Zur dritten Oppenheimer Nacht öffneten Gastronomen und lokale Akteure ihre Pforten. Drinnen gab’s Leckereien und jede Menge Anekdoten. Zudem war der Marktplatz bunt illuminiert.
Von Manuel Wenda
Der historische Marktplatz war zur dritten Oppenheimer Nacht in vielfarbiges Licht getaucht.
(Foto: hbz/Michael Bahr)
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OPPENHEIM - Nach der Premiere 2018 und der zweiten Auflage im vergangenen Frühjahr ging nun die dritte „Oppenheimer Nacht“ an den Start. Am Freitag und Samstag hatten verschiedene Gastronomen und lokale Akteure ihre Pforten geöffnet, um Impulse für ein lebendigeres Stadtleben zu setzen. Die Firma Aurora Eventtechnik, die mit ihren Installationen in den Weinbergen und vor allem auf Burg Landskron für Aufmerksamkeit sorgt, hatte den Marktplatz in vielfarbiges Licht getaucht, extra zur Oppenheimer Nacht herrschte Betriebsamkeit im Gillot Haus.
„Wir öffnen zur Oppenheimer Nacht und nächste Woche zum Katharinenmarkt“, sagt Isabelle Gillot. Oppenheim habe als Stadt viel zu bieten, meint die Tochter von Sektkellerei-Besitzer Volker Gillot, aber in Bezug auf die Ausgehmöglichkeiten sei noch Luft nach oben. Im Hugenottenhof empfängt Volker Gillot seine Gäste, mit vielen Besuchern ist er im Gespräch. Wie fällt seine Bilanz der bisherigen Oppenheimer Nächte aus? „Der Auftakt war gut, die Veranstaltung im Frühjahr ein kompletter Reinfall. Es hat nur geregnet. Von mir aus könnte man sich auf die Termine im Oktober konzentrieren.“
Schätze in historischen Anwesen
Der Hugenottenhof hat eine besondere Atmosphäre: „Uns ging es immer darum, die Gäste, so lange sie bei uns sind, wie Familienmitglieder zu behandeln“, erklärt Gillot. So hat sich über die Jahrzehnte ein Stammpublikum gebildet. Gillot führt den Besucher in den Wohnbereich der Räumlichkeiten. Als er das Haus in den Siebzigern übernahm, begann er mit Wiederinstandsetzungsarbeiten, packte viel mit an und ist daher auch emotional aufs Engste mit dem Hugenottenhof verbunden. In seiner Jugend, erzählt er, war er im Rennsport aktiv, nach der Auflösung seines Rennstalls hatte er „Geld in den Taschen“. Er entschloss sich, große Summen in den Hugenottenhof zu investieren. Mit professioneller Hilfe legten er und seine Frau etwa eine Stuckdecke frei, die ihresgleichen sucht, Gillot erläutert die abgebildeten Szenen: Der Lauf der Jahreszeiten wird gezeigt, außerdem finden sich Darstellungen von Großtrappen. Diese Vogelart gehört mit 16 bis 20 Kilo zu den schwersten Flugvögeln und war lange am Oberrhein heimisch, die letzten Populationen in Deutschland findet man heute in Mecklenburg-Vorpommern.
Einen weiteren Schatz präsentiert Gillot: Sein ungemein detailreich wie kunstvoll gestaltetes Klavier der Firma Thürmer steht im Zimmer, kurz greift Gillot in die Tasten. Er hat das Instrument restaurieren lassen, einmal im Jahr kommt ein polnischer Klavierbauer zur Wartung nach Oppenheim.
Im Weingut Völker empfangen Beats und helles Licht auf der Tanzfläche die Eintretenden, im Keller führt Josef Völker durch die historischen Gewölbe, deren Ursprünge in die Römerzeit zurückreichen. Eine Familie aus Lübeck verfolgt Völkers Vortrag aufmerksam, sie ist in Uelversheim untergebracht und nutzt den Abend für einen Abstecher nach Oppenheim.
Josef Völker spricht leidenschaftlich über die unterirdischen Gänge, streift Etappen der Stadtgeschichte: Die Römerzeit und das Mittelalter (in dem das Labyrinth zeitweise jüdischen Händlern als Lagerstätte diente) werden gestreift, ebenso wie die große Zerstörung von 1689. Der Keller, so Völker, habe an vielen Stellen eine traumhafte Akustik, er gewähre eine Atmosphäre, welche meditative Stimmungen ermögliche. Dann geleitet er den Gast in den Garten, der direkt unterhalb der Katharinenkirche gelegen ist. Ein spiritueller Ort.
Am Freitagabend ist die Resonanz der Oppenheimer Nacht durchwachsen. Lebendig ist es in „Adam’s Bar“, Wirtin Isabelle Scholz steht voll hinter dem Veranstaltungskonzept. Das „Oppenheimer Bierchen“ ist bei ihr zu Gast, es gibt eine Verkostung. Scholz glaubt, dass Musik auf dem Marktplatz wohl mehr Publikum angezogen hätte.
Diese Einschätzung teilt Tuheed Khan im Merian Hotel: „Ich finde es schade, dass sich nicht alle Gastronomen in Oppenheim beteiligen“, sagt er, „wir sollten an einem Strang ziehen.“