Marco Meidinger gibt die Geschäftsführung bei der HGO auf. Sein Nachfolger gilt als Sanierer. Derweil schlägt sich die GWG mit Widersprüchen gegen Nebenkostenabrechnungen herum.
Von Ulrich Gerecke
Reporter Politikredaktion
Unter einem Dach, aber nicht mehr mit demselben Chef: Geschäftsstelle von HGO und GWG in Oppenheim.
(Archivfoto: hbz/Michael Bahr)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
OPPENHEIM - Es ist weiter viel in Bewegung bei GWG und HGO. Am Dienstag verschickte der Aufsichtsrat der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft Oppenheim eine Pressemitteilung. „Professionalität wird bei GWG und HGO vorangetrieben“, lautete die Überschrift aus der Feder des Aufsichtsratsvorsitzenden Marc Sittig.
Die eigentliche Nachricht betraf die HGO GmbH, hundertprozentiges Tochterunternehmen der GWG und wegen des geplanten Erwerbs des Gradinger-Geländes von der Stadt zuletzt in schweres Fahrwasser geraten. Nun gibt HGO-Geschäftsführer Marco Meidinger (zugleich SPD-Stadtratsmitglied) sein Amt mit sofortiger Wirkung auf, „leider“ und aus „persönlichen Gründen“, wie er in der Meldung zitiert wird. Den Posten übernimmt Diplom-Kaufmann Reiner Wenz aus Bad Nauheim.
Meidinger bleibt GWG-Vorstandsvorsitzender, das Gremium komplettieren Wenz und Helmut Krethe. Damit ist zum ersten Mal in der HGO-Geschichte der Geschäftsführer nicht zugleich GWG-Boss. Bis Anfang März hatte der dann zurückgetretene Stadtbürgermeister Marcus Held beide Posten inne, danach sein Wahlkampfbüromitarbeiter Meidinger. Nun wurden die Ämter also personell getrennt. Über weitere Hintergründe der Personalie wurde nichts bekannt. Wenz soll vor allem die „interne und externe Kommunikation“ verbessern, ab 14. September (16 Uhr) gibt es dazu alle zwei Wochen Mietersprechstunden.
Wenz ist in der Wirtschaftsszene kein Unbekannter. Unter anderem war er Geschäftsführer der Ex-Weltbild-Logistik während des Insolvenzverfahrens im Jahre 2015. Beobachter sagten der AZ, es stelle sich die Frage, warum ein Manager mit einer solchen Sanierer-Vita jetzt in Oppenheim auftauche – und was er dort verdient. Ein Insider versicherte der AZ auf Nachfrage nur: „Herr Wenz ist uns nicht von Herrn Held empfohlen worden.“
Negative Schlagzeilen können GWG und HGO im Moment auch nicht gebrauchen. Der Erwerb des Gradinger-Geländes, den die Stadt demnächst durchziehen will, wird die HGO 1,5 Millionen Euro kosten und beide Unternehmen an die Grenze ihrer finanziellen Belastbarkeit führen. Hartnäckig hält sich auch das Gerücht, einzelne GWG-Mitglieder wollten eine außerordentliche Mitgliederversammlung erwirken, um die Besetzung des Aufsichtsrates zu verändern.
Zudem hat die GWG in einigen ihrer Häuser An der Bleiche und im Baumschulweg vor Kurzem die Betriebskostenpauschale drastisch erhöht und Nachzahlungen bis zu 500 Euro verlangt. Dagegen laufen rund 30 Widerspruchsverfahren. Krethe sagte der AZ, er gehe jetzt auf alle Widerspruchsführer zu, tätige auf Wunsch auch Hausbesuche.
Der Grund für die Erhöhung laut Krethe: Ende 2016 hatte Held in den besagten Häusern einen Hausmeister eingestellt, weil es mit Kehrpflicht und „Mülltonnendienst“ nicht klappte und Beschwerden kamen. Darüber seien die Mieter informiert worden. Dafür habe die GWG bisher zu wenig Geld kassiert, „wir hatten keine Erfahrungswerte“. Krethe betont, die Kaltmieten blieben wie Anfang des Jahres versprochen unangetastet: „Wenn ein Mieter sagt, er kann das nicht, vereinbaren wir Ratenzahlungen.“
Jertz argwöhnt: HGO-Kosten auf GWG-Mieter abgewälzt?
Stadtbürgermeister Walter Jertz reagierte mit deutlichem Unbehagen auf die neuesten Entwicklungen bei GWG und HGO. Er stellte eine Verbindung zur Finanzlage bei der HGO her: „Für mich liegt der Verdacht nahe, dass hier HGO-Kosten auf GWG-Mieter abgewälzt werden sollen.“ Wenn die GWG plötzlich über 10 000 Euro Mehrkosten für einen Hausmeister reklamiere, solle sie das nicht bei den Mietern tun, sondern bei dem, der das Personal eingestellt hat – also Held. Krethes Vorgehen sei „Augenwischerei“, die vom GWG-Vorstand deklarierte zusätzliche „monatliche Nutzungsgebühr“ (so der genaue Titel) sei nichts als eine „verdeckte Mieterhöhung“. Die Stadt hält 14 Prozent an der GWG und wolle „die Sozialverträglichkeit der Wohnungen erhalten“. Deshalb will Jertz nicht tatenlos zusehen.