Fastnachter des Gockelores Hahnheim stürmen erfolgreich die Verwaltung
Von Wolfgang Höpp
Alle Kampfeslust nützt ihm am Ende nichts: Werner Kalbfuß (3.v.l.) übergibt den Schluüssel in die Hände von Helga Dexheimer (Erste Vorsitzende des Karneval Vereins Gockelores Hahnheim). Foto: hbz/Kristina Schäfer
( Foto: hbz/Kristina Schäfer)
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HAHNHEIM - Was ist denn da in Hahnheim los? In der Unteren Hauptstraße rotten sich 44 närrische Anhänger des Karneval Vereins Gockelores Hahnheim (KVGH) mit dem Spielmannszug Mommenheim MKV 1996 unter der Leitung von Manfred Schmitt zusammen. Die Chefin des KVGH, Helga Dexheimer, und Ellen Kalbfuß mit der vierfarbbunten Fahne vorneweg stimmen alle Narren mit Helau- und Ui-ui-ui-ui-au-au-au-Rufen auf das große Ziel ein, das da lautet: Das Rathaus stürmen, dem Ortsbürgermeister Werner Kalbfuß die Rathausschlüssel abnehmen und für die närrischen Tage das Zepter in Hahnheim schwingen.
Verzweifeltes Aufbäumen des Ortschefs
In weiser Voraussicht hat der Ortschef, der sich mit seinen Beigeordneten und den Gemeinderäten verbarrikadiert hat, das Außentor der Gemeindeverwaltung fest verschlossen. Aber Sigrid Mangold-Wegner besitzt aus vergangenen Tagen noch einen Zweitschlüssel, mit dem sie aufschließt. Jetzt ist der Weg frei, Auge in Auge, von Angesicht zu Angesicht das verwegene Vorhaben anzugehen. Der sichtlich erschrockene Ortschef wehrt sich noch: „Ich seh nur Zores, schlimme Fratze. Ich glaub, ihr könnt noch Selze passe, zieht ab nach Selze zu de Seidel.“
Sein verzweifeltes Aufbäumen beeindruckt die Vorsitzende des KVGH überhaupt nicht: „Von wege Fratze oder Zores, wir, das Heer von Gockelores, wir übernehmen jetzt die Macht. Aus und vorbei die Sesselforzermacht. Kalbfuß, rück die Schlüssel raus!“ Noch ist der Ortsboss kampfeslustig: „Ich ruf euch zu, den Räten allen, das lassen wir uns nicht gefallen.“ Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Das meiste tut ihr doch verbocke, babbele des könnt ihr gut. Damit ist Schluss jetzt hier im Haus, Kalbfuß, rück endlich die Schlüssel raus!“ Allmählich dämmert es dem inzwischen verängstigten Werner Kalbfuß, dass seine Stunden gezählt sind: „Jetzt fang ich an, echt nachzudenken, womöglich Zeit, mal einzulenken. Zeigt, was ihr könnt, kommt doch herein. Das Amt führt die Helga weiter, so muss es eben sein.“
Spricht es und übergibt unter frenetischem Beifall von 111 schadenfrohen Hahnheimern die goldenen Rathausschlüssel an die Frontfrau des KVGH. Zweifellos ist die heutige närrische Machtergreifung der Höhepunkt und die Krönung des dreimal elfjährigen Bestehens des KVGH. „Dieses spektakuläre Ereignis muss jetzt gebührend gefeiert werden“, lautet die erste Anweisung der neuen Machthaber. Der Spielmannszug Mommenheim lässt mit seinem voluminösem Auftritt deshalb die ehrwürdigen Rathausmauern nur so erzittern. Schließlich klingt der friedliche Machtwechsel bei Sekt und edlen Hahnheimer Weinen in gewohnter närrischer Harmonie aus. Der abgesetzte Ortsbürgermeister indes ist mit der fünftägigen Auszeit in Wahrheit doch ganz zufrieden, denn er sehnt sich mit einem verschmitzten Lächeln schon nach dem Aschermittwoch, ab dem es dann wieder heißt: „Hier thront mit Prunk von früh bis spat der Hahnheimer Gemeinderat.“