Oppenheim: Erneut rund 250 Demonstranten bei Kundgebung gegen Marcus Held
Von Ulrich Gerecke
Reporter Politikredaktion
Redebedarf: Axel Dahlem (links) und rund 250 Demonstranten lauschen dem Beitrag von Achim Schmitt. Foto: hbz/Michael Bahr
( Foto: hbz/Michael Bahr)
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OPPENHEIM - Auch nach zwei Wochen Pause herrschte am Montagabend das gewohnte Bild auf dem Oppenheimer Marktplatz. Rund 250 Demonstranten, Trillerpfeifen, Sprechchöre und jede Menge scharfe Worte gegen Marcus Held – den Kundgebungen gegen den momentan krankgeschriebenen Stadtbürgermeister scheint die Luft fürs Erste nicht auszugehen. Und der harte, ziemlich gleich bleibende Kern der Protestierer hat mittlerweile jede Menge weiterer Zielscheiben gefunden.
Dass Held am Mittwoch an der Sitzung der SPD-Verbandsgemeinderatsfraktion teilgenommen hatte, war für Demo-Organisator Axel Dahlem naturgemäß ein gefundenes Fressen: „Wir glaubhaft ist ihre Krankmeldung, wenn Sie solche Termine wahrnehmen? Treten Sie zurück!“ Apropos VG Rhein-Selz: Auch mit dem aus dem Amt des Fraktionschefs gedrängten Michael Reitzel rechnete Dahlem genüsslich ab: „Ihr Politikstil ist auch in der SPD nicht mehr erwünscht.“ Einmal in Fahrt, empfahl Dahlem der CDU-Fraktion im VG-Rat, ihren Vorsitzenden Thomas Günther ebenfalls abzuwählen und durch einen „unbelasteten Vorstand“ zu ersetzen.
Dafür gab es ebenso Beifall wie für erneute Attacken gegen den geschäftsführenden Stadtchef Helmut Krethe und die Beauftragten sowie die SPD-Fraktion, die eine Mischung aus Buh-Rufen und Spott ernteten. Mit besonderem Applaus wurde dagegen SPD-Mitglied Torsten Kram bedacht, das sich zuletzt kritisch über das Gebaren der eigenen Partei geäußert hatte. Dass sich bei der jüngsten Mitgliederversammlung der Genossen 19 Mitglieder bei einem Antrag auf Krams Seite gestellt hatten, wertete Dahlem als positives Signal: „Da scheint es noch mehr kritische Stimmen zu geben.“
Kloos soll Stellplatzablöse an Stadt zurückzahlen
„Die SPD ist weit davon entfernt, glaubwürdig zu sein“, schimpfte Achim Schmitt und empfahl der SPD-Fraktionschefin im Stadtrat, Stephanie Kloos, sie solle gefälligst die 22 500 Euro Stellplatzablöse zurückzahlen, die ihr Held erlassen habe. „Das wäre glaubwürdig.“
Erstmals meldete sich bei der nunmehr sechsten Demo mit der Vorsitzenden Stephanie Steichele-Guntrum eine Vertreterin der FDP zu Wort. Die Rhein-Selz-Parteichefin beklagte vor allem ein Klima der Denunziation, das mittlerweile im Internet um sich greife: „Es ist nicht normal, darüber Buch zu führen, wer an einer Demonstration teilnimmt.“ Das sei genauso wenig hinzunehmen wie politische Günstlingswirtschaft oder die Einschüchterung Andersdenkender. „Ich werde mich nicht an diese Unkultur gewöhnen.“
„Mittlerweile haben wir schon Tageslicht“, erinnerte Dahlem scherzhaft daran, dass die erste Demo vom 8. Januar nun schon eine ganze Zeit zurückliege. Einen langen Atem werde man noch brauchen – zumal die Staatsanwaltschaft die Causa Held nicht so schnell aufrolle, wie sich Dahlem das wünschen würde: „Natürlich soll sie gründlich arbeiten, aber es wäre schön, wenn sie irgendwann zu einer Anklage käme.“ Auch da gab’s wieder: Trillerpfeifen und Beifall.