Don Kosaken Chor sorgt für musikalischen Hörgenuss in der Oppenheimer Katharinenkirche
Von Wolfgang Höpp
Der Don Kosaken Chor, der unter Leitung von Wanja Hlibka steht, präsentierte in der Katharinenkirche Kirchen- und Volkslieder. Foto: hbz/Michael Bahr
( Foto: hbz/Michael Bahr)
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OPPENHEIM - Was bewegte Heerscharen von Menschen, in die Katharinenkirche zu gehen? War es vielleicht ein verpasster Gottesdienst, eine Ausstellung oder eine ganz besondere Veranstaltung? Ja, es handelte sich um das einmalige Konzert des Don Kosaken Chores Serge Jaroff in Oppenheim.
Der A-cappella-Chor wurde 1919 von Serge Jaroff in einem Internierungslager bei Istanbul gegründet und brachte die russische Musikkultur in alle Welt. Fast 60 Jahre später endete die Ära Serge Jaroff. Nach einigen Jahren Pause formierte sein Nachfolger Wanja Hlibka den Chor neu und setzte damit die Geschichte des Don Kosakenchores Serge Jaroff erfolgreich fort. 15 hoch konzentrierte Sänger und der Dirigent Daniil Jurilow, alle im Kosakengewand, begannen im Altarraum der Katharinenkirche mit einem markigen Fortissimo unüberhörbar das ausverkaufte Konzert.
Mit dem „Credo“ von Gretschaninow, „Vater unser“, „Herr erbarme Dich“ und „O Herr wir singen Dir“ von Rachmaninow wurde im kirchenmusikalischen Teil eine orthodoxe Messe abgebildet, die in der Praxis bis zu vier Stunden dauern kann. Frappierend ist der große Stimmumfang, den die Gesangsformation zu bieten hat, tiefe Bässe und in den Tenorlagen bis fast in den Sopranbereich hinein. Der stimmgewaltige Gesamtklang des menschlichen Klangkörpers Don Kosaken füllte, durch die gute Akustik begünstigt, das Gotteshaus. Das Konzert wurde von dem dankbaren Publikum mit viel Beifall und Bravorufen bedacht.
Bei „Glocken von Jerusalem“ wechselten sich laute und leise Töne mit einfühlsamen, dann wieder fordernden Passagen ab. Mit „In dulci jubilo“ endeten schließlich die geistlichen Lieder. Dass bei den Don Kosaken die weltliche Musik in Form der alten Volksweisen zu Hause ist, bewies der zweite Teil. Plötzlich verschwanden die andächtig ernsten Mienen aus dem Chor. Beim Volkslied „Auf dem russischen Jahrmarkt“ und der Klosterballade „Die zwölf Räuber“ konnten sich die Sänger so richtig austoben und fast jeder sang jetzt auch als Solist.
Bei der sich anschließenden altbekannten Weise „Abendglocken“ war durch den geschickten Einsatz des Basses zum Erstaunen des Publikums jeder Glockenschlag herauszuhören. Dann kam, was alle insgeheim schon gehofft hatten, das Aushängeschild des Chores, der gesungene Tanz „Kalinka“, zur Aufführung. Bei dieser Gelegenheit wurde vom Don Kosaken M. Gumennyi eindrucksvoll demonstriert, wie ein Sänger durch geschickte Atemtechnik in der Lage ist, einen Ton fast eine halbe Minute zu halten, ohne zwischendurch atmen zu müssen.
Das russische Volkslied „Eintönig klingt hell das Glöckchen“ war sicherlich der Höhepunkt des gelungenen Events. Der Solist S. Kriuchkov lief dabei zur Höchstform auf, als er die alte Weise einfühlsam mit geschlossenen Augen geradezu zelebrierte. Bescheiden bedankte sich der Countertenor danach mit einer tiefen Verbeugung beim Publikum, das seine Leistung mit Ovationen und Bravorufen würdigte. Kaum enden wollte auch der Applaus nach der Zugabe des Hochzeitsklassikers „Ich bete an die Macht der Liebe“. Ein fulminanter Abschluss eines außergewöhnlichen Gastspiels, zur Wiederholung jeder Zeit bestens geeignet.