Alle siebten Klassen der Oppenheimer IGS bei Projekt zur Gewaltprävention mit dabei
Von Beate Nietzel
Editorin Rheinland-Pfalz-Desk
Rollenspiel über Geschlechterunterschiede mit Bennet undAnna Lea. Foto: hbz/Stefan Sämmer
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OPPENHEIM - Lauter Zicken und Macker sind da im Klassenraum der 7b zugange, umringt von sensationshungrigen Mitläufern. „Die nervt uns voll“, zeigen ein paar Mädels auf die am Boden hockende Emily. Diese klagt, sie werde ausgegrenzt und gehänselt. „Und was macht ihr so?“, fragt Simone Schlager das fiese Grüppchen. Schulterzucken, „keine Ahnung“ Wenig später ist es Mariusz, der geschubst und verhöhnt wird, seine Armbanduhr fliegt in die Ecke. „Er ist das Opfer“, analysiert Robin korrekt.
Typische Konfliktsituationen in den Klassen
Der Unruhestifter meint: „Das fühlt sich cool an“. Und dass er die Zuschauer auf seiner Seite weiß, sei auch cool. Diese wiederum wissen: „Wenn wir nicht mitmachen, werden wir auch gemobbt“. Mobbing: „Die am häufigsten verbreitete Form von – in diesem Fall psychischer – Gewalt an deutschen Schulen“, weiß Holger Meier. Von rund 500 000 Mobbing-Opfer gehe man aus, so der Kriminalbeamte. Um Kinder und Jugendliche für dieses Problem zu sensibilisieren, ist er gemeinsam mit der Diplom-Pädagogin Simone Schlager nebenberuflich in den Schulen der Region unterwegs.
Und jetzt hat sich jede der vier siebten Klassen der Oppenheimer IGS in dieser und der kommenden Woche je einen ganzen Schulvormittag lang mit den Themen Selbstbehauptung und Mobbing auseinandergesetzt. „Es geht um Gewaltprävention und Konfliktbewältigung, Deeskalation und Zivilcourage“, beschreibt Holger Meier das Gesamtpaket aus Rollenspiel, Erarbeiten von Lösungen, Nähe-Distanz-Übungen, Körpersprache-Training, Empathie-Entwicklung und auch mal kräftigem Zulangen mit Pratze und Bruchtestbrett.
Da wird aus der „Reise nach Jerusalem“ auf einmal die „Reise nach Solidarien“, wenn bei der Jagd nach freien Stühlen keiner ausscheidet, sondern auf den Schoß genommen wird, bis sich zum Schluss alle Teilnehmer „stapeln“.
„Was könnt ihr anders machen?“, fragt Meier jetzt aber erstmal die auf Krawall gebürstete Jungengruppe nach ihren Ideen zur Entschärfung der – gespielten – Situation. Drei Jungs stellen sich zögernd vor das „Opfer“, schirmen Mariusz von seinem Peiniger ab. Gar nicht so schwer, eigentlich.
Dass eine solche Schulung notwendig ist, steht auch für Kai Conzemius außer Frage: „Es lässt sich eine Verrohung im gegenseitigen Umgang beobachten, es mangelt an Respekt, in der Pause auf dem Schulhof wird immer mal geschubst, im Sportunterricht unfair gefoult“, so der Klassenlehrer der 7b, der das Selbstbehauptungs-Projekt jetzt zum ersten Mal an die IGS holte und organisierte, unterstützt von Schulsozialarbeiterin Caroline Buchert und Schulleitung.
Im Vorfeld wurden typische Konfliktsituationen in den einzelnen Klassen dem Kurz-Duo übermittelt, im Nachgang soll das Ganze mit den Kindern nachbereitet und im Team evaluiert werden. „Unser Ziel ist, dass sich der Kurs künftig jedes Jahr für die siebten Klassen etabliert“, unterstreicht Kai Conzemius. Allerdings wäre dann die Frage des Geldes zu klären. Mit 25 Euro pro Kopf schlägt das Projekt zu Buche – zur Premiere allerdings war es kostenfrei. „Unser Förderkreis hat einen Teil der Kosten übernommen, im Boot waren zudem Kreisverwaltung, Bildungsministerium und die Schule selbst“, erklärt Conzemius.