Hoch hinaus - Sportkletterer Max Bach auf dem Weg nach oben
Wenn aus Überwindung Überzeugung wird: Der junge Hahnheimer Sportkletterer Max Bach fühlt sich in schwindelerregender Höhe mittlerweile ziemlich wohl. Das war nicht immer so.
Von Torben Schröder
In der Wand mit Blick nach oben: Sportkletterer Max Bach.
(Foto: Torben Schröder )
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HAHNHEIM - Nächsten Sommer möchte Max Bach nach Kanada, für ein Schuljahr. Im vergangenen Sommer machte die Pandemie einen Strich durch die Planspiele des 16-jährigen Hahnheimers. Genauso wie durch eine ganze Reihe Wettkämpfe. Bach ist Sportkletterer. Und natürlich hat er längst sichergestellt, dass sich in der Nähe seiner Schule im Norden Amerikas auch eine Kletterhalle befindet.
Hätte es, Stichwort Strich durch die Rechnung, voriges Jahr olympische Sommerspiele gegeben – das Sportklettern hätte sein Debüt gefeiert. Es besteht aus drei Disziplinen. Eine davon ist Bouldern, das Klettern ohne Seil und Gurt an Felsblöcken oder – hierzulande in aller Regel – künstlichen Kletterwänden. Bouldern ist ein Trendsport, immer mehr Kletterhallen öffnen.
In die Pfalz zum Training
Max Bach ging zwei, drei Jahre lang regelmäßig mit seinem Vater klettern, ehe er in Frankenthal eine wettkampforientierte Trainingsgruppe fand. In der Pfalz, nicht im heimischen Rheinhessen, denn der Sport insgesamt ist noch im Kommen, die Spitze klein und leistungsstark, findet René Nobitz. „Vom Bouldern kommt unser Nachwuchs“, sagt der Sportkletterreferent im Deutschen Alpenverein, Sektion Kaiserslautern. Wer dann aus dem Breiten- in den Leistungssport will, muss zwei weitere Disziplinen ins Repertoire aufnehmen, Speed und Lead – einmal Klettern auf Tempo, einmal entlang spezieller Routen, immer jedoch an künstlichen Wänden. Diese drei Disziplinen wird es auch bei Olympia, mutmaßlich diesen Sommer in Tokio, geben.
Trainingseinheiten auch daheim
Max Bach kam fernab der Heimat, im Urlaub, auf den Geschmack. Früher spielte er in Nieder-Olm Basketball und Fußball, heute klettert er dreimal in der Woche in Frankenthal und macht zusätzlich Trainingseinheiten zu Hause – Kraft, Kondition, Simulationen an Griffbrettern.
Beim Lead kann die Kletterwand schon mal 20 oder 25 Meter hoch sein. „Vor der Höhe hatte ich anfangs schon Respekt“, sagt der Hahnheimer. Dann und wann klettert er gerne auch draußen in der Natur, mehrmals schon am Felsen im Italien-Urlaub oder in Spanien, wo auch mal ein Wochenendtrip zum Klettern hin führte – vor Corona natürlich. Wobei Bach als Landeskader-Athlet das Glück hat, weiter trainieren zu dürfen. Regelmäßig fährt er zu Wettbewerben quer durch die Republik. Der nächste Schritt wäre der Nationalkader, der auch die Türen für internationale Wettbewerbe öffnet. Drei seiner Trainingskollegen sind dabei, der Hahnheimer eifert ihnen nach.
Spätstarter an der Wand
Max Bach ist ein Spätstarter, fing erst 2017 mit dem Klettern an. „Ich habe also einiges aufzuholen“, sagt er. Die Pandemie und das Trainingsverbot für viele hat in seinen Augen die Leistungsunterschiede verschärft. Also gibt er noch mehr Gas. Neben Kletter-Camps zählen auch Surfen und Skaten zu seinen Ausgleichssportarten, um die anderen Muskelgruppen zu belasten und für die sportive Abwechslung. Daheim hat er sich neben den Griffbrettern auch eine Rampe aufgebaut. Braucht es zum Klettern Mut? Bach relativiert. „Das erste Mal kostete schon Überwindung, aber mit der Zeit macht man sich keine Gedanken mehr.“ Der Sport ist sicher. Beim Fußball hat er sich mal die Nase gebrochen, beim Klettern ist noch nichts passiert. Man ist ja immer gesichert.
„Der Verband hat lange darauf hingekämpft, dass der Sport olympisch wird“, sagt René Nobitz, „es gibt auch Kritiker, die sagen, das Klettern wird so zu kommerziell.“ Der Leistungsgedanke steht in den Augen mancher dem Kletterer-Ethos entgegen. Auf der anderen Seite ist ja beides weiterhin möglich. „Zwischen Hobby- und Leistungssport haben wir nichts, keine Übergangsligen wie im Fußball“, sagt Nobitz. Seine 15-jährige Tochter ist im Nationalkader und trainiert elf Mal pro Woche. Da die Familie in der Pfalz ihre Heimat hat, hat sie das Glück der kürzeren Wege zur Trainingsstätte. Wobei auch die Trips in den Pfälzerwald dazu gehören. „Ich sage immer: Draußen klettern ist Genuss“, sagt Nobitz, „wenn ich Sport machen will, gehe ich in die Halle.“ Zur Not auch in Kanada.