Kreischalarm angesichts (fast) nackter Männerleiber: Bei der Weibersitzung kamen entfesselte Närrinnen bei Männertanz und Kokolores voll auf ihre Kosten.
Von Beate Nietzel
Editorin Rheinland-Pfalz-Desk
Da fliegt der Postbote, und den holden Rat freut’s: Das Hillesheimer Männerballett machte den Auftakt bei der Köngernheimer Weibersitzung.
(Foto: hbz/Michael Bahr)
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KÖNGERNHEIM - Entblößte Herrenleiber, Kreischalarm bei 420 entfesselten Närrinnen, Ergötzliches rund um das ewige Mann-Frau-Ding: Mit Männertanz vom Feinsten, mit haus- und handgemachtem Kokolores wird die Köngernheimer Weibersitzung erneut ihrem Ruf gerecht, zur Altweiberfastnacht eines der Top-Events der Region zu sein.
Kokolores
Früher Wespentaille, heute Hummel-Hüfte, klagt Jutta. Ruth wiederum beobachtet ihren Gatten beim Zwiegespräch mit seinem besten Stück, und dem an Männerschnupfen leidenden Ehegespons rät schließlich Erstere, sich dreimal täglich mit feuchter Erde einzureiben: „Es hilft nichts, aber du gewöhnst dich schon mal dran“. Jutta (Hoff) und Ruth (Effenberger) schonen beim Friseurtratsch weder sich noch andere. Und behält man das ganze, deutlich erweiterte „Speckdrum“ im Blick, wenn der „Busen im Spiegel den Blickkontakt verweigert un entnervt uff de Fieß“ guckt, empfiehlt sich ein Bodylifting beim Schönheitschirurgen – zumal „vor den Wahlen, denn Photoshop schafft nicht alles“, meint Sitzungspräsidentin (und Ortsbürgermeisterin!) Jutta Hoff.
Was passiert, wenn der heiratswillige Herr Gaul sich in der Etage irrt und statt bei der Partnervermittlung ins Büro des Reitstalls Selztal von Frau Schimmel platzt, um die richtige Gefährtin zu finden, lassen Sabine Stauß und Regina Heidrich in einem grotesken Zwiegespräch kulminieren: Temperamentvoll? Ok. Aber dreimal täglich bürsten, ob das die Gefährtin mag?
Ohne ihre erkrankte Partnerin Hedwig schließlich fühlt sich Putzfrau Hilde (Sabine Kunz) diesmal recht verloren, hadert mit den Stimmen von Engel (Birgit Brooks) und Teufel (Anna Kröhler) in ihrem Kopf – und greift gern mal zum Pflümli, um zweideutige Witze vom Stapel zu lassen.
Musik
„Wieder mal sind wir zu haben“, singen vier unschuldig mit den Augen klimpernde Damen (Birgit Brooks, Frauke Schimmele, Anya Braun und Birgit Schneider-Lindroth), begleitet an der Gitarre von Wolfgang Seidemann. Aber dies nur, weil sie, so enthüllt es der Moritatengesang, ihre Gatten auf unterschiedlichste Weisen in Jenseits befördert haben – ob mittels Messerstich oder durchtrennter Bremsleitung.
Tanz
Natürlich trumpft eine Weibersitzung mit tanzenden Männern. Für „Schnappatmung“ allerdings, wie Jutta Hoff, eine der drei Sitzungspräsidentinnen, ankündigte, sorgen dann aber in der Tat die Jungspunde des Abijahrgangs 2018 der IGS Nieder-Olm. Die jungen Männer – darunter Söhne des Ortes, die wiederum mit den hauseigenen Bunnys eine beträchtliche Schnittmenge bilden – bringen eine sexy Performance auf die Bühne, wie sie die aufgeheizten Damen in diesem Saal noch nie gesehen haben. Bis auf die „Unnerbüx“ entblättert, spielen die jungen Kerle augenzwinkernd mit Gesten und Körperbewegungen – ohne ein Mal unangenehm schwül zu wirken. Eine Wiederholung des eigentlich nur als Gag beim Abiball gedachten Auftritts wird, so lässt es der Beifall erahnen, unbedingt gewünscht.
Als Postboten, die verheißungsvolle Päckchen – „es rappelt im Karton, ton, ton“ – anliefern, wirbelte das Hillesheimer Männerballett über die Bretter. Zum ersten mal dabei: Die „Rommersheimer Pralinscher“ mit „Ameisen auf Rheinhessisch“ samt Maja und Willi, derweil die Lokalmatadoren der „Kingerumer Stolperhölzer“ ein wahres 90-er-Festival abbrennen. Dass die „Horny Hornets“ aus Biebelnheim zu Recht schon die Deutsche und die Landesmeisterschaft zu Buche stehen haben, stellen sie auch mit ihrer Performance „Crazy in Love“ unter Beweis. Quasi direkt von der Copa Cabana kommen die „Dexheimer Giggeldabscher“ mit ihrem „Brasil“-Auftritt. Und zu den furiosen Oppenheimer O-Town-Players, heuer als Grabräuber unterwegs, muss nun wirklich nichts mehr gesagt werden.
Fazit
Nach rund fünf Stunden unter der griffigen Leitung von Jutta Hoff bleibt die wenig überraschende Erkenntnis: Wer augenzwinkerndes, nie niveauloses Geschlechtergeplänkel und tanzende Männer auf höchstem Niveau zur Fastnacht erleben will, für den führt an Köngernheim kein Weg vorbei – anschließende Party inbegriffen!