Mannheimer Kammerchor und Organistin Anna Linß spielen in Oppenheimer Katharinenkriche
Von Bernhard Mayer
Voll und dynamisch differenziert füllte der Mannheimer Kammerchor den hohen Klang-Raum in der Oppenheimer Katharinenkirche. Foto: hbz/Michael Bahr
( Foto: hbz/Michael Bahr)
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OPPENHEIM - „Singet dem Herrn ein neues Lied“ – einen besseren Anlass für die Gestaltung eines inhaltsreichen Chor- und Orgelkonzertes als den Sonntag Kantate hätte man sich nicht vorstellen können. So hatte Kantor Ralf Bibiella allen Grund, den Mannheimer Kammerchor unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Johannes M. Michel und die Organistin Anna Linß in der Katharinenkirche herzlich willkommen zu heißen.
Mit akzentuierter Rhythmik und verspielter Leichtigkeit
Raritäten und Klassiker: Ein weitgespanntes Spektrum, auf die Kirchenjahreszeit bezogene zentraleuropäische Chor- und Orgelmusik, sollte die Zuhörer erfreuen. Drei Kompositionen von Christopher Tye (1505-1572) Giovanni Croce (1557-1609) und Heinrich Schütz (1585-1672) zeigten die Vielfalt der musikalischen Mittel: Klare akzentuierte Rhythmik, komplexe Polyphonie und verspielte Leichtigkeit setzten das „neue Lied“ in musikalische Form. Die achtstimmige Motette zum Himmelfahrtsfest „O clap your hands“ von Orlando Gibbons (1583-1625) beeindruckte. Saftig, voll, dynamisch differenziert füllte der in weitem Halbkreis aufgestellte Chor den hohen Raum.
Von Siegfried Karg-Elert gibt es wenig Chormusik. Seine zum Singen gut geeigneten Kompositionen regten Johannes M. Michel dazu an, kleinere Stücke von Karg-Elert als Grundlage einer Missa Brevis zu bearbeiten. Ein wunderbar farbiges Werk. Das Kyrie schlicht und warm, ein farbiges und fröhliches Gloria, zarte Streicher beim Sanctus und ein heiteres Osanna, beendet von einem innigen AgnusDei. Die konzentrierte Aufführung mit Anna Linß an der Orgel und dem gesamten Chor auf der Orgelempore war ein eindrucksvolles und in dieser Konstellation selten zu hörendes Ereignis.
D-Dur-Praeludium und Fuge von Johann Sebastian Bach. Differenzierte Dynamik, verspielte Motive. Ein herrliches Stück Orgelliteratur, meisterhaft interpretiert von Anna Linß, Kantorin an der Christuskirche Mannheim.
Die Orgelsonate Nr. 3 von Felix Mendelssohn Bartholy überrascht immer wieder neu mit ihren kontrastreichen Stimmungen. Auf eine festliche Einzugsmusik folgt die Fuge mit einem außergewöhnlich markanten Thema. Dieses ist unterlegt mit dem Lutherchoral „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“, gespielt mit doppeltem Pedal. Mit einem schlichten Choral klingt das außergewöhnliche Werk aus. Die ausgezeichnete Solistin Anna Linß verstand es, die vielfältigen Klangmöglichkeiten der Oppenheimer Woehlorgel in den Dienst der Musik zu stellen. „Wer unter dem Schirm des Höchsten ist“ – die Psalmvertonung des jüdischen Komponisten Louis Lewandowski (1821-1894) gelang dem Chor eindringlich.
Noch einmal achtstimmig: „Hilf mir Gott“ (Psalm 54) des in den letzten Jahren zunehmend wiederentdeckten Komponisten Albert Becker (1834-1899). Unter dem schnörkellosen, sich auf das wesentliche konzentrierenden Dirigats von Johannes M. Michel gaben die ausgezeichneten Sängerinnen und Sänger noch einmal ein Beispiel höchst kultivierten und transparenten Chorklangs. Dankbaren Beifall gab es für einen reichen Abend der Kirchenmusik.