HAHNHEIM - „Einfach so, ohne wirklich etwas zu schaffen, weitermachen – das ist nicht meine Art“, hält Andrea Hombach fest. Deshalb zog die bisherige Erste Beigeordnete der Gemeinde Hahnheim einen Schlussstrich und legte ihr Amt nieder. Hintergrund ist eine berufliche Neuorientierung. In der nächsten Ratssitzung Ende September soll die Nachfolge geregelt werden. Kandidaten seien noch nicht spruchreif, wie Ortsbürgermeister Werner Kalbfuß mitteilt: „Es geht ja nicht nur darum, Rechnungen abzustempeln und ab und zu mal mit den Leuten zu quatschen, sondern es ist viel Arbeit mit viel Gegenwind. Da muss man hart gebürstet sein.“
Seit 2016 drei eigene Geschäftsbereiche
SPD-intern hatte Hombach ihren Rückzug frühzeitig angekündigt. Zu Beginn der Legislaturperiode noch Zweite Beigeordnete, hatte sie Ende 2015 mit Torsten Grün die Posten getauscht und Anfang 2016 drei eigene Geschäftsbereiche zugeordnet bekommen. Um die damit verbundene Aufwandsentschädigung hatte es im Rat kontroverse Diskussionen gegeben – ein Vorgeschmack auf weitere Projekte. „Ich habe im Schnitt 20 Stunden die Woche für die Ortsgemeinde gearbeitet“, rechnet die zweifache Mutter vor. Als Abgang aus der Kommunalpolitik will Hombach den Rücktritt nicht verstanden wissen. Ihr Ratsmandat behält sie, um den gemeinsam mit Rheinhessen-Touristik und der VG ausgewiesenen Outdoor-Active-Wanderweg, das Thema „Blühendes Rheinhessen“ oder das Jugendzentrum möchte sie sich weiter kümmern. „Sie wird sich weiter voll einbringen“, ist sich Kalbfuß sicher.
Warum dann aber der Rückzug? „Aus persönlichen Gründen“, sagt sie. Und: „Die politische Realität deckt sich nicht mit meinen Wertvorstellungen.“ In der Erläuterung werden mehrere Facetten deutlich. „Ich finde kommunalpolitisches Engagement unglaublich wichtig, weil man auf dieser Ebene noch etwas verändern kann“, sagt Hombach. Die Umsetzung des Wahlprogramms, für sie „eine Vision“, verzögere sich aber immer wieder aufgrund bürokratischer Hürden. Auch Kalbfuß klagte an anderer Stelle wiederholt darüber, dass kommunalpolitischer Tatendrang durch mitunter ermüdende Verwaltungsabläufe gebremst werde. Als Beispiel nennt Hombach das Thema Jugendzentrum, das seit Beginn der Legislatur alle drei Wochen von Neuem auf den Tisch komme und immer wieder durch Komplikationen erschwert werde.
Eine zweite Komponente sorgte zusätzlich für Amtsmüdigkeit. „Erfolge, die unter Umständen eine Zeit brauchen, werden kleingeredet, schlecht gemacht, dann verlieren die Leute irgendwann den Glauben“, findet Hombach: „Ich will überhaupt nicht mit Schuldzuweisung oder Anklage operieren, aber es gibt Realitäten in diesen Abläufen und einige, die die Aktivitäten für die Ortsgemeinde untergraben.“ Hombach spricht von „Grabenkämpfen“, parteipolitischer Motivation und erklärt, sie könne „an anderer Stelle einfach mehr bewegen“, sich auch freier in Diskussionen einbringen.
Engagement für „Blühendes Rheinhessen“ geht weiter
Als Beispiel nennt sie das Thema „Blühendes Rheinhessen“, das von langwierigen Debatten begleitet war – bis schlussendlich der Bauern- und Winzerverband Hahnheim im Schulterschluss mit der Stiftung Kulturlandschaft Rheinland-Pfalz selbst auf großer Fläche die Gemarkung zum Blühen brachte. Ob das von Hombach nach Hahnheim geholte BUND-Projekt der Auslöser war? Die Landwirte und Winzer hätten „verstanden, dass wir etwas für die Umwelt tun müssen“, sagt sie. „Blühendes Rheinhessen“ habe „ein Bewusstsein geschaffen“.
„Sie hat die komplette Denke in Hahnheim verändert, Natur und Umwelt verknüpft mit Landwirtschaft, Tourismus und Weinbau“, hält der Ortschef fest: „Das sind Pluspunkte, die wirken nach.“ Auch die akribische Baustellenüberwachung am Kita-Außengelände brachte Hombach einiges an Lob ein, auch überfraktionell. „Im Gemeinderat bleibe ich gern weiter“, sagt sie, „und ich werde nach Kräften versuchen, unser Programm umzusetzen.“ Auch im SPD-Ortsverein könnten neue Aufgaben warten. Nur das Beigeordneten-Amt ist einstweilen nichts mehr für sie.