Im Zornheimer Ratssaal präsentierte Wolfgang Nieß Stücke von Rossini zum Thema Essen und berichtete in Anekdoten über dessen kulinarisches Leben
Von Bina Stutz
„A Tavola con Rossini“ im Zornheimer Ratssaal präsentierte Wolfgang Nieß, Dozent am Peter Cornelius-Konservatorium Mainz, Stücke von Rossini zum Thema Essen und berichtete in Anekdoten über dessen kulinarisches Leben. Foto: hbz/Judith Wallerius
( Foto:
hbz/Judith Wallerius)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
ZORNHEIM - Die „Sünden des Alters“ bestehen für Gioachino Rossini (172 – 1868) in erster Linie aus Essen. Das belegt zweifelsfrei sein über 100 Klavierstücke umfassendes, gleichnamiges Spätwerk. Auf Einladung der Damen der Kulturinitiative Zornheim (KIZ) gibt es daraus reichhaltig und Appetit anregend im vollbesetzten Ratssaal zu hören.
Die musikalische Schlemmerreise unter dem Titel „A Tavola con Rossini“ mit kulinarischen Klavierwerken präsentiert der Konzertpianist Wolfgang Nieß und würzt die einzelnen Stücke kräftig mit Anekdoten sowie biografischen Daten und Fakten. So ist zu erfahren, dass Rossini bereits 37-jährig mit „Wilhelm Tell“ die letzte seiner 39 Opern schrieb, um fortan Einkommen und Leibrente in Kochlöffel und Schlemmerei zu investieren. Nieß erzählt, der Ex-Kompositore habe auch beim Arbeiten ausschließlich ans Essen gedacht. So beginnt das Menu Musicale mit „Radieschen“ und es ist schnell herauszuhören, dass die nicht nur mit einer Prise Salz gewürzt sind. Über „Die Butter“ kündigt Nieß an, sie passe zu allem und so modifiziert Rossini ein wiederkehrendes Motiv variantenreich. Hilfreich und kurzweilig sind die Textpassagen, denn ob „Romantisches Hackfleisch“ oder „Braten“, es hapert ein wenig mit der Vorstellungskraft, welches Geschmackserlebnis der Meister der komischen Oper auf der Zunge verspürt haben mag, als er diese Stücke schrieb. Etwas besser gelingt es bei „Uff! Die kleinen Erbsen“, da hat die Tonfolge etwas Kullerndes. Aber die erklingen erst nach der Pause, bis zu der das Publikum so viel Appetit Anregendes erlebt hat, dass sich die Schlemmerteller mit drei Variationen von Quiche, Hackbällchen und natürlich Radieschen großen Zuspruchs erfreuen.
Absurditäten der Gaumenfreuden
Rossini soll „gefressen haben wie drei Scheunendrescher“, zitiert Nieß, Dozent für Klavier in der Musikschule Mainz, einen Zeitzeugen. Die Samstagssoiréen des Ehepaars Rossini müssen legendär gewesen sein, auch wenn der Maestro seinen Gästen nicht unbedingt das Feinste gegönnt habe und die üppigen Früchte zum Dessert Mietobjekte waren, deren Verzehr Rossini zu verhindern wusste. Der Pianist findet deutliche Worte in lebendigem Textvortrag zwischen seinem kraftvollen Spiel. Eine gewisse Absurdität liegt in den Gaumenfreuden die den Komponisten so vehement inspiriert haben, was der Virtuosität in den Stücken und der Spielfreude in der Darbietung keinen Abbruch tut.
Seiner zweiten Ehefrau Olympe widmete Rossini „Die Trockenfeigen“ und „Die Mandeln“, mit denen er sie zu verwöhnen pflegte. Zum Schluss kommt es, wie es bei allzu viel Völlerei kommen muss: Die Verdauung schafft es nicht aus eigener Kraft. So schließt der Abend eindrucksvoll mit „Kleiner Rizinuswalzer“ und das Publikum rast und ist restlos begeistert.