Im Rahmen des Projekts blüht auf vielen Brachflächen rund um Hahnheim eine bunte Blumenpracht. Foto: Jan Ruzycki
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HAHNHEIM - Ein bisschen hügelig – und ein bisschen öde, so beurteilen manche Spötter die rheinhessische Kulturlandschaft. In der Hahnheimer Gemarkung sieht das ganz anders aus: Auf 70 000 Quadratmetern haben die Winzer und Landwirte Saatmischungen ausgebracht. Dill und Klee, Sonnen-, Korn- und Ringelblumen oder Silberdisteln – dort, wo einmal Rüben oder Kartoffeln angebaut wurden, auf Brachflächen und an Feldrändern blüht es in der warmen Jahreszeit wie verrückt.
Samen kommen von Stiftung Kulturlandschaft
Im vergangenen Jahr begann die Aktion „Hahnheim blüht auf“ des Bauern- und Winzervereins auf 55 000 Quadratmetern Fläche. „Ein Imker, der ein Bienenvolk im vergangenen Jahr in eines der Blütenfelder gestellt hat, hatte das Dreifache an Honig“, erzählt die Vorsitzende Christiane Ruzycki, „ganz sicher hat die Aktion für die Insekten große Vorteile.“ Hintergrund ist die Aktion Blühfläche der Stiftung Kulturlandschaft Rheinland-Pfalz, die kostenlos die Samen bereitstellt. Die Bewirtschafter sind für Ausbringung der Wildblumenmischung und die Pflege der Flächen zuständig. Genutzt werden Flächen, die sich in der Rotation befinden und vorübergehend aus der Bewirtschaftung genommen werden, aber auch Areale, die für mehrere Jahre brach liegen. Ein Beispiel ist eine Fläche der Jagdgenossenschaft auf dem Hahnheimer Knopf, die irgendwann einmal auch für eine touristische Nutzung interessant sein könnte. Schon jetzt bietet sie einiges fürs Auge.
Die Flächen liegen großteils an Hauptwirtschaftswegen und in Vernetzungsbereichen, sodass auch Spaziergänger und Radfahrer etwas von der Blütenpracht haben. „Es soll interessant, abwechslungsreich sein und auch Fragen aufwerfen, um welche Pflanzen es sich da handelt“, erzählt Ruzycki, „die Felder sind aber nicht als Ersatz für das Blumengeschäft gedacht.“ Für die Vorsitzende des Bauern- und Winzervereins ist es „wichtig, etwas Neues auszuprobieren“. Die mit Saatgut eingedeckten Flächen wechseln sich in Teilen Jahr für Jahr ab. Ein Vorteil für die Landwirte liegt darin, dass sie die Blütenfelder als „Greening-Flächen“, die gesetzlich vorzuhalten sind, ausweisen können. Keineswegs handele es sich um einen Nachmach-Effekt hinsichtlich des BUND-Projekts „Blühendes Rheinhessen“, das vergangenes Jahr ebenfalls unter anderem in Hahnheim – begleitet von einigen Diskussionen – an den Start gegangen ist und ebenfalls das Aussähen von Blumen zum Gegenstand hat.
Neben dem Weingut der Familie Ruzycki und der Jagdgenossenschaft machen auch die Betriebe Rudolf Umsonst, Bernd Kappler (beide Hahnheim), Andreas Sieben, Jürgen Tiedemann (beide Sörgenloch), Stefan Kneip (Zornheim), Christoph Bugner (Nieder-Olm), Werner Held (Undenheim), Thomas Anthony (Selzen) und Tobias Becker (Mommenheim) mit. Die Verbesserung des Erholungswertes der Kulturlandschaft, die Förderung der Artenvielfalt, Schutz und Nahrung für Tiere und Insekten sowie auch den Schutz des Oberflächenwassers nennt Jan Ruzycki als Gründe, sich an der Aktion zu beteiligen. Und es sieht einfach richtig schön aus.