Seit 17 Jahren unterstützt der evangelische Arbeitskreis „Äthiopien“ in Zornheim eine Schule in Ambo. Jetzt bringt die Pandemie das Hilfsprojekt an die Grenzen.
Von Theresa Breinlich
Bereits seit 17 Jahren unterstützt der Zornheimer Arbeitskreis die Schule in Ambo.
(Foto: Äthiopien-Verein/Volker Störing)
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ZORNHEIM - Nach 17 Jahren droht der Schule „Hundee Guddinaa“ (Deutsch: Bildung ist die Wurzel für Entwicklung) in der Kleinstadt Ambo in Äthiopien das Aus. Die Zukunft von etwa 300 Schülern ist damit ungewiss, und damit alles, wofür der Arbeitskreis „Äthiopien“ der Evangelischen Kirchengemeinde Zornheim seit 2003 gekämpft hat. Das Team hat den Bau der Gebäude, die Lehrergehälter und das Schulgeld ärmerer Kinder mit mehr als 120 000 Euro Spendengeldern unterstützt. Jetzt fehlen 20 000 Euro, damit die Mädchen und Jungen weiter lernen können. „Wenn wir das Geld nicht aufbringen, muss das Schulgelände verkauft werden“, erklären Volker Störing und Susan Durst von der Arbeitsgruppe.
Das Problem: Wegen der Pandemie waren in dem afrikanischen Land seit März die Schulen geschlossen. Jetzt im Oktober mit Beginn des neuen Schuljahres öffnen sie wieder unter Hygieneauflagen. Die Regierung verlangt nun von allen Privatschulen, dass sie die Lehrergehälter in den Monaten der Schließung weiterbezahlen. Die Eltern sollen 60 Prozent der Schulgebühren aufbringen.
Zehn bis 15 Prozent der Kinder hatte der Arbeitskreis immer schon unterstützt. Doch jetzt haben noch weniger Väter und Mütter Geld für Bildung, da sie wegen des Lockdowns ihre Arbeit verloren haben. Es kamen nur 20 Prozent des benötigten Betrags zusammen. Gleichzeitig sind in Äthiopien die Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen in den vergangenen zwölf Monaten stark gestiegen.
Um das Schuljahr zu Ende zu führen und die Verpflichtungen gegenüber dem Staat zu erfüllen, haben die Unterstützer aus Zornheim nun alle Reserven aufgebraucht. Sie hatten in den vergangenen Jahren Rücklagen gebildet, da sie nicht alle Spendengelder auf einmal nach Äthiopien überweisen wollen, sondern nur bestimmte Beträge auf Anfrage für einen bestimmten Zweck. Auch die Kirchengemeinde hat Geld aus ihrem Budget beigesteuert. Susan Durst und Volker Störing bedanken sich bei Pfarrerin Violetta Gronau für die gute Unterstützung der Kirchengemeinde.
11 000 Euro gingen so im Schuljahr 2019/2020 nach Äthiopien. Jetzt ist das Konto leer. „Und hier stehen wir jetzt und wissen nicht, wie es weitergeht. Wir sind unverschuldet in die Situation geraten. Die Frage ist: Wie können wir die Schule langfristig wieder auf stabile Beine stellen“, meint die Zornheimerin. Im letzten Schuljahr mussten monatlich 1736 Euro aufgebracht werden. Das bedeutet, dass mehr als 20 000 Euro benötigt werden, um sie bis zu den nächsten Sommerferien offen zu halten. Volker Störing hat ausgerechnet, dass die Kosten pro Schüler im Monat zehn Euro betragen. Mit einer Spende von 60 Euro könne man einem Jungen oder Mädchen also sechs Monate lang den Schulbesuch ermöglichen. Nach einem halben Jahr möchten sie berichten, wie sich die Lage in Äthiopien entwickelt hat.
Die Schule wurde auf Initiative des Äthiopiers Moroda Mosa gegründet, zu dem der Arbeitskreis engen Kontakt hielt. Er wurde im letzten Jahr bei ethnischen Unruhen in Ambo getötet. Die achtklassige Schule und der Kindergarten konnten jedoch weitergeführt werden. Ziel ist es, auch Kindern aus ärmeren Schichten eine qualifizierte Bildung zu ermöglichen, etwa durch kleinere Klassen als in den staatlichen Schulen. „Bildung ist der Schlüssel zum Erfolg im Leben“, davon ist Susan Durst überzeugt. Und diese Chance sieht sie für die Kinder in Ambo in Gefahr.