Verzückte Närrinnen bei der Weibersitzung in Köngernheim
Von Margit Dörr
Animalischen Applaus gab es für die „Horny Hornets“ aus Biebelnheim mit ihrem Programm „Werwolf 2.0“. Foto: hbz/Stefan Sämmer
( Foto: hbz/Stefan Sämmer)
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KÖNGERNHEIM - „Verrückte hausgemachte Weiberfastnacht“, versprach Jutta Hoff, die abwechselnd mit Susi Eisenbach und Birgit Schneider-Lindroth das Sagen hatte bei der Weibersitzung in der brodelnden Sickingenhalle. Obwohl nur weibliches Publikum im Saal war, spielten die Männer eine tragende Rolle. Sechs Männerballette rockten die Bühne und wurden „bekreischt“ und beklatscht bei ihren Choreografien.
Ballette werden angefeuert und gefeiert
Die Tänzer der Dienheimer „First Generation“ (Leitung: Robert Selmann, Jennifer Müller, Julia Schwarz) sorgten als „Flieger“ für Furore. Kaum ein Halten in den Reihen der Närrinnen gab es bei der Darbietung der „Horny Hornets“ aus Biebelnheim (Leitung: Nina Vuidar). Mit ihrem Thema „Werwolf 2.0“ trafen sie genau den Nerv der Zuschauerinnen. Die Geschichte vom Obdachlosen zum Millionär erzählte das Oppenheimer Männerballett, die O-Town-Players (Leiter Noel Böttcher) – ein fetziges tänzerisches Spektakel, im wahrsten Sinn des Wortes herr-lich anzusehen. Ob es die „Merkwerdische Dallestänzer“ aus Uelversheim (Leitung Jana Schmitt, Christin Schmitt, Alexandra Schwind) waren, die als Opas die Bühne rockten, oder die „Armsheimer Goldstückcher“ (Leitung: Christiane und Vanessa Kröhl, Natali Moodt), die als Eskimos aus der Kälte kamen, aber dem närrischen Auditorium einheizten – alle wurden bejubelt und mit den schon am Eingang verteilten „Klopfern“ laut lärmend beklopft. Und auch die Kingerumer Stolperhölzer (Leitung: Nadine Jentsch, Monika Föbker), die als Football-Stars ein Heimspiel auf der Bühne hatten, wurden mit Leidenschaft von den weiblichen Fans im Saal angefeuert und gefeiert. Nik Lauterbach, Sven Horter, Thomas Heier und Leonard Schindler mal als Andreas Gabalier, mal als Montserrat Caballé oder Freddy Mercury heizten ebenfalls kräftig ein. Als Bunnys in kurzen Hosen, Netzstrümpfen und Silberwesten sorgten fünf junge Männer für einen geregelten Ablauf auf der närrischen Rostra und erhielten vom hingerissenen Publikum leidenschaftlichen Applaus.
Waren die Männer eher zum Anschauen und für Fantasien in den Frauenköpfen zuständig, so strapazierten die weiblichen Akteure mit ihren manchmal schlüpfrigen, aber immer total witzigen und komischen Vorträgen ordentlich die Lachmuskeln. Bei den beiden Vorträgen der Putzfrauen Hilde und Hedwig (Muna Lauterbach und Sabine Kunz), die mal Besen schwingend, mal im Yoga-Fieber ihre Probleme wälzten, blieb kein Auge trocken. Professionell ihre Mimik und die Pointen, die sie setzten.
WER WAR NOCH DABEI?
Musik: Harry Schrauth
Gesang: Brigitte Stortz-Schindler
In der Bütt: Beate Dietz
Ruth (Effenberger) und Jutta (Hoff) ließen das närrische Auditorium am Gespräch im Domcafé teilhaben. Hier gönnten sich die zwei eine „Pausenlatte“ beim Shoppen. „Grau ist das neue Blond“, meinte Ruth selbstbewusst. „Wenn jetzt noch Falten und Speckrollen modern werden, dann wird 2017 mein Jahr!“ Jutta wies weit von sich, dass sie zugenommen habe, sie habe sich nur ein bisschen auseinandergelebt.
Diät – ein leidiges, aber sehr beliebtes Thema bei Frauen. So auch im Sketch des Weiberrats. Die Mimik und Gestik der auf dem Sofa lungernden Sabine Stauß, die von Teufelin Anne Kröhler zum Naschen verführt wird, während Enkelin Birgit Brooks Entsagen und Askese propagiert, war zum Schreien komisch. Genauso witzig der gelangweilte Ehemann (Regina Heidrich), dem das alles egal zu sein schien.
In den Dienst der Fastnachterinnen stellt sich schon seit elf Jahren VG-Bürgermeister Klaus Penzer und läuft bei der Weibersitzung als Bedienung durch die Reihen. Nun hat er den Antrag auf Ruhestand eingereicht, der sehr bedauernd angenommen wurde. Mit einer Rakete und einem Geschenk wurde er dankbar verabschiedet.