Frank Zimmermann will die Oppenheimer für das Thema Freifunk gewinnen. Er wirbt für offene Router vor allem in öffentlichen Gebäuden der Stadt und in der VG Rhein-Selz.
Von Torben Schröder
Freies WLAN, dafür wirbt Freifunk. In der VG Rhein-Selz geht die Entwicklung des freien Netzes langsam voran. Im Oppenheimer Rathaus kann man freies WLAN nutzen.
(Archivfoto: hbz/Bahr/VRM)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
OPPENHEIM - Ein Besucher ist gekommen. Nein, das Thema Freifunk bewegt in Oppenheim und der Verbandsgemeinde Rhein-Selz wirklich nicht die Massen. Frank Zimmermann möchte das ändern. Der Vorsitzende des Vereins Auxilium Mummerum und Mitglied beim Freifunk Mainz e.V. wollte bei seinem Vortrag im Oppenheimer Jugendhaus für die Ausweitung des Freifunks werben. „Rhein-Selz ist sehr zurückhaltend, warum auch immer. Die VG Sprendlingen hat schon mehr als 30 Router angeschafft, die Kreisverwaltung Mainz-Bingen geht auch voran.“ Im Kreishaus in Ingelheim, im Jobcenter sowie an den Zulassungsstellen in Oppenheim und Bingen seien bereits Freifunk-Einrichtungen vorhanden.
Und auch in der VG Rhein-Selz gibt es die ersten Pioniere seitens der öffentlichen Verwaltung. „In Mommenheim gibt es einen Router am Rathaus, in Uelversheim wurde das komplette Dorfgemeinschaftshaus ausgerüstet“, berichtet Zimmermann. In Ludwigshöhe und Gau-Bischofsheim gebe es Bestrebungen, und auch das Oppenheimer Rathaus hat eine – kleine – Vorrichtung, um freien, passwortlosen Internetzugang zu gewähren. Von seinem Wesen her ist der Freifunk etwas Dezentrales. Es geht um für jedermann zugängliches Internet, das auf nicht-kommerziellem Wege errichtet wird. „Jeder, der einen Router hinstellt, ist Teil des Ganzen“, sagt Zimmermann. Wichtig ist, dass das Ganze unzensiert und, aufgrund mehrfacher Verschlüsselung, sicher ist. „Es gibt keinen überwachten Datenverkehr, niemand bremst etwas aus.“
Das Grundmotiv ist ein idealistisches, Zimmermann spricht von freiem Zugang zu Wissen und Kultur, für möglichst jedermann und überall. „Es geht um den Aufbau selbstverwalteter Netze als Alternative zur zentralen Infrastruktur.“ Wobei diese den Ausgangspunkt bildet. Denn die Router funktionieren so, dass sie Internetsignale verteilen. Ein Beispiel: Ich habe einen Internetanschluss, mein Nachbar nicht, also teile ich meinen Zugang mit ihm. So geht es von Antenne zu Antenne, Router zu Router. In mehr als 650 Städten und Gemeinden gebe es bereits Freifunk. Eine Vereinsmitgliedschaft ist nicht erforderlich, wobei es beispielsweise in Mainz aus rechtlichen Gründen einen Verein gibt. Denn die Freifunker haben die Erlaubnis bekommen, Antennen auf einem Gebäude der Unimedizin zu errichten, und das muss abgesichert sein. „Je mehr mitmachen, desto sicherer läuft das Ganze“, sagt Zimmermann. Je mehr Knoten das Netz hat, desto weniger fällt der Ausfall einzelner Router ins Gewicht. Am 5. November wurden 1147 Freifunk-Knoten im Bereich Mainz, Wiesbaden und Umgebung gezählt. Im Internet unter map.freifunk-mwn.de sind die Standorte dargestellt. „Jeder kann mitmachen“, betont Zimmermann. Die Masse seien private Haushalte, aber beispielsweise werde der Tritonplatz in der Mainzer Altstadt vom Staatstheater versorgt. Die Bäckerei Lüning arbeite in zahlreichen Filialen mit Freifunk. Auch für die Gastronomie, in Hotels und Ferienwohnungen, Firmen sowie der öffentlichen Verwaltung eigne sich das Konzept, denn es lasse sich komplett vom innerbetrieblichen Netz abkoppeln. Die „Sicherheitslücke Mitarbeiter“ würde entfallen, wenn E-Mails, Messengerdienste und das Surfen im Netz separat über die Freifunk-Kanäle liefen.
Und es ist nicht mal teuer. Ein Router kostet 35 bis 100 Euro, die Software ist frei zugänglich, auf zehn bis 20 Minuten taxiert Zimmermann die Installationsdauer. „Mit großzügig gerechnet 1000 Euro, den Elektriker, der Kabel verlegt, eingerechnet, kann man ein öffentliches Verwaltungsgebäude mit Freifunk bestücken“, betont er. Die Daten würden über den Verein Freifunk Rheinland laufen, der den Status eines Providers und daher keine Pflicht zur Aufzeichnung von Daten und zur Auskunft habe. „Und es besteht keine Rückverfolgbarkeit zum Endgerät.“