Windpark Guntersblum/Uelversheim: Bedenken aus Ludwigshöhe
Beim Infoabend in Guntersblum gab es einigen Gegenwind für das Projekt der GAIA mbH. Die hat in Rhein-Selz aber noch mehr vor.
Von Ulrich Gerecke
Reporter Politikredaktion
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GUNTERSBLUM - Nach mehr als zweieinhalb Stunden waren zwar ein paar Fragen beantwortet, aber längst nicht alle Sorgen genommen. Mit großem Personalaufgebot hat der Windparkbauer GAIA mbH in Guntersblum versucht, den Bürgern seinen geplanten Windpark an der Gemarkungsgrenze zwischen Uelversheim und Guntersblum (die AZ berichtete) schmackhaft zu machen. Es gab viele Vorträge, viele Grafiken, viele Schautafeln – aber dennoch massive Kritik. Vor allem, aber nicht nur aus dem benachbarten Ludwigshöhe.
Landschaftsbild ein zentrales Thema
Sechs Räder – drei in jeder der beiden Kommunen – will die GAIA ab 2020 am Hang aufreihen. Die modernen Riesen vom Typ Enercon E-141 sind insgesamt 229 Meter hoch und damit 43 Meter höher als jene drei Rotoren, die sich bereits in Guntersblum drehen. Diese Größe sorgte für hochgezogene Augenbrauen und Besorgnis. Ein Ludwigshöher durfte sich des Applauses der meisten Zuhörer im Dorfgemeinschaftshaus gewiss sein, als er klagte: „Das wäre für die Optik Rheinhessens eine Katastrophe, da wird alles kaputt gespargelt.“
Das Landschaftsbild war in der Tat das zentrale Sorgenthema der meisten Zuhörer – anders als bei den lange umstrittenen GAIA-Rädern in Undenheim, bei denen vor allem über Schall heftig und bis vor Gericht gestritten worden war. Das Problem für die GAIA: Mittlerweile sind nur noch Riesenräder profitabel, deshalb konnte Projektleiter Thomas Diehl auch nur entgegnen: „Gegen das Argument der Verspargelung kann ich wenig sagen, wir müssen die technische Entwicklung im Auge behalten.“
AUS FÜNF MACH ZWEI IM SELZTAL?
Der Windpark Guntersblum/Uelversheim ist momentan das Projekt in der Verbandsgemeinde Rhein-Selz, bei dem die Vorbereitungen der GAIA mbH am weitesten gediehen sind. Allerdings muss es mittelfristig nicht das einzige bleiben, wie Geschäftsführer Torsten Szielasko auf AZ-Anfrage erläuterte.
Denkbar sei zum Beispiel, den in die Jahre gekommenen Windpark Selzen/Köngernheim umzurüsten. Derzeit stehen dort fünf kleinere Windräder, diese könnten durch zwei größere vom Typ Enercon E-141 ersetzt werden. Diese sind deutlich größer, aber wirtschaftlicher als die alten, der Abstand zu den Ortsgrenzen würde ein solches „Repowering“ zulassen.
Anders sieht es in Eimsheim/Wintersheim aus: Der dortige Windpark steht zu nah an der Bebauung für eine solche Umrüstung.
Potenzielle Flächen für Windparks sieht Szielasko bei Dienheim sowie südlich der Dexheimer Kaserne zwischen Dexheim und Dalheim. Weil es hier allerdings kritische Aspekte gebe, habe Guntersblum/Uelversheim derzeit für die GAIA mbH Priorität.
Die GAIA steht dabei unter einem gewissen Zeitdruck. Die Verbandsgemeinde Rhein-Selz, in der sich momentan 32 Windräder drehen, stellt derzeit einen neuen Flächennutzungsplan auf, die Ortsgemeinden müssten Flächen für Windparks auszeichnen lassen. „Wir haben relativ wenig Spielraum“, sagte Diehl zur Standortfrage, im Augenblick führe man „Erstgespräche“ mit den privaten Eigentümern der in Frage kommenden Flächen.
Neben der „zwangsläufigen optischen Belastung“, die Ludwigshöhes Ortsbürgermeister Hartmut Zimmermann heraufziehen sah, kreiste viel Kritik um wirtschaftliche Aspekte. Ludwigshöher monierten, man habe den Windpark vor der Nase, die Erträge strichen aber allein Guntersblum und Uelversheim ein. Dass die Nennleistung der Enercon-Windräder von jeweils 4200 Kilowatt nur bei einer Vollauslastung von rund 2500 Stunden pro Jahr erzielt wird, sorgte ebenfalls für wenig begeisterte Reaktionen. Ein Zuhörer geißelte gar das ganze Windkraft-System als „völlig irrsinnig“ und verwies auf die großen Probleme beim Speichern der Energie – eine Einschätzung, die GAIA-Moderator Ray Zawalski durchaus teilte, für die allerdings letztlich die Bundesregierung der richtige Ansprechpartner sei.
Dass der Konflikt zwischen Landschaftsbildpflege und Ansprüchen der Energiewirtschaft an dieser Stelle schwer zu lösen ist, hatte gleich zu Beginn des Abends Luisa Scherer deutlich formuliert. Die hehren Klimaziele, meinte die Regionalreferentin der Energieagentur Rheinland-Pfalz, könnten (wenn überhaupt) eben nur mit Windkraft erreicht werden – weder Wasserkraft noch Fotovoltaik noch Geothermie seien effiziente Alternativen.
Aero-Club befürchtet Einschränkungen
„Wir stehen noch ganz am Anfang, auf einer Skala von null bis zehn sind wir bei minus fünf“, betonte Guntersblums Ortsbürgermeisterin Claudia Bläsius-Wirth. Die im Vorfeld gesammelten Anfragen aus der Bevölkerung sowie die GAIA-Antworten werde die Gemeinde auf ihrer Homepage veröffentlichen. Vielleicht kommen dabei auch die Sorgen des Aero-Clubs Oppenheim-Guntersblum zur Sprache, der durch den neuen Windpark zusätzliche Einschränkungen des Luftsports befürchtet. In jedem Fall gibt es noch viel Gesprächsbedarf.