Duo Walther und Treyz im Guntersblumer Museumskeller
Dass Deutschland eine Volksmusiktradition jenseits dumpfer Deutschtümelei besitzt, belegten die beiden Musiker bei ihrem Konzert in Guntersblum.
Von Fred Balz
Irische und deutsche Volksmusik präsentierten Gudrun Walther und Jürgen Treyz bei ihrem Folkkonzert im Guntersblumer Museumskeller.
(Foto: hbz/Michael Bahr)
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GUNTERSBLUM - Obwohl die Irish-Folk-Überflieger „Cara“ mittlerweile Hallen füllen, gehen die Gründer Gudrun Walther und Jürgen Treyz als Duo „Deitsch“ gerne in Folkklubs, um heimische Volksmusik zu spielen. Im Museumskeller Guntersblum sind sie allerdings unter ihren eigenen Namen mit einem Mischprogramm aus irischer und deutscher Musik vertreten.
Die Besucher sind weit gereist, denn die Beiden begeistern sowohl durch Intensität wie Authentizität und touren weltweit. Schon mit dem ersten Set aus irischen Jigs und Reels brechen sie das Eis. Während Gudrun Walther an diesem Abend gelegentlich von der Geige ihres Großvaters zum diatonischen Akkordeon wechselt, spielt Jürgen Treyz eine offen gestimmte Steelstring-Gitarre. Für diese auch „Dadgad“ genannte Stimmung hat Treyz gerade ein Lehrbuch veröffentlicht.
Ihren Hang zu makabren Texten emanzipierter Frauen lebt Gudrun Walther in ausgesuchten irischen Traditionals aus. Ihr „Maid On The Shore“ handelt von einer von Piraten entführten Jungfrau. Die singt die Piraten in den Schlaf, raubt ihr Gold, flieht und lebt frei, glücklich und unverheiratet bis zum Lebensende im eigenen Haus mit Meerblick.
Dass Deutschland eine Volksmusiktradition jenseits dumpfer Deutschtümelei besitzt, belegen beide mit ausgesuchten Beispielen. Das Volkslied Archiv Freiburg hat mittlerweile 100 000 Lieder und Melodien digitalisiert, die sonst verloren wären. Zwischen 1767 bis 1799 sammelte beispielsweise die Küsterfamilie Dahlhoff über 800 deutsche Volkstänze in Notenschrift. Als Tanzkapelle spielte sie im Nebenerwerb im Bereich Nordrhein-Westfalens. Die Sammlung blieb 200 Jahre unbeachtet, bis sie 2012 digitalisiert wurde. Daraus zu hören sind zwei Menuette, zwei Rheinländer und der Holzschuh Tanz.
Das Volkslied „Ich weiß ein fein brauns Mägdelein“, Eduard Mörikes „Hier ist Freude“ und Johann Gottfried Bürgers Horrorstory der einsamen „Lenore“ sind weitere Beispiele: Der Geist des Verlobten ist gekommen, um Lenore zu ehelichen. Der entführt sie in einem wilden Ritt ins Jenseits, Lenore wird dabei vom Pferd geworfen und fährt direkt ins Grab.
Dass die Musik alles andere als düster ist, zeigen die kraftvollen irischen Jigs, Reels, Polkas und Hornpipes, die auch mal von einem beschaulichen Air und zu Herzen gehenden Balladen wie „She’s Like The Swallow“ über unerwiderte Liebe unterbrochen werden. Hier kommen Gudrun Walthers klare warme Stimme und ihr kunstvolles Spiel auf dem Akkordeon voll zur Geltung. Aus der Sicht eines Baumes wird die Geschichte des amerikanischen Bürgerkrieges im Lied der amerikanischen Bluegrass-Band „The Steeldrivers“ beschrieben. Zu Herzen geht auch Bernd Kohlhepps vertonter Text „Heinz fährt Karussell (dabei wird es in ihm hell)“ über einen ausgelassenen Jungen mit Down-Syndrom auf dem Jahrmarkt. Schon mal vormerken: Am 29. November 2019 spielen Walther und Treyz im Weingut Weyell in Dexheim.