Freie Wähler Gruppe-Selzen zeichnet den Arbeitskreis Asyl Hahnheim/Selzen für ihren Einsatz in der Flüchtlingshilfe aus
Von Torben Schröder
Bei der Verleihung des Martinspreises im Selzer Rathaus wurden Mitglieder des Arbeitskreises Asyl Hahnheim/Selzen durch Heinz-Ludwig Eckes (6.v.l., Vorsitzender) und Harald Hösch (7.v.l., stellvertretender Vorsitzender) von der FWG ausgezeichnet. Foto: hbz/Michael Bahr
( Foto: hbz/Michael Bahr)
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SELZEN/HAHNHEIM - Der 11. November ist nicht nur im närrischen Kalender ein fester Termin, sondern auch im Kirchenjahr. Dann wird der Martinstag gefeiert, im Andenken an Martin von Tours. Der Bischof ist einer der bekanntesten Heiligen der Katholischen Kirche, der auch von den Protestanten verehrt wird. Sein Nachruhm begründet sich ganz wesentlich in der Geschichte, wonach er im Winter auf einen armen, unbekleideten Mann traf und daraufhin seinen Mantel in zwei Teile schnitt, um ihn mit dem Schutzbedürftigen zu teilen. Martinssingen, Martinszug und Martinsgans leiten sich von dem mildtätigen Heiligen ab – und der Martinspreis, den die FWG in Selzen nun zum 14. Mal verliehen hat.
Die dreiköpfige Jury zeichnete diesmal den Arbeitskreis Asyl Hahnheim/Selzen aus. „Der damalige römische Soldat Martin teilte seinen Mantel und erhielt von seinen Kollegen Hohn und Spott“, berichtet der FWG-Vorsitzende Dr. Heinz-Ludwig Eckes, „aber er wurde auch zur Symbolfigur der tätigen Nächstenliebe.“ In gewisser Weise stünden die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer in einer historischen Kontinuität zu dem Heiligen. Schließlich hätten auch der Zustrom der Einwanderer und die große Hilfsbereitschaft, die ihnen entgegengebracht wurde, zu teilweise heftigen Diskussionen und mitunter auch zu Zerreißproben geführt, so Eckes. Unverständnis und Anfeindungen habe es allerdings glücklicherweise „in unseren Dörfern“ nicht gegeben.
Informationen über Hilfsangebote, Fahrten beispielsweise zur Oppenheimer Tafel, die Überbrückung sprachlicher Hürden, Behördengänge, das Aufstöbern, Abholen und Sammeln von Möbeln und Kleidung, Fahrten zu Ärzten, Dialoge mit den Krankenkassen, die Vermittlung von Grundkenntnissen in der deutschen Sprache – es gibt und gab in den vergangenen Jahren für die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer viel zu tun. „Der Schutz wird durch zahlreiche Gesetze und Verordnungen geregelt“, erklärte Eckes.
WÜRDIGUNG
Der Martinspreis der Freien Wählergemeinschaft Selzen wurde zum 14. Mal verliehen. Er wird als ideelle Würdigung verstanden und besteht in einer Urkunde sowie einem Helferfrosch, den Tobias Mohr entworfen, gemalt und gedruckt hat – in insgesamt 25-facher Ausfertigung, sodass der Preis noch eine recht lange Bestandsgarantie haben dürfte.
Diesmal hatte die Jury aus Hans-Richard Binzel, der evangelischen Pfarrerin Angela Krause und dem katholischen Gemeindereferenten Rüdiger Torner aus vier Vorschlägen auszuwählen. Der Arbeitskreis Asyl Hahnheim/Selzen wurde gleich mehrmals vorgeschlagen.
Doch für die konkrete Hilfe sei eben nicht nur der Staat zuständig. „Auch wir als Gesellschaft sind gefragt.“ Im Arbeitskreis hätten sich Menschen zusammengefunden, „die bereit sind, mit ihrem Privatwagen Tausende von Kilometern zu fahren und die Hilfsbedürftigen zu unterstützen“. Mit ihrer jahrelangen unbezahlten Unterstützungsarbeit haben die Ehrenamtlichen, so der Urkundentext, „wesentlich zum harmonischen Zusammenleben in unseren Gemeinden beigetragen“.
„Wir sind froh und dankbar, dass die Arbeit gewürdigt wird“, hielt die Friesenheimer Integrationslotsin Saida Schulze-Vatter bei der Preisverleihung im Selzener Ratssaal fest. Die Gruppe hat sich vor vier Jahren gebildet, bevor der ganz große Zustrom an Flüchtlingen einsetzte. Damals betreute Schulze-Vatter zwei somalische Familien in Hahnheim. Maria Gagneur wurde auf die Afrikaner aufmerksam, erkannte sofort den Bedarf an Unterstützung und der Arbeitskreis war geboren.
Das ganze Selztal abgedeckt
Was folgte, hätten die mittlerweile 14 Helfer sich nicht ausmalen können. Kleidung, Möbel, Formulare, privater Sprachunterricht, das waren stets die dringendsten Aufgaben, wie Schulze-Vatter berichtet. „Wir haben über Hahnheim und Selzen hinaus das ganze Selztal abgedeckt.“ Und der Bedarf geht nicht zur Neige, vorige Woche kam in Selzen erneut eine Familie aus Syrien an. Der Kreislauf an Hilfsleistungen geht von Neuem los.