Rheinhessische Gemeinde verfügt dank des Vereins „Freifunk Mainz“ über eine hervorragende mobile Internet-Anbindung
Von Torben Schröder
Dolgesheim ist ein beliebter Wohnort für junge Familien. Die Gemeinde ist ganz weit vorne, was das mobile, ungebundene Internet angeht. An vielen Stellen im Ort erhält man Zugang zum Freifunk-Netz.
(Archivfoto: hbz/Jörg Henkel, www.freifunk-mainz.de)
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DOLGESHEIM - Noch vor dem Ortseingangsschild springt das W-Lan an. „Freifunk Mainz“, und das in Dolgesheim. Die Gemeinde ist ein Vorreiter in der Region, was das mobile, ungebundene Internet angeht. Auf der Internetseite map.freifunk-mwu.de sind lauter blaue Punkte verzeichnet. An jedem dieser Punkte steht eine Datenquelle, mal ein Router, mal eine Antenne. Im Mainzer Stadtgebiet wimmelt es vor Punkten, jenseits der Stadtgrenze werden es schlagartig viel weniger. In der VG Rhein-Selz sind zahlreiche Gemeinden noch komplett weiß. Und dann ist da dieser eine Punkte-Knubbel – in Dolgesheim.
Mehr als ein Dutzend Router und Antennen
Mehr als ein Dutzend Standorte gibt es, darunter die Grundschule am Ortseingang, die auch die gegenüber liegende Pizzeria samt Biergarten und Turnhalle mit Daten versorgt. Der Zugang ist denkbar einfach hergestellt: W-Lan-Funktion im Smartphone, Tablet oder Laptop anstellen, auf „Freifunk Mainz“ drücken und schon ist man im Netz. „Und es wählt sich überall automatisch in die Freifunk-Netze ein“, sagt Michael Schreiber. Der Ortsbürgermeister hat auch eine Antenne auf seinem Grundstück platziert, genauso wie das evangelische Pfarramt und die Feuerwehr. Im Dorfgemeinschaftshaus steht ein Router, die Kita direkt nebenan soll bald einen eigenen erhalten. Das Hotel Schlosshof macht mit, die Autowerkstatt, eine Reihe Privatpersonen – sowie, natürlich, das Weingut Held, am Aussiedlerhof und innerorts.
Als Dolgesheim noch nicht mit vernünftigen Internetleitungen bestückt war, ging von Helds Hallendach die Versorgung des Ortes durch die Initiative „DSL Rheinhessen“ aus. Dann kam der Energieanbieter EWR. „Mittlerweile gibt es fast flächendeckend 50 000-Mbit-Leitungen, im Neubaugebiet in der Lehrer-Jung-Straße sind sogar 32 Häuser mit Glasfaser versorgt“, berichtet Schreiber. Die Leitungen sind also gut genug, um etwas abzugeben. 8000 bis 10 000 Mbit sind das in der Regel. „Ich merke das bei mir gar nicht“, sagt der Ortschef. Ein spezieller Freifunk-Router muss angeschlossen werden, und schon läuft das freie Internet für alle, die in der Nähe sind. 50 Euro kostet das Gerät, das im Dorfgemeinschaftshaus steht, auf 80 Euro kam die Antenne an der Grundschule. Karl Endrulat bestellt die Geräte auf Wunsch. Der Kassierer des Dorffördervereins „Zukunft Dolgesheim“ schickt sie zu Ralph Henrich auf die andere Rheinseite. Zur Kerb und zum Treffen der V8-Großmotoren-Freunde ist dieser regelmäßig in Dolgesheim zu Besuch. Im Ehrenamt konfiguriert er alle Router für die rheinhessische Gemeinde, indem er die frei zugängliche Gratis-Software aufspielt. Schreiber holt die Geräte dann auf dem Heimweg von der Arbeit ab. Auf diesem Wege ist schon ein Großteil des Ortes mit freiem Internet versorgt. Das Gros der Router wurde privat angeschafft, für diejenigen, die die Gemeinde besorgte, braucht es nicht einmal einen Ratsbeschluss – zu günstig. Für diejenigen, die einen Teil ihrer Leitungsstärke abgeben, ist das Ganze risikolos, wie Endrulat und Schreiber betonen. Der Freifunk-Verein bürgt für Datensicherheit und Unabhängigkeit. Und braucht man einmal doch seine ganze Leitungsstärke dringend, zieht man einfach den Stecker des Freifunk-Routers.
VERSORGUNG
Mit Stand 15. November waren in der Verbandsgemeinde Rhein-Selz die Hälfte der 20 Städte und Gemeinden punktuell mit Freifunk versorgt.
In Uelversheim (6), Oppenheim (4), Mommenheim (4), Weinolsheim (4), Nierstein (2), Hillesheim (2), Ludwigshöhe (2), Undenheim (1) und Eimsheim (1) gibt es, meist sporadische, Freifunk-Einrichtungen. Spitzenreiter ist Dolgesheim mit 15 Routern und Antennen an 13 Standorten.
In Guntersblum, Hahnheim, Selzen, Köngernheim, Friesenheim, Dienheim, Dexheim, Dalheim, Dorn-Dürkheim und Wintersheim waren zum Stichtag gar keine Freifunk-Router registriert.
Einrichtung ist äußerst unkompliziert
„Es ist äußerst unkompliziert, sich für das ganze Ort W-Lan zu holen“, betont Schreiber. Endrulat verschaffte seinem neu eingezogenen Nachbarn auf diesem Wege Zugang zum weltweiten Web, Schreiber verweist auf eine Familie syrischer Flüchtlinge, die sich gern zum Dorfgemeinschaftshaus begab, um die Daten zu nutzen. Radfahrer können in der, was mobile Daten angeht, nicht wirklich optimal versorgten Gemeinde im Smartphone ihre Routen planen, der Gemeinderat tagt quasi komplett online, es gibt freies Netz im Biergarten, auf den Festen. „Es wäre schön, wenn noch ein paar mehr mitmachen würden“, sagt Schreiber, „aber unser Ort ist schon sehr gut abgedeckt.“ Viel besser jedenfalls als der Rest der Verbandsgemeinde.