feldlager für Fastnachter, als Hochzeitslocation, als Kabarettbühne und schwimmender Weinprobierstand dient, wieder heimwärts, nach Mainz. Doch in wenigen Monaten wird sie wieder in Nierstein anlegen, ein Testlauf für die „Kulturwoche 2018“ soll es werden: Am 2. Juli, bei „Wein am Rhein“, werden die Kilianos auf dem Schiffsdeck Musik machen. Wie ist die Akustik? Wie verhält es sich mit dem Wind? Wie mit der Technik? Das soll zu diesem Termin geklärt werden.
„Wir freuen uns auf unsere Auftritte auf dem Schiff, das ist wirklich etwas ganz Besonderes“, betont Kilianos-Vorsitzender Norbert Engel. Richtig gelesen: Auftritte, Mehrzahl – denn natürlich sind die Kilianos auch bei der Kulturwoche im kommenden Jahr dabei; sie werden, so sehen das die bisherigen Planungen vor, den Abschlussabend gestalten.
„Vom 7. bis zum 15. Juli werden wir jeden Tag Programm haben“, kündigt Günther an. Das Schiff mit seiner technischen Ausstattung als Veranstaltungsort ist laut Karl Strack für alle Events gerüstet.
Am ersten Wochenende wird es heißen: „Wein am Rhein“. Für Montag ist ein Kinderprogramm im Schiff geplant, zum Beispiel mit Kinderkino. Der Dienstag steht im Zeichen des Fußballs – schließlich läuft zeitgleich die Weltmeisterschaft. Zum Auftakt soll es eine Talkrunde mit Rolf Töpperwien und namhaften Fußballern geben, anschließend dann Public Viewing – je nach Wetter im Inneren des Schiffes oder draußen. „Und wenn wir Glück haben, spielt Deutschland“, lacht Günther.
Mittwochs ist erneut Talk angesagt, dann soll es um Tourismus gehen. Donnerstags oder freitags steht die Sommernacht am Rhein an, vermutlich mit Bands aus Köln, zu der 2500 bis 3000 Besucher erwartet werden. Am Samstag präsentieren die jungen Winzer vom „Roten Hang“ ihre Weine in der „Riesling-Lounge“ in und auf dem Schiff und am Ufer. Am Sonntag gibt es, wie bereits erwähnt, das Abschlusskonzert mit den Kilianos.
Günther: „Werden das Ufer neu beleben“
Der Veranstaltungsbereich am Ufer ist während der Kulturwoche abgesperrt, nur Eintrittskartenbesitzer bekommen Zugang. Die Seite zur Straße hin wird mit Sicht- und Schallschutzwänden versehen. „Wir werden“, verspricht Günther, „unser Rheinufer neu beleben. Schon jetzt ist klar – eine einmalige Sache wird die Kulturwoche nicht.“ Die „Cassian Carl“ wird also noch öfter vor Nierstein liegen.