Mainzer Virtuosi begeistern Pulikum bei Kammerkonzert im Oppenheimer Kulturkeller
Von Beate Nietzel
Editorin Rheinland-Pfalz-Desk
Großen Anklang fand das Gastspiel der Mainzer Virtuosi unter Leitung von Anne Shih im Oppenheimer Kulturkeller. Foto: hbz/Michael Bahr
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OPPENHEIM - Vertraute Klänge und fremdartig-faszinierende Tonfolgen gingen jetzt eine bestrickende Verbindung auf höchstem Niveau ein – und das bei freiem Eintritt, lediglich eine Spende erbat das junge Ensemble, das das Publikum im voll besetzten Kulturkeller am Oppenheimer Amtsgericht in Begeisterung versetzte.
Assoziationen zu Kuckuck, Turteltauben und Finken
Die Mainzer Virtuosi hatten sich angesagt, und zunächst erfüllten laue Frühlingslüfte (Solistin: Pyunghwa Choi) wie auch kräftige Sommerstürme (Anetta Mukurdumova) das Gewölbe, als das junge Kammerorchester die ersten beiden von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ intonierte. Zischende Waldbrände, zagende Ziegenhirten und träumende Hütehunde, dann wieder das Schlagen und Rufen von Kuckuck, Turteltauben und Finken – alle diese Assoziationen weckte das Spiel der jungen Streicher.
Zusätzlich führte Anne Shih charmant durch die Soirée, zu der der Erste Stadtbeigeordnete Hansjürgen Bodderas die Zuhörer begrüßte. Entstanden sei die Idee zu diesem Gastspiel bei dem Besuch einer Delegation aus China mitsamt Kurt Karst, Vorsitzender der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Mainz-Wiesbaden.
TERMIN
Der nächste Auftritt der Mainzer Virtuosi in der Region ist am Freitag, 30. Juni, um 20 Uhr mit Solist Julius Berger beim „Treffpunkt Klassik“, Mittsommernachtstraum beim Open Air des Schott-Musikverlags, Weihergarten 5, in Mainz.
Auf dem Programm stehen Werke unter anderem von Mozart, Mendelssohn-Kunstovny und Schubert. Tickets gibt es unter www.frankfurter-hof-mainz.de (22,30 Euro; Schüler und Studenten 15 Euro)
Anne Shih, Professorin an der Mainzer Musikhochschule, gründete das Ensemble vor zehn Jahren und bezeichnet sich heute als „Coach“ für die vielversprechenden, meist jungen Leute, die teilweise noch im Studium stecken oder sich schon auf dem Absprung Richtung internationale Laufbahn befinden. Aus aller Herren Länder – Deutschland, Großbritannien, Südkorea, China, Taiwan, Usbekistan, USA, Russland oder Bulgarien – stammen die jungen Virtuosen an Geige, Bratsche oder Cello, die auch schon auf Tourneen etwa durch England blicken können und auf eine Konzertreise im Herbst nach China hoffen.
„Sie sammeln Erfahrung und lernen Selbstständigkeit“, umreißt Anne Shih die Kompetenzen des rund 20 Köpfe zählenden Klangkörpers, deren jüngstes Mitglied 16 Lenze zählt, dem wiederum ein 70-jähriger Veteran am Kontrabass gegenübersteht – der weilt jedoch derzeit auf Konzertreise durch Taiwan.
Neue Musik und historische Aufführungspraxis – weit ist der Bogen der Mainzer Virtuosi gespannt. Und so brachten sie in Oppenheim Werke aus China dem Publikum nahe. Ein aus vier Virtuosi gebildetes Streichquartett spielte drei volkstümliche Melodien, von denen das Stück „Jasmin“ auch ein wichtiges musikalisches Motiv in Puccinis Oper „Turandot“ bildet.
Fröhliche Energie wiederum versprüht die „Frühlings-Ouvertüre“, die, so Anne Shih, oft bei den chinesischen Neujahrskonzerten erklinge. Melancholisch dann „Sevdana“ (Solistin: Irina Borissova), ein 1944 entstandenes Werk des bulgarischen Komponisten Georgi Slatew-Tscherkin, der in den 50-er Jahren drei Jahre lang als Gesangspädagoge in Peking und Shanghai wirkte.
Die chinesische Legende von zwei unglücklich Liebenden fasst das Violinkonzert „Butterfly Lovers“ in Töne (Solistin: Amelie Xiaojun Huang), das zu den berühmtesten Orchesterwerken der chinesischen Musik zählt. Und wenn am Ende zarte Klänge den Flügelhauch des nach dem Tod in Schmetterlinge verwandelten Paares durch das alte Gewölbe perlen lassen, dann eröffnet sich dem Zuhörer eine Ahnung von der Faszination der Musik am anderen Ende der Welt.