Das „Ensemble 1684“ und die Kantorei St. Katharinen beeindrucken mit Adventsmusik in der Katharinenkirche. Unter anderem wurde das „Magnificat“ von Rosenmüller aufgeführt.
Von Fred Balz
Vokal- und Instrumentalsolisten des „Ensemble 1684“ aus Leipzig gestalteten gemeinsam mit der Kantorei St. Katharinen Oppenheim ein Konzert mit Advents- und Weihnachtsmusik.
(Foto: hbz/Michael Bahr)
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OPPENHEIM - Erhaben, aber nicht hochnäsig: Strahlende Posaunen, schmachtende Geigen, der Reiz historischer Instrumente wie Zink, Dulzian oder Violon und natürlich feierlicher Gesang aus 50 Kehlen – all das macht barocke Klangpracht aus. Nach kurzer Instrumentaleinführung des „Magnificats“ in Bläserakkorden und aufstrebenden Streicherklängen beginnt ein sich steigernder Sangesreigen, in dem das „Magnificat anima mea Dominum“ (Meine Seele erhebt den Herrn) in wundervollen Koloraturen wechselweise zwischen Chor und Solisten in lichte Höhen getrieben wird.
Verantwortlich für diese sich wild entfaltenden Klänge in der gut besuchten Oppenheimer Katharinenkirche war Johann Rosenmüller (1617 bis 1684), ein nahezu vergessener Komponist des Frühbarock, der Zeit vor Johann Sebastian Bach. Dass der fast die Hälfte seines Lebens in Venedig lebende und arbeitende Komponist heute noch aufgeführt wird, liegt an seinem Einfluss auf Vivaldi und seinen sinnlichen Hymnen und Lobpreisungen, die als festliche Adventsmusik Freude, Leid und Zuversicht auszudrücken vermögen. Mit dem „Ensemble 1684“ wurde ein Leipziger Ensemble Alter Musik gewonnen, das sich der Erschließung und Wiederaufführbarmachung der Musik Rosenmüllers gewidmet hat.
Während das „Ensemble 1684“ unter der Leitung des Leiters des Leipziger Gewandhauschores Gregor Meyer mit vier männlichen und vier weiblichen Gesangssolisten sowie zwölf Orchestermusikern bereits bestens mit Rosenmüller vertraut ist, musste sich die 40-köpfige Kantorei St. Katharinen unter der Leitung Ralf Bibiellas erst mit den fordernden Werken auseinandersetzen. Doch man kann sagen, dass die Verschmelzung von Chor und Solisten zu einem Klangkörper perfekt gelang.
Es war eine wahre Freude, den unterschiedlichen Akteuren zuzuhören. Den Sopranistinnen Clara Barbier und Sophia Backhaus und den Altistinnen Florence Pettet und Helene Erben standen die Tenöre Christopher Fischer und Alexander Hemmann sowie die Bassisten Tobias Ay und Markus Berger gegenüber. Das Barockorchester war mit zwei Geigen, zwei Bratschen, Bass, drei schlanken Posaunen, zwei Zinken (Blasinstrumente), einer gitarrenartigen Violone und dem fagottähnlichen Dulzian besetzt.
Auch in den weniger aufwändig besetzten Werken wie dem innigen „Bleibe bei uns“ oder dem fast solistischen Lobgesang „Ego te laudo“ beeindruckten die feinsinnigen Koloraturen der Solisten, denen eher knappe Orgel- oder Streicherakkorde gegenüberstehen.
Ein weiterer Höhepunkt war die Lobpreishymne „Confitebor tibi, Domine“, die auch ohne die Strahlkraft der Blasinstrumente das Lob auf den gerechten Gott vielgestaltig zu interpretieren wusste.
Die Eingangssequenz der „Sinfonie e sonate da camera“ zeigte die Klangpracht des Orchesters ohne Sangesbeiträge. Hier konnte man sich auf die unterschiedlichen Klangfarben der Instrumente konzentrieren.
Der Wechselgesang von „Fürchte dich nicht“ geriet zum barocken Ohrwurm der besonderen Art. Der ultimativen Hymne aller Beteiligten „Laudate Dominum“ als Jubelchor mit dem ausufernden „Amen“ folgte ein nahezu intimes „Also hat Gott die Welt geliebt“.